Mit großen Amis gelingen in der Regel keine preiswerte Umbauten. Mit einer Harley-Davidson Sportster schon eher …
Dass man was selber bauen kann, ist eine Voraussetzung, um ein enges Budget einzuhalten. Dass man außerdem einen eBay-Account haben sollte, ist nun auch kein großes Geheimnis. Und dass als Basis für ein günstiges Bike ein billiger Japaner am besten taugt, das wisst ihr doch längst.
Harley-Davidson Sportster – Kein Starrrahmen
Halt, zurück, falsch – nämlich zumindest den letzten Punkt lassen wir so nicht stehen. Die Sportster 883 von Roman beweist ganz lässig und very klassisch, dass ein preiswerter Umbau auch für eine Harley locker zu stemmen ist. Dabei hatte der gelernte Metallbauer eigentlich fest vor, erst mit 50 auf eine Ami-Karre umzusteigen. Roman fuhr bis dato immer Motorrad, sehr gerne Yamahas SR 500, weil »die so schön klassisch aussieht, eigentlich gar nicht wie ein Japaner«, erklärt er uns.

Und eigentlich stand der Plan zum Kauf einer Bonneville auch soweit fest, wäre ihm nicht die 86er Sporty dazwischengekommen, die er für einen guten Preis schießen konnte. Der Vorbesitzer war übrigens TÜV-Prüfer und das Bike nahezu original. Ein teurer Umbau kam für Roman aber von Beginn an nicht in Frage. Auch deshalb gabs keinen Starrrahmen für die Kleine. »Find ich zwar sehr geil, aber zu teuer«, gibt Roman zu. Trotzdem will er zeigen, dass ein sanfter Umbau für kleines Geld auch bei einer Harley kein Ding ist.
Optik über Komfort
Um zumindest eine annähernde Rigid-Optik zu erzielen, sollte die Harley so tief wie möglich kommen und den Fender möglichst nah am Rad tragen. Das gelang, zwei Zoll konnte Roman auf den Boden gut machen, »zu Lasten der Bequemlichkeit – das Ding ist hart wie ein Brettq, gibt er immerhin zu. Bei den Anbauteilen entschied sich Roman zwar für eine überschaubare Liste, aber absolut ausgewählte Ware. So erstand er Teile wie das Sparto-Rücklicht, den Solosattel oder die Anderson-Fußrasten über Online-Auktionen, gerne auf der amerikanischen eBay-Seite.

Da Roman die abgebastelten Original-Teile seiner Sportster weiterverkauft, ist sein Umbau am Ende nahezu ein Null-auf-Null-Geschäft. Arbeitszeit selbstverständlich nicht einkalkuliert. Hätte man die nämlich berechnet, wäre vor allem die Lackierung ein teurer Spaß geworden. Roman wollte das Finish selbst durchführen und zahlte Lehrgeld. Dreimal wurde lackiert, bevor er zufrieden war. Das Ergebnis überzeugt mit schlichter Klasse … Nur gut, dass Roman sich seinen Motorradwunsch schon vorm 50. Geburtstag erfüllten konnte, er hätte eine Menge Spaß verpasst.
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.