Eine Harley-Davidson Fat Boy mit Riesenrad – Deutschlands erstes Bike mit 30 Zoll großem Vorderreifen kam aus Bayern
30 Zoll, das sind 762 Millimeter. Satt über 75 Zentimeter. Mehr als ein dreiviertel Meter – für den Durchmesser eines Vorderrads. Heute ist das ein recht alter Hut, aber vor 14 Jahren konnte sich das keiner vorstellen? Das Serienrad einer Harley-Davidson Fat Boy misst ja gerade einmal 17 Zoll, das sind nicht viel mehr als die Hälfte davon.
Breitreifen-Times in Germany
Die Breitreifenmanie hatte die Customizer in den frühen 2000er fest im Griff, immer breiter wurden die Pellen. Dementsprechend wuchsen auch die Radgrößen. Nicht jeder mochte diesen Trend, der lange kein Ende fand. Ende 2010 stellte der Taiwanesische Reifenhersteller Vee Rubber in Kleinserie einen Reifen in der gigantischen Dimension 140/40-30 her. Und zwar nicht etwa für Raupenschlepper oder Muldenkipper, sondern für Motorräder. Und auch hier war klar, dass sich irgendwann ein Customizer daran machen würde, den Riesenreifen in die Gabel eines Bikes zu verbauen.

Doch so einfach, wie sich das hier anhört, kann ein Umbau nicht sein. Denn erstens muss die passende Felge aufgetrieben werden, zweitens benötigt so ein Dreiviertel-Meter-Rad sehr viel Platz vor dem Motor, den ein normaler und TÜV-legaler Motorradrahmen ohne vorverlegten Lenkkopf nicht bietet. Drittens kann die Fahrdynamik dank enormer Kreiselkräfte abenteuerlich ausfallen, wenn der Nachlauf nicht perfekt stimmt.
Harley-Davidson Fat Boy mit Rahmenreckung
»Ohne den Lenkkopf abzusägen eignet sich kein Serienrahmen für den 30 Zöller«, sinnierte Customizer Manfred damals. Doch zauberte er einen Trumpf aus dem Ärmel, der es ermöglicht, den damals größten Motorradreifen der Welt in einen Harley-Rahmen zu verpflanzen. »Ich habe eine einschraubbare acht Grad Rahmenreckung entwickelt, die der TÜV akzeptiert hat.«

Manfred grübelte, zeichnete, berechnete zuletzt mit einem Computerprogramm die optimalen Werte für den Nachlauf. Gemeinsam aus dieser Rahmenreckung, Gabel-Offset und Radgröße ergibt sich ein Nachlauf von 135 mm. »Ich habe viele verschiedene Zustände simuliert. Original sind bei der Softail 155 mm, durch einen etwas verkürzten Nachlauf wird das Trägheitsmoment des riesigen Rades aufgefangen.«
24, später 26, dann 30 Zoll
Manfred hatte schon oft staunend vor den Riesenrad-Baggern auf E-Glide- oder Roadking-Basis gestanden, die zunächst mit 24 Zoll Vorderrad, später auch 26er protzten. »Als sich dann der 30 Zoll Vee Rubber ankündigte, musste ich handeln, und zwar nicht für einen vollverschalten Tourer, sondern eine richtige Harley.«

Als Testballon schnappte sich Manfred eine 2010er Fat Boy und schraubte das Equipment an den Softail-Rahmen. Doch zunächst galt es, eine passende Felge aufzutreiben. Nachdem ein erster Anbieter der Megafelgen aus den USA Konkurs angemeldet hatte (und Manfred dadurch viel Geld verlor), fand der Schrauber vom Starnberger See einen weiteren US-Hersteller, der ihm eine Felge zuschickte.
Harley Fat Boy mit merkwürdigem Kontrast
Hinten beließ Manfred das Fahrwerk original, also auch die 17 Zoll-Felge, die mit ihrem 200er Reifen einen merkwürdigen Kontrast zum Vorderrad bildet. Weiterhin entwickelte er einen mitschwingenden Heckfender mit LED-Leuchtenband, er verbaute den hauseigenen gläsernen Kupplungsdeckel, einen Eigenbau-Luftfilter, einen Ledersattel mit Bezug aus bestem vier Millimeter Kernleder und rüstete den Harley-Tank auf einen zentralen Einfüllstutzen einer AC Cobra um. Heraus kam das erste in Deutschland aufgebaute Motorrad mit 30 Zoll Vorderreifen.

Und was zeichnet das Fahren mit dem Gummigiganten aus? Zum einen sorgen die Kreiselkräfte für einen ungemein stabilen Geradeauslauf. Zum Abbiegen will so ein Gerät naturgemäß mit mehr oder weniger klaren Ansagen überredet werden. Insgesamt liegt Manfred mit seinen Nachlaufberechnungen jedoch goldrichtig.
Über den Reifen peilen
Neben dem fahrdynamischen Erlebnis gibt es noch eine ganz besondere, sinnliche Komponente. »Beim Fahren schaust du direkt auf die Lauffläche des Reifens. Normalerweise sieht man davon nicht viel, hier kannst du perfekt über den Reifen peilen.«



Meinen Geschmack trifft diese Maschine definitiv nicht. Für mich würde ich diese in die Kategorie „typisch Verbastelt“ einsortieren. Das Design ist nicht stimmig. Das fängt beim Vorderrad an und hört beim zu großen und zu tiefem Schutzblech hinten auf. Schade ums Geld und die Arbeit.
Ein gesundes Mittelmaß ist in Ordnung aber was früher immer dicker hinten wurde ist jetzt wohl immer größer vorne.
Nur der Geschmack von wenigen.