Der Aufbau dieser Harley-Davidson FLH hat viel Zeit, Geld und Nerven gekostet. Hat sich definitiv gelohnt …

Die Geschichte von Markus‘ Motorrad beginnt mit einer NSU Quickly. Vor etlichen Jahren ging dem Mess- und Regeltechniker ein solcher Zweitakter ins Netz. Der große Oldtimer-Fan restaurierte die NSU von Grund auf, tatkräftig unterstützt von einem guten Freund und erfahrenen Schrauber: Dieter Zigelsky von KC-Engineering. Eine neue Leidenschaft war geboren.

Sein nächstes Projekt fand er in der Scheune eines Kumpels. Der war mit viel Freude eine 53er Panhead gefahren, bis ihm auf einer Tour der Motor verreckt war. Seitdem staubte das Alteisen in der Garage vor sich hin. Irgendwann wurde es dem einst stolzen Besitzer zu viel und er fragte im Freundeskreis, ob nicht jemand etwas mit dem Geraffel anfangen konnte. Die Gelegenheit, auf die Markus gewartet hatte.

Der Esstisch als Werkbank

Was er aus dem erworbenen Milwaukee-Metall machen wollte, wusste Markus sofort. Wenig Chrom, schlicht und matt lackiert: ein Bobber alter Schule. Alles andere würde die alten Teile entweihen. Wie genau aus diesem Vorhaben und dem Teilehaufen ein Motorrad werden sollte, war dem Bayern aber weniger klar.

Schlicht, matt lackiert und möglichst frei von Chrom: Markus hat sein Bobber-Projekt ohne Kompromisse umgesetzt

Eine NSU ist schließlich keine Harley und eine Restauration kein Umbau. Auch wenn Erfahrung und Verbindungen von Kumpel Dieter eine immense Hilfe waren, musste Markus geduldig sein. Das Konzept des Bobbers wollte erstmal reifen.

Das Moped in der Küche

Da war es sehr hilfreich, dass Markus seinen neuen Schatz aus Platzmangel nicht in der Garage abladen konnte, sondern ihn mitten in die Küche platzierte. So hatte er seinen Umbau immer vor Augen und merkte schnell, dass die wichtigsten Bauteile in gutem Zustand waren: zwar alt und schlecht gepflegt, aber intakt – abgesehen vom Motor natürlich. Eine gründliche Überholung später war das Alteisen zurück in der Gegenwart.

Die Heckansicht zeigt, was sich für ein schlankes Bike hinter ausladendem Lenker und Sitz verbirgt

Für den Originalantrieb kam allerdings jede Hilfe zu spät, Ersatz fand Markus in einem Shovelhead-Motor. Der war zwar rund 25 Jahre jünger als der Rahmen, passte aber perfekt zur gewünschten Optik. Bei der obligatorischen Überholung bekam er neue Kolben verpasst.

Harley-Davidson FLH mit 1600 Kubik

So hat der Big Twin derbe 1600 Kubik Hubraum, 92 PS Leistung und 145 Nm Drehmoment. Trotzdem fehlten noch einige Teile. Um den finanziellen Aufwand des Projekts zu relativieren, trug Markus die Teile, die er nicht selbst fertigen konnte, nach und nach zusammen.

Kein Schnickschnack: Elegantes Understatement prägt die Details des Bobbers vom Ölfass bis zur Krümmerführung …

Langsam, sehr langsam wuchs die Harley so wieder zusammen, bis der Endspurt begann. Markus hatte alle nötigen Teile vor Ort und Dieter quartierte sich in der Küche ein. Wenige Monate später sah die Shovelhead zum ersten Mal wieder Tageslicht und bekam kurz darauf den TÜV-Segen. Markus hatte Geduld bewiesen und war dafür belohnt worden.

Nostalgie mit Schönheitsfleck

Nach Markus‘ Spitznamen »Lennon‘s Bike« getauft, lässt der Bobber die glorreichen Fünfziger wiederauferstehen. Während Springergabel und Starrrahmen diese Ära noch selbst erlebt haben, sind Fat-Bob-Tank, Scheinwerfer und Fender deutlich jüngeren Datums. Zur klassischen Linie der Harley passen sie dennoch perfekt und machen den Twin zu einem zuverlässigen Alltagsgefährt.

… Inklusive freien Blick auf den offenen Belt

Der beeindruckenden Wucht des 1600-Kubik-Twins kann Markus dank Ledersitz und lässigem Lenker in entspannter Sitzposition begegnen. Identische Weißwandreifen, Krümmerband und eine zeitlos matte Lackierung in Schwarz und Quarzgrau krönen die Verneigung vor der Vergangenheit. Jenseits der nostalgischen Optik besticht Lennon‘s Bike bei genauerer Betrachtung aber mit interessanten Detaillösungen.

Harley-Davidson FLH – Bobber aus dem Bilderbuch

So ist die Batterie in einer Spezialhalterung unter dem Getriebe verborgen und das vordere Schutzblech mitschwingend konstruiert. Besonders auffällig sind aber die rot-blau eloxierten, außenliegenden Ölrücklaufleitungen. Die sind wenig retro, betonen aber gerade dadurch, wie viele Gedanken in jedem Detail von Markus‘ Bobber stecken. Und die brauchen eben ihre Zeit.

Info | kc-engineering.de

 

Max Link