Er ist bekannt für authentischen Seventies-Chopper. Wie passt dann diese Harley-Davidson Flathead ins Konzept von Jeremiah Armenta?
Ein Besuch in der kleinen »Love Cycles«-Werkstatt in Phoenix/Arizona gleicht einer Zeitreise. Vollgestopft mit alten Harleys – Baujahr vor 1984 oberstes Gebot – ist der Laden, zugekleistert mit David-Mann-Postern, bestückt mit ganz viel Flakekultur und Zipfeln von Fellimitat. Und im Zweifelsfall setzt dich Jeremiah Armenta, der Mann, der hier das Zepter schwingt, sofort vor seinen kleinen Fernseher und du musst dir hintereinander »Hell on Wheels« und »Wild Rebels« angucken.
Bikebuilder mit Herz
»Ich liebe das schon alles verdammt«, erklärt uns Jeremiah, »wie sonst könnte ich solche Motorräder bauen?«, und zeigt uns Bilder der Pans, Knuckles und Shovels, die seinen Laden schon verlassen haben. Es mag an der immer gut gelaunten, positiven Art von Jeremiah liegen, auch an der Selbstverständlichkeit, mit der seine Frau Mona und seine drei Kinder Bestandteil seiner Arbeit sind und natürlich auch an seinen wirklich guten Umbauten, die mit Rabbit Ears, schmalen Outlines und psychedelischen Lackierungen glänzen – man muss den Bikebuilder einfach ins Herz schließen und der Name »Love Cycles« passt zu seiner Firma wie die Faust aufs Auge.
Als wir seine Flathead vor uns stehen haben, sind wir trotzdem verwundert. Fast alienlike, modern, außergewöhnlich präsentiert sich die Frontverkleidung – und steht im krassen Gegensatz zu dem, was Jeremiah sonst so baut. Die Maske setzt sich in einem ausufernden, glänzenden Heckfender fort, der sich um ein schmales Rad schmiegt, ein Motorrad wie von einem anderen Stern. »Und dabei ein ganz altes Thema«, grinst Jeremiah.
Harley-Davidson Flathead wie in den Zwanzigern
»Ich wollte einen Boardtracker bauen, also so richtig wie in den 20er-Jahren. Und untendrunter ist es auch einer, glaubt mir.« Für sein »Streamline«-Projekt wählte Jeremiah einen UL-Flathead-Motor von 1948 und spendierte dem alten, seitengesteuerten Aggregat eine Kur, die sich gewaschen hat. »Da ich ein Racingbike wollte, musste ich Racing einbauen«, erklärt Armenta, der alle Motorarbeiten selbst erledigt. Nockenwelle, Zylinder, Kurbelwelle, die zwei Linkert-Vergaser, Magnetzündung oder die Einlassventile die Spezialist Andre Magdelano fertigte – der 80-cui-Motor erfuhr eine komplette Überarbeitung, letztlich sind nur die Außenhüllen noch original 40er-Jahre. Zwei kurze, schwarze Auspuffröhrchen baut Jeremiah außerdem selbst.
Nach der aufwändigen Revision des Seitenventilers verschwendet Jeremiah immerhin keine Zeit mit dem Rahmen. Als Chassis für den Boardtracker dient ein original Wishbone-Starrrahmen, der weder unters Messer muss, noch geraked, gestretcht oder sonstwas wird. Lediglich ein Nickelbad duldet Jeremiah. Dazu passend bleibt auch die Springergabel voll original.
Ein tief heruntergezoger Lenker
Aber beim Lenker, da tobt sich unser Bikebuilder wieder aus. Die Griffe sitzen ganz im Trackstil weit unten quasi fast am Knie des Fahrers. Es ist schon immer wieder faszinierend, wenn man auf den alten Schwarzweißbildern sieht, wie die Fahrer seinerzeit mit krummem Rücken und nach vorne gelehnt die Fuhre durch das Oval jagten. Und genau dieses Gefühl kommt auch hier in Arizona auf.
Doch während die Boardtracker früher schmale, nackte Geräte waren, trug Jeremiah beim Bau seiner Interpretation dem großen aktuellen Fairing-Trend Rechnung. Überall tauchen sie auf, die Verkleidungen. Mal an der Starrrahmen-XS, mal am Japan-Chopper, mal nur an der Lampe, mal am halben Motorrad, aber immer öfter, weltweit. In Zusammenarbeit mit der ebenfalls in Phoenix ansässigen Bude Haifley Bros – eigentlich Fachmänner in Sachen Sitzbänke – konstruiert Jeremiah eine Verkleidung, die sich auf Front und Heck seiner UL konzentriert.
Aluminium als Haupt-Werkstoff
Vorne die Maske, die schwer an Gigers Alien erinnert. Hinten ein Heckfender von unglaublichem Ausmaß. Die Faszination des Schutzbleches ist der schmale Reifen der untendrunter läuft, 19 Zoll mit Excelsior-Bereifung. Nach Jeremiahs Vorgaben entstehen bei Haifley so die Verkleidungsteile aus Aluminium. Und weil die Jungs schon mal bei der Arbeit sind, fertigen sie auch gleich den zierlichen Alutank, der den Streamliner krönt.
Mag sein, dass das fertige Bike nicht jedermanns Sache ist. Und auch wir geben zu, die komplette Faszination der UL erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Dann, wenn einem bewusst wird, dass hier scheinbar nicht Zusammenpassendes am Ende doch wunderbar harmoniert.
Harley-Davidson Flathead with Love
Und Jeremiah, der sieht die ganze Sache eh entspannt: »Entweder es gefällt oder es gefällt nicht. Ich baue mit Liebe Motorräder, das ist alles, was zählt. Tu es mit Liebe, dann ist es auch gut, egal was andere sagen.« Sprichts und schaltet uns den Fernseher aus: »Ich muss nach Hause zu meiner Frau und meinen Kids. Ihr wisst schon, Liebe!«
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.
Scheißkarre!
Kenn mich mit H-D nicht so aus.
Wasist denn damit?
2 Fahrer fragten mich im Sommer, ob meine Füße hinter den dicken Zylindern der R 18 nicht gegrillt werden.
Ich: Nö, krieg immer Frostbeulen.
Die beiden: ♨️uns werden im Stau die Eier gebraten…
🤭🫢🤠🥳
Achwas, nach Schaufelkopf und Knöchelkopf jezze noch der Flachköpper😂