Es ist schon einige Jahre her, da rockten diese sauberen Harley-Davidson Softail Bobber die Customszene
Mittlerweile ist Rado nicht mehr im Geschäft. Aber die Bobber-Umbauten des Frankfurters faszinierten die Szene, stießen seinerzeit direkt in die aufkeimende Retro-Welle. Und Rado bewieß, dass es nicht immer nur Knuckle, Pan und Shovel sein müssen. Er baute seine Bikes mit klassischer Attitude gern auf moderner Softail-Basis.
Harley-Davidson Softail, voll auf Fifties
Seinen Stil hatte Rado früh gefunden. Er baute das, was ein Fifties-Fan vertragen kann: Bobberstyle. Als Automechaniker hatte er irgendwann mal angefangen, »super langweilig meine Lehrzeit an einer Tankstelle.« Und trotzdem brachte ihn die Stelle weiter und gipfelte Jahre später in der Gründung einer eigenen Custom-Werkstatt.

Der Weg war eigentlich vorgezeichnet, mit 19 schraubt er bereits in einer Halle an Harleys und SR 500, vor der Selbständigkeit arbeitete er als Mechaniker bei renommierten Customizern. Aber eines hatte immer Bestand. »Meine Öfen sahen schon immer so aus«, lenkte er den Blick auf die zwei Softails.
Das cleane Zwillingspärchen
Bevorzugte Basis-Bikes sind sie sowieso, weil gut fahrbar trotz knackigem Look. Und so trennt das Zwillingspärchen »Brown Sugar« und »71« in ihrem Ursprung auch nur einige Baujahre. Dass die Kundenmoppeds nach dem Aufbau als lupenreine Bobber die hessische Werkstatt verließen, wusssten Rados Kunden immer im Vorfeld.

Bei beiden Mopeds ging der Customizer vor dem eigentlichen Aufbau den immer gleichen Weg – komplett auseinander bauen. Und dann per Hand wieder zusammen. Nicht, ohne die Motoren vorher rundum zu erneuern. Neue Vergaser und Luftfilter gab er ihnen mit auf den Weg. Die 99er Softail bekam überdies Zündung und Kupplung ersetzt.
Harley-Davidson Softail – auf die elegante Tour
Die Rahmen beider Bikes wurden sorgfältig gecleant, bevor die Evos wieder rein durften. Alles, was überflüssig erscheint, musste weg. »Abspecken und Leistung rein«, nannte der Meister das. Oft nutzte er für seine Umbauten Anbauteile, so ging für ihn bei seinem Double nix über die authentischen W&W Springer-Gabeln. »Trotzdem, was selbst gemacht werden kann, habe ich auch immer selbst gemacht.«

Da entstand zum Beispiel die Auspuffanlage der »Brown Sugar« in Seligenstadt, während die der »71« per Paket aus Österreich kam. BSL war der Absender. Bei der Feinarbeit entschied sich der Customizer für Minimalismus. Alles sollte nach so wenig wie möglich aussehen. Angefangen bei dem kleinen Peanut-Sportster-Tank der Einundsiebziger oder der kettenfettfreien Kustom-Tech Ritzelbremse der Braunen. Schöner Nebeneffekt des Ritzels ist der saubere Look des Rades.
Feines Finish
Bei anderen Teilen verließ sich Rado auf Bekanntes. Cat Eye-Rücklichter, Bates-Lampen und die Armaturen von CPV finden sich an beiden Bikes wieder. Die Minimalfender und Lenker – einmal ausladend breit, einmal knackig kompakt – sind Eigenbauten. Auch bei den Lackierungen verlässt man sie sich auf Freunde des Hauses. Die einfarbigen, sauberen Finishs entstehen bei Buddies wie Holgi und Maze. Feine Pinstripes ergänzen hier und da das jeweilige Werk.

Am Ende standenn zwei alltagstaugliche, bequeme Motorräder, die trotz »gewöhnlicher« Softail-Basis rebellisches Fifties-Flair versprühen. Das Rockabilly-Herz hüpft im Potato-Sound.
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.
Mega schön Motorräder!