Andy Niemis Harley Shovelhead ist einer der herausragenden Chopper der letzten Jahre
»Serienmotorräder werden designt, um allen zu gefallen. Sie sind das Ergebnis vieler Kompromisse – und deshalb sind sie auch nicht so cool oder persönlich, wie sie sein könnten«, erklärt der Finne Andy Nieminen uns seine Sicht der Dinge. Die Besucher scharen sich währendessen um sein Bike. Es zieht alle in seinen Bann, ist stets umringt von Menschen, die die Details betrachten und fachsimpeln. Zwei Worte fallen an diesem Wochenende auf der Bikeshow in Deutschland immer wieder. »Showbike« und »unfahrbar«. Aber ein kleines Detail lässt uns das Gegenteil vermuten.
Nein, kein Showbike!
Das improvisierte Gaffertape-Schutzblech, das noch immer an der ewig langen Gabel klebt, ist normalerweise ein untrüglicher Beweis für eine lange Fahrt. Das finnische Kennzeichen an der Shovel hatte die Sache doppelt spannend gemacht. Nach langer Suche und Herumfragerei machten wir den Erbauer und Besitzer Andy Niemi, Customizer in seiner eigenen Werkstatt »Flying Choppers«, auf dem weitläufigen Gelände ausfindig. Und nun stehen wir hier.
Er bestätigt unsere Vermutung: »Ja klar, auf eigener Achse, 2000 Kilometer. Ich war einen Tag früher da als geplant, also habe ich noch einen Umweg gemacht und ein paar Freunde in Holland besucht«, lacht er. Andy ist in der skandinavischen Szene und darüber hinaus bekannt, einige Pokale hat er für seine Chopper schon auf internationalen Shows abgeräumt. Doch dieses Bike baute er nicht, um damit Preise zu gewinnen.
Harley Shovelhead Fahrmaschine
Vielmehr war eine Fahrmaschine der große Wunsch des Customizers, ohne seine persönlichen Vorlieben für die alte Kultur hintenanzustellen, versteht sich. »Ich hatte ein schweres Jahr hinter mir und brauchte endlich wieder ein Bike zum Fahren. Da habe ich einfach eins aus den Teilen gebaut, die ich noch in der Werkstatt rumliegen hatte«, gibt er zu Protokoll.
Der dabei entstandene Chopper will nicht so recht in eine der bekannten Schubladen passen und wirkt doch in sich unglaublich stimmig und authentisch. Andy kombinierte einen Early Shovel-Motor mit Panhead-Köpfen, beliebte Spielart von vielen Bikebuildern. Ein starres Heck ließ er vernickeln und schweißte es an den vorhandenen Serienrahmen.
Die gebogene Gabel als Hingucker
Ebenfalls eine Nickelschicht erhielt die gebogene Springergabel, die er zuvor verschmälerte und verlängerte. »So eine Gabel wollte ich schon immer bauen, sie entspricht der im Logo meiner Werkstatt«, erzählt er. Die Gabel mündet übrigens nicht in einer komfortablen Bremsanlage, sondern im Nichts.
Hinten begnügt sich Andy mit einer wuchtigen Trommel, die Straßen in Finnland gehen sowieso und zum Glück vorzugsweise nur geradeaus. Viele weitere Teile baute er selbst, »allein für die Befestigungsschelle des Gaszugs am Rahmen gingen einige Stunden drauf, bis sie so war, wie ich wollte.«
Harley Shovelhead mit großartigen Details
Das einzige »Anzeigeinstrument« ist die zwischen Tank und Lenkkopf in den Rahmen integrierte Öldruckleuchte. »Irgendwie will ich halt schon wissen, was im Motor los ist«, ist Andys lapidare Aussage dazu. Überall finden sich weitere großartige Details, sei es die Auspuffanlage, die ganz unkonventionell zwischen Rahmen und Hinterrad verlegt wurde oder der umgeschweißte Mopedtank, auf den Andy direkt die Wegbeschreibung nach Herten notierte.
Und entgegen aller Fahransprüche trägt das gesamte Motorrad eine Patina, die einen glauben lässt, es hätte die letzten Jahrzehnte als stummer Zeitzeuge in irgendeiner Garage überlebt. Vermutlich sind es diese Widersprüche, die die Jury in Herten überzeugen.
Das Bike gewann viele Auszeichnungen
Als Andy auf die Bühne gerufen wird, um den »Best of Show«-Pokal entgegenzunehmen, verpasst er die Siegerehrung beinahe. Er hatte schlicht nicht damit gerechnet. Als wir uns am Morgen danach mit ihm zum Fotografieren treffen, legt er großen Wert darauf, die Fahrbarkeit des Choppers ausführlich zu demonstrieren, inklusive einiger Wheelies.
Und als er sich für die Heimreise entspannt gegen den an der selbstgebauten Sissybar befestigten Seesack lehnt und mit breitem Grinsen losrollt, glauben wir ihm endgültig, dass dieser Chopper nur zum Fahren gebaut wurde.
Info | flyingchoppers.com
Meinen Geschmack trifft dieses Fahrzeug nicht . Sieht aus wie ein Bonanzafahrrad mit NSU Quickly Tank . Soetwas habe ich schon vor 50 Jahren gebaut aus einer alten Zündapp .