Alfreds Softail wird zur Spielwiese für den Teileentwickler in ihm und führte letztlich zur Gründung einer eigenen kleinen Manufaktur.
»Eine ganze zeitlang bin ich trotz Führerschein gar kein Motorrad gefahren«, lacht Alfred »Freddy« Smolik. Irgednwie hatte es sich einfach nicht richtig ergeben. Und dann, ganz plötzlich, musste es losgehen. Alfred kauft sich eine Forty Eight, »ich hab nix gegen japanische Bikes, aber ich wollte dann doch gleich Harley fahren«, erklärt er. Doch die Sportster wird ihm schnell zu klein, so folgt auf Harleys Kleine eine Softail Slim.
Ohne umbauen geht es nicht
Wie schon bei der Sporty geht es ohne Umbau nicht, also ab in die Werkstatt, Alfred hat einiges vor. Von Anfang an hat er den Plan, sein Bike auch auf Tourentauglichkeit auszurichten, denn 18000 Kilometer Fahrleistung im Jahr bekommt er schon zusammen, darunter auch weitere Touren nach Osteuropa oder in den Süden. Sein Hauptberuf als Chef einer Firma für Modellbau wird bei seinem Vorhaben, einen coolen Tourer aufzubauen, noch gute Dienste leisten.
Wir stehen vor Alfreds modernem Bobber. Der Slim hat er einen dickeren Hinterreifen spendiert, das Heck ist für die Aufnahme eines 200ers umgestrickt. Die Originalschwinge blieb dabei ungerührt. Alfred speicht um, benutzt eine breitere Felge. Tatsächlich zieht der Heckumbau einige Zusatzarbeiten nach sich. Ein Riemenrad mit Spacer muss im richtigen Abstand montiert werden. Auch Modifikationen am inneren Fender und dem Riemenschutz sind notwendig, bis das Rad frei dreht.
Harley-Davidson Softail Slim – Fetter Reifen mit fettem Fender
Ein fetter Reifen darf zudem einen fetten Fender tragen. Alfred nutzt dafür zwei Fat-Boy-Schutzbleche, die er auseinanderschneidet und auf Stoß wieder zusammenschweißt. Ein bisschen Fummelarbeit ist das, bis die Neigung stimmt. Die interessiert übrigens auch den TÜV, weil Alfred sein Kennzeichen in den Fender integriert. Dazu wird ein »Fenster« aus dem Schutzblech ausgeschnitten, eine Art Rahmen für das Schild gebaut, das danach sauber im Schutzblech versenkt werden kann.
Die Behörden haben daran nichts auszusetzen, alle Zulassungsvorgaben inklusive Beleuchtung sind sauber erfüllt. Auch andere Teile muss Alfred selbst anfertigen. So entwickelt er Derbycover, die er in ihrer Optik durch individuelle Logogravuren verändern kann. Durch den Bau von Teilen für die eigene Harley und der entsprechenden Aufbaustory, die Alfred akribisch im Internet dokumentiert, entstehen die ersten Anfragen von potentiellen Kunden, die ebensolche Teile haben wollen. Und so wird der Aufbau gleichzeitig zum Gründungsbaustein für eine eigene Produktlinie unter dem Label »IQ Customs«. Dabei sollte der Clou für die Slim eigentlich erst noch kommen.
Harley-Davidson Softail Slim – Touren-Verkleidung für den Vielfahrer
Wer viel fährt, weiß den Vorteil einer Verkleidung zu schätzen, auch der Bayer kennt die Vorzüge. Als Basis für seines nutzt er einen Schild von Memphis Shades, der innerhalb von nur ein paar Sekunden per Klickverschlüssen an die Front seiner Harley montiert werden kann. Die Maske kann auf das jeweilige Modell konfiguriert werden und ist in ihrer Höhe einstellbar. Freilich macht ihre Montage wieder andere Änderungen notwendig.
Da die Batwing die eigentliche Blinkeraufnahme verdeckt, konstruiert Alfred Blinkerhalter, die er direkt an die Federgabel montieren kann. Auch sie bietet er heute in seiner kleinen Firma an. Die Maske selbst individualisiert Alfred in Sachen Lackierung und passt sie so optisch dem Rest seines Bikes an. Das wird übrigens vom Profi lackiert, die Airbrusharbeiten dagegen übernimmt Alfred selbst.
Eine Maske allein macht noch keinen Bagger
Und wer jetzt jammert, dass eine Maske allein noch keinen Bagger macht, dem können wir den Wind aus den Segeln nehmen. Alfred entwickelt weiter, denn eine passende Sissybar und Koffersysteme müssen schon noch sein. Dann heißt es wirklich: Vom Bobber zum Bagger in wenigen Sekunden.
Info | iq-customs.de
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.
Bei soviel „Detailliebe“ sollten die vorderen Blinker nicht in den Himmel leuchten, sondern waagerecht! Die Schnittkanten am vorderen Fender sehen aus, wie mit der Blechschere aus dem Baumarkt abgeknabbert! Vor allem passen die scharfen Kanten optisch nicht zum Rest der Blechteile an der Maschine! Da gibt es keine weiteren winkligen Linien!
Immer geil die Typenbezeichnungen der Yankees o.V.i.A.
Combat = Kampf
Ein deutsches Produkt bekäme dafür mindestens eins zwischen die Hörner oder Boxerzylinder:
„Mein Kampf“