Diese Harley-Davidson Shovelhead war das Erstlingswerk des Österreichers Roland Hirschmann – es überzeugte auf Anhieb

Roland ist Automatisierungstechniker. Sein Job hat mit dem Bau von Motorrädern rein gar nichts zu tun, doch die Faszination für Technik jeglicher Art, die war immer da. Nach dem Kauf des ersten Motorrades dauerte es nicht lange, bis er erste Kontakte in der Customszene schloss.

Abgewrackte Basis

Eigentlich perfekte Motorräder noch besser zu machen oder alten Karren neuen Glanz zu verleihen, das faszinierte Roland. »Mal sehen, ob ich das auch kann«, dachte sich der Österreicher, kurz darauf stand eine abgewrackte Shovelhead in seiner Garage. Eine Basis für den Neuaufbau war also vorhanden und Roland begann, die Harley Stück für Stück zu zerlegen.

Hochwertige Teile – wie die PM-Bremszangen – an alten Bikes zu verbauen, bleibt ein Trend

Und weil er mit einem Harley-Umbau komplettes Neuland betreten hatte, eignete er sich per Internet und mittels Fachbüchern sämtliches Wissen an. Schließlich wollte er einen Großteil der Teile eigenhändig anfertigen. Als Erstes ersteigerte sich Roland einen West-Coast-Choppers-Tank. Da der Tank allerdings für Highneck-Chopper mit gestretchtem Backbone gedacht war, musste der Winkelschleifer ran.

Harley-Davidson Shovelhead mit passender Springer

Der Österreicher kürzte den Behälter zuerst um zehn cm, verschmälerte und verschweißte ihn wieder. Gleichzeitig fertigte er einen neuen tieferen Tanktunnel an. Eine Oldstyle-Springergabel wurde geordert, ein passendes 21er-Vorderrad ersteigerte Roland auf eBay. Den vorderen Bremssattelhalter konstruierte er selbst und ließ ihn aus hochfestem Aluminium fräsen. Auf ihm sitzt die Vierkolben-Anlage von PM.

Oldschool in Hochglanz: Springergabel und Z-Lenker funkeln um die Wette

Als Nächstes ging es an den Bau des Öltanks. Dazu schweißte er passende Halbhohlkugeln an ein entsprechend großes Rohr an. Von diesen halbkugelförmigen Deckeln trennte er einen Großteil wieder ab und schweißte Flanschplatten an. Ergänzend entstand der Batteriekasten, der die Kontur des Öltanks aufnimmt. Dieses Bauteil war insofern schwierig, da erst eine passende Batterie-größe gefunden werden musste, die zwischen die Rahmenstreben passte und einen mühelosen Ein- und Ausbau gewährleistet.

Eigenleistung an Fender und Sitzbank

Für die Abdeckung des Hinterrades wurde ein Fenderrohling verwendet, der für die passende Kontur zerschnitten, gebogen und wieder verschweißt wurde. Für die Sitzplatte schnitt Roland ein V2A-Blech zurecht. Anschließend wurden Stege aufgeschweißt und Deckbleche angefertigt, bis die Konturen ein harmonisches Bild abgaben.

Crime-Scene-Choppers-Luftfilter

Hundertprozent handgemacht ist auch die doppelwandige Auspuffanlage, in die unzählige Arbeitsstunden flossen. Endstücke aus Messing runden die Optik ab. Mit Bernhard Laschober von Airvolution fand Roland den Airbrusher seines Vertrauens. Brauntöne in einer Kombination aus matt und glänzend sollten es werden.

Harley-Davidson Shovelhead mit überholtem Triebwerk

Während das Bike beim Lackieren war, nahm sich Roland das Triebwerk vor, den ersten Motor, den er je überholt hat. Allzu große Überraschungen blieben zum Glück aus. Die Kurbelwelle gab er zur Überarbeitung in einen Fachbetrieb. Da die Pleuellager ausgeschlagen waren, wurden kurzerhand neue Pleuel verbaut und die Kurbelwelle neu gewuchtet.

Seine Punziererin lernte Roland in einem Umbau-Forum kennen. Sie machte die schlichte Stahlblech-Sitzplatte zum Eyecatcher

Der Vorbesitzer hatte eine scharfe Nockenwelle und starre Stößel verbaut. Da Roland den Motor nicht auf Leistung, sondern auf Langlebigkeit trimmen wollte, wechselte er auf eine moderatere Nockenwelle von Andrews und neue Hydrostößel. Ein neuer S&S-Super-E-Vergaser, gepaart mit einem Luftfilter von Crime Scene Choppers, dazu Ölleitungen aus Messingrohren, fertig.

Der große Moment

Nach gut einem Jahr dann der große Moment: Roland füllte sämtliche Flüssigkeiten ein und betätigte zum ersten Mal den Startknopf – was für ein Gefühl, als die Harley zum ersten Mal zum Leben erwachte …

 

 

Roland Posch