Diese Harley-Davidson Panhead ist ein Vorzeige-Showbike, gebaut wurde sie für eine der größten Bikeshows weltweit
Es sollte längst jedem bewusst sein: Japan spielt in der Custom-Champions League. Es mag der eigene Sinn für Ästhetik gepaart mit althergebrachter Liebe zum Handwerk sein, der die Japaner zu den Top-Umbauern weltweit gemacht hat. Selbst in der amerikanischen und – nicht zu vergessen – schwedischen – Chopper-Nische geben die Jungs aus Fernost mittlerweile leise, wie es ihre Art ist, den Ton an.
Mit der Harley-Davidson Panhead zur National Roadster Show
Und dabei spielt es kaum eine Rolle, ob sie sich an alten oder neuen Motorrädern austoben. Und erst recht ist es egal, aus welchem Land ein Bike kommt. So schwärmt jeder japanische Customizer von der Form einer BSA genauso wie vom Mythos einer Triumph oder Harley. Und genau das tut auch Kosuke Saito. Er ist einer von denen, die den Schritt in die USA gewagt haben, der Auswanderer gehört zu einer elitären Gilde japanischer Schraube an der West Coast der Vereinigten Staaten.
2004 war er als Student nach Los Angeles gekommen und direkt fasziniert von Kalifornien, oder besser gesagt von der Umbaukultur, die hier ihren Ursprung hat. Der Entschluss war schnell gefasst, Kosuke blieb nach dem Studium und eröffnete bald seinen kleinen Chop-Shop: Sunrise Cycles, gelegen mitten auf dem Sunset Boulevard. Später benannte er den Laden um, ist heute unter dem Label »The Fever Inc.« aktiv. Die Teilnahme an einer Show erhob den ruhigen Japaner vor Jahren in eine Liga mit berühmten Landsmännern wie Shinya Kimura oder Chica.
Seventies im Kopf
Die National Roadster Show im Januar ist eine der größten Fahrzeugveranstaltungen im Schmelztiegel LA, eine Bikeshow ist Pflichtteil des Events und Kosuke wollte daran teilnehmen. Zum Glück hatte er einen alten Shovel-Schwingrahmen im Regal und ein Seventies-Bike im Kopf. Zunächst begab er sich auf die Suche nach Motor und Getriebe und kam mit einem passenden Set, Baujahr ’52, nach Hause.
Schnell wurden die großen Pläne in die Tat umgesetzt: »Ich wollte das Getriebe versetzt montieren, musste also die Hauptwelle verlängern, damit das Kettenrad wieder eine Linie mit der Riemenscheibe der Kurbelwelle und dem Hinterradritzel ergab. Ich hatte mir die Konstruktion aus alten Chopper-Zeitschriften abgeschaut«, erlärt der akribische Handwerker. Genauso übrigens wie den Einbau der Doppel-Trichter-Vergaser, der Magnetzündung und die handgefrästen Ventildeckel. Poliert und zusammengesetzt ist der Motor ein Traum eines jeden Chopper-Verehrers.
Harley-Davidson Panhead mit extrem geschmälertem Rahmen
Der original Rahmen ist nur noch zu erahnen, so sehr verschmälerte Kosuke ihn. Immer im Blick der eigene Prisma-Tank, der so virtuos montiert wurde, dass das Gesamtbild wie aus einem Guss wirkt. Ihr übriges tuen zahlreiche feine Details. Da ist zum Besipiel die seltene 60er-Jahre Barneys-Gabel. Auch der der alte Appleton-Autostrahler weiß zu überzeugen. Die weißen Gummigriffe scheinen fast alternativlos. Und dann ist da noch der handgefertigte Öltank, der sich perfekt in den Rahmen integriert. Hübsch ist auch der auf der eigenen Drehbank entstandene Handschaltknauf.
Die Sitzbank ist im Seventies-Samtlook bezogen, das Farbkleid strahlt in Blueberry-Bubblegum. Übrigens ist es die erste Lackierarbeit von Kosuke persönlich. Das ist midnestens bemerkenswert. Es gibt wenige Bikes, die eine Linie derart klar und geschmackvoll präsentieren, wie dieses. Und das würde übrigens noch nichtmal vor den laxen US-Gesetzen bestehen. »Ich bin noch nicht oft damit gefahren, es ist wirklich hauptsächlich ein Showbike«, zwinkert uns Kosuke zu.
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.