Die Harley-Davidson Panhead von Marcus beweist, dass sich das Verbauen von Zubehörteilen und echte Handwerkskunst nicht ausschließen müssen
Das kann ja jeder«, ein oft gehörter Satz von selbsternannten Superschraubern, die milde über die lächeln, die sich die Teile für einen Umbau per Internet oder Katalog bestellen. Dabei kommt es gar nicht unbedingt darauf an, die achte Umlenkung für den Gasbowdenzug zu konstruieren oder die Fußrastenanlage aus dem Vollen zu fräsen. Denn letztlich, und da sollten sich alle einig sein, ist ein gutes Custombike eines, bei dem das Gesamtbild stimmt.
Erst ein Mauerblümchen
Und das hat der Marcus aus Berlin wahrlich sehr sauber umgesetzt. Dabei sah seine Panhead schon mal ganz anders aus. Ein Mauerblümchendasein hatte das Bike bei den HD-Doctors – einer bekannten Harley-Werkstatt – gefristet, war gar ursprünglich als Dragster mit original Straightleg-Rahmen konzipiert.
Und aus Bayern stammte die Pan obendrein auch noch, das mögen Berliner ja schon mal grundsätzlich nicht. Gut, dass Marcus ein weltoffener Kerl ist und den Dornröschenschlaf der Harley mutig beendete. Die Metamorphose konnte beginnen.
Beste Materialien für den Motor
Das Herz eines jeden Motorrades ist natürlich der Motor und dem sollten wir an dieser Stelle unsere ganze Aufmerksamkeit widmen, ist er hier doch eine wahre Wuchtbrumme. Immerhin war er ursprünglich auf Xzotic-Basis als Rennmotor geplant und deshalb mit den besten Materialien bestückt. Das Gehäuse verstärkt, die Zylinder und Zylinderköpfe von STD verbaut, das Innenleben komplett mit S&S- und JIM’S-Teilen gepimpt, ein absolutes Höllengerät.
Bei der Zündung wurde auf eine bewährte Crane zurückgegriffen, mit Doppelzündung in jedem Zylinder für eine optimale Verbrennung, das Ganze im »Kickstart only«-Modus. Mit Bore und Stroke bringt der V2 annähernd 98 cui (etwa 1600 ccm) zusammen und punktet mit Leistung satt in allen Bereichen. Original belassen – abgesehen vom Zahnräderwerk von JIM‘S und der hydraulischen Kupplung – wurde dagegen das Vierganggetriebe.
Harley-Davidson Panhead mit gestreckter Linie
Der 3-Zoll-Primärantrieb stammt von BDL und bleibt stilsicher offen! Der Clou, als Shortblock passte das Aggregat in den originalen Rahmen und nach anfänglichen Ölpumpen- und Entlüftungsproblemen lief der Motor wie ein Uhrwerk. Da durfte die Optik nicht zurückstecken. Die gestreckte Linie erreichte Marcus besonders durch die Verwendung von Roland-Sands-Verstell-Alugabelbrücken, die auf 5 Grad eingestellt sind, damit der Nachlauf stimmt und das Handling des Choppers nicht leidet.
Die Frontlampe von Headwing fließt da gleich wunderbar mit. Seit Hot-Rod-Legende Cole Foster sein berühmtes »Blue Bike« vorstellte, ist sein wunderschöner Tank auch im Katalog erhältlich und war schon oft erste Wahl im Custombike-Bau. Hier wurde das Ganze noch getoppt, indem Marcus die motogadget-Armaturen im Tankblech versenkte.
Keine Kompromisse bei den Rädern
Bei der Räderwahl machte unser 39-jähriger Berliner keine Kompromisse – was aktuell bei den Baggern große Mode ist, kam nämlich auch für Marcus’ Chopper gerade recht. Ein 26-Zöller vorne musste sein. Hinten wurden etwas moderatere 18 Zoll mit einem angenehmen 150er-Reifen gewählt, das Ganze auf Design-Felgen von SouthernMotorcylesWorks aus den USA.
Gestoppt wird die Fuhre vorne mit Vierkolbenzangen und Scheibe, hinten mit der Ritzelbremse von K-Tech. Und als Farbtupfer spendierte Marcus eine rote Sekundärkette. Rote Kontraste finden wir auch an den Faltenbälgen, den Griffen und dem Metalflake-Sitz.
14 Monate Bauzeit für die Harley-Davidson Panhead
Der Roland-Sands-Lenker wird mittlerweile von mehreren Custom-Factorys gebaut, besticht aber immer noch durch sein eigenwilliges Design und ist leider das einzige Teil, mit dem Marcus nicht mehr richtig zufrieden ist. Er muss – der Leistung geschuldet – demnächst weichen. Das Finish der Panhead entstand durch das Rippen-Design auf Öltank, Lampe sowie dem gestrahlten Steuerdeckel und durch die feine Metalflake-Lackierung.
14 Monate Bauzeit vergingen vom ersten Schraubendreher bis zum Roll-out der Panhead, auch der Baurat – so nennen Hauptstädter ihren TÜV – segnete den Umbau letztlich ab. Und wenn Marcus nicht gerade mit einer seiner Police-Harleys unterwegs ist, sieht man ihn auf den Berliner Straßen mit seinem durchweg gelungenen »Racing-chop«-Panolution um die Ecken flitzen. Dickes P.