Hamburg Harley Days, Sonntagmittag, wir sehen viele Originalbikes. Da kommt Matze mit seiner Shovelhead vorbei … den schnappen wir uns
Es war ein schöner Zufall, dass Matze sein Motorrad bei einer Veranstaltung mit 60000 Besuchern ausgerechnet gegenüber von unserem Stand parkte. Wie die Wurst im Joghurtregal stand die Shovelhead da, hob sich wohltuend ab vom Einheitsornat der Serienmaschinen. Also Papier und Stift rausgekramt, dem Typ mussten wir eine Nachricht hinterlassen.
Shovelhead Forever
Und während wir die Haben-Wollen-Notiz noch an den Lenker fummeln, steht besagter Typ schon vor uns. Ein paar Kronkorken ploppen auf und schon sind wir mittendrin, in Matzes Shovelhead-Leidenschaft und einem Gespräch über den Wert der alten Dinge.

Die Liebe zum Shovel, die sitzt tief beim 56-Jährigen aus Lüneburg. Die erste besaß er 1993, die gehörte vorher mal dem Schah von Persien, beim Abschleifen seinerzeit wird türkisfarbener Lack sichtbar. Und sie bringt auch irgendwann das Geld, als Matze verkaufen muss, weil er gerade Vater geworden war und Prioritäten sich verschoben.
Der EVO-Ausrutscher
Die nächste Shovel kauft er in Gelsenkirchen, fährt sie auf Achse in den hohen Norden und braucht dafür ganze 36 Stunden. Das Bike wird restauriert und in Zahlung gegeben, als Matze sich im Suff in einen Evo-Chopper verliebt, »der einzige Ausrutscher«, wie er sich erinnert. Das Bike hat breite Reifen, ist schwer fahrbar, und wird dem gebürtigen Dänen irgendwann in Kopenhagen geklaut.

Danach passiert erst einmal eine zeitlang nichts in die Richtung. Aber der Kauf eines langgabeligen Schwedenchoppers weckt die Affinität zum Schaufekopf erneut. Als Matze im ersten Lockdown seinen Laden schließen muss, braucht er Geld. »Keiner wusste ja damals, was kommt, also hab ich den Chopper zu Kohle gemacht«, gesteht er. Irgendwann ist auch das Thema ausgestanden, ein neues Bike muss her.

Eigentlich war er auf der Suche nach einer dänischen Nimbus, die er zum klassischen Rennmotorrad umbauen wollte, da stolpert Matze über eine Unfall-Shovel zu einem wirklich fairen Preis. »Da darfst du nicht zögern, nicht verhandeln, schon gar nicht am Telefon«, sagt der, der solche Verhaltensweise nach eigener Aussage selbst nicht ausstehen kann. Und weil er sofort und ohne Nörgelei den Kaufwunsch anmeldet, bekommt er auch den Zuschlag.
EIN ERBÄRMLICHER HAUFEN
Seit einem kompletten Neuaufbau war das Bike gerade mal 400 Kilometer gelaufen, bevor ihm ein Kleintransporter ins Heck rauschte und aus dem hübschen Aufbau einen Haufen Altmetall machte. Zwei Dinge waren aber wichtig: Der Rahmen war nicht verzogen, und auch der Motor hatte nichts abbekommen. Nötig waren so eigentlich nur ein paar Richtarbeiten, dazu sollten Hinterrad, Sitzbank, Tank, Auspuff, Vergaser und neuer Lack strahlen, das restliche Setup mit der flachen Form passte soweit.

Matze gab das Motorrad für den Grundaufbau zu einem Fachbetrieb, »der auch optisch wirklich gute Arbeit leistete, sich allerdings bei der Technik ein paar ordentliche Patzer erlaubt hat«, wie er rückblickend anmerkt. Der Betrieb existiert heute nicht mehr, weswegen wir ihn an dieser Stelle auch nicht explizit erwähnen. Zumal die finalen Arbeiten am Ende bei »Mat’s Restaurations« stattfanden. So nennt Matze die Hobbywerkstatt, in der er alten Dingen neues Leben einhaucht, »denn es gibt nichts Besseres, als Sachen wiederzuerwecken, die andere Leute einfach liegengelassen haben.«
Shovelhead – FEHLERBEHEBUNGEN UND DETAILS
Matze kümmert sich zunächst um die Fehlerbehebung aus der ersten Aufbaustufe gekümmert. Der Motor war schon weitestgehend fertig, das Getriebe muss allerdings revidiert werden, »die Custom-Fachwerkstatt hatte eine paar Sicherungsbleche darin einfach vergessen«, seufzt Matze, der zum Glück über die Fähigkeit verfügt, die Dinge wieder ins rechte Licht zu rücken, »ich schraube, seit ich 13 Jahre alt bin.« Am restlichen Antrieb gibt’s dafür nix zu meckern, »der läuft bis heute wirklich toll, auch mal mit 160 km/h, gar kein Problem.« Das Hinterrad wird neu aufgespeicht, die hintere Bremsanlage war in der Werkstatt schon gemacht worden, samt eigens gebauter Halter.

Der Lenker ist Matze besonders wichtig, in Richtung Board Track soll es gehen. »Und ich wollte dem Frontend einfach mehr optisches Gewicht verpassen. Bei einem Betrieb in den USA lässt er seinen Wunschlenker auf Maß fertigen, »das war sündteuer, aber den Aufriss wert.« So genießt er heute den Blick auf seine Front, wenn er fährt, »der lange Vorlauf erinnert mich an alte Fahrräder«, auch eine dieser Leidenschaften des Lüneburgers.
Goldene Linierungen
Überhaupt führte dieses Hobby auch zu einem weiteren Detail an der Shovelhead. »Diese Altherrenräder hatten gern so goldene Linierungen«, die setzt Matze als Krönung der eigens aufgebrachten Lackierung auf den Fendern um. Aber das reicht im Detail noch nicht. Matze erinnert sich an alte NSU Quicklys. »Die hatten so eine Messingspange über den Tank gezogen.« Er übernimmt die Idee und baut das Teil aus einer alten Teppichleiste nach. Sie wird mit dem Tank verbunden und dann kalt drüber gebogen.

Für das Aufarbeiten, Lackieren und Instandsetzen der Maschine braucht Matze nur knapp acht Wochen. Weitere Umbauten mit der Shovel plant er nicht. »Ich finde, die steht hervorragend da.« Finden wir auch, sonst wären wir nicht direkt drauf angesprungen.

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