In der Church of Choppers sammelt Jeff Wright die Schrauber-Schäfchen um sich. Und leistet Abbitte auf seiner heißgemachten Harley-Davidson Shovel.
»Ich habe Motorräder im Blut. Und verdammt, ich habe keine Ahnung, wie sie dahin gekommen sind«, Jeff Wright ist nicht familiär vorbelastet, keiner in seiner Familie war infiziert. Und trotzdem klaut der achtjährige Jeff seinem Stiefvater 75 Dollar, um dafür eine gebrauchte XR 75 zu kaufen.
Church of Choppers – einer der erstem Motorradblogs
Eine Woche später erwischen die Bullen den Knirps, er ist zu schnell auf der Mini-Honda unterwegs. Es scheint, als hat Jeff kaum eine Wahl, sein späteres Leben zu gestalten. Heute ist der Mann aus Iowa eine Koryphäe der Garagenbastler. Er ist Initiator der Church of Choppers, einem der ersten und besten Internet-Blogs für Moppedfreaks.

Er betreibt in seiner Heimatstadt Des Moines eine Pizza-Hut-Filiale, die GT Bar und eine traditionelle Pinte namens Kung Fu Tab & Taco, produziert unter dem Label FTWCO Klamotten, fährt Motorradrennen, ist Nomads-Mitglied der Sinners und baut selbstredend Motorräder. Überflüssig zu erwähnen, dass er darüber hinaus Familienvater mit drei Kindern und permanent in der Weltgeschichte unterwegs ist. »Geht schon alles irgendwie«, meint er.
Das große Mixen
Was Motorräder angeht, so hat Jeff keine Vorlieben, ist für vieles offen: »Teile eines Sportbikes an einem Chopper? Why not, hauptsache der Kram läuft«, lässt er uns wissen. Und so baute er schon langgabelige Harleys, filigrane Oldschooler, aber auch Kawa ZX-Fighter oder eben die Shovel, die ihr hier seht. Während andere seiner Zunft der 70er Jahre Harley sofort einen Starrrahmen verpassen würden, entschied sich Jeff für gut federndes High End-Material.

Die angeschweißte Alu-Schwinge und die zwei Öhlins-Federbeine bringen ihn garantiert schmerzfrei über die 1600 Meilen nach Kalifornien, wo er oft und gerne mit den dortigen Szeneschraubern abhängt oder Treffen besucht. So entstand auch der neu aufgebaute Motor nicht unweit von Los Angeles, bei Chopperdave, einem von Jeffs besten Freunden. Der gab dem Aggregat ordentlich Schub mit auf die Reise – um die 100 cui, also etwa 1600 ccm treiben voran.
Made for Speed
Baker-Getriebe, Racing-Nockenwelle und maßgefertigte S&S Schwungscheiben arbeiten hier. Mit Magneto-Doppelzündung, aber klassischem Kickstarter, wird das Baby gestartet und trötet infernalisch aus der kurzen Megaphon-Anlage, die Jeff selbst gebaut hat. Um diese Kraft nicht an die Wehwehchen eines alten Eisens zu verschenken, setzte der Schrauber auch im Frontend auf qualitativ Hochwertiges.

Die Gabelrohre sind titanbeschichtet und mit einer Federung von Hickman Racing aufgewertet. Sie verkraften auch holprige Straßen sauber. Anhalten ist trotzdem sinnvoll, fette Tokico-Kolben mit Brembo-Scheiben spielen Anker. Nur der Tank, der darf klassisch – Harley-Sportster, was sonst? Der Stilmix gelingt und macht Sinn. »Das Bike wurde nur zu einem Zweck gebaut« erklärt uns Jeff. »Es zu fahren … und zwar verdammt schnell, verdammt laut und verdammt oft.«
Info | churchofchoppers.com
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.