Diese Harley-Davidson Shovelhead gibt ein feines Custombike ab. Darüber hinaus ist sie die Abschlussarbeit an der Meisterschule
Bernhard ist so etwas wie ein Getriebener. Unter seinem Label »Herzbube Motorcycles« hat der Berliner schon so manches Motorrad auf- und umgebaut. Nun hegte er den ganz persönlichen Wunsch, ein klassisches US-Motorrad zu fahren, das offiziell gemessene 200 km/h erreichen kann. Ach ja, daneben wollte er noch den Meisterbrief in Motorradtechnik erwerben, verbunden mit einem siebenmonatigen Aufenthalt in Frankfurt am Main.
Harley-Davidson als Meisterobjekt
Für Bernhard lag es daher auf der Hand, sich sein Motorrad als Meisterprojekt aufzubauen. Zunächst aber musste ein Basisbike her. Ein Scheunenfund, ein Harley-Davidson FXS-Projekt mit 1340-ccm-Shovelhead-Motor wurde zum Grundstock der ehrgeizigen Idee. Außerdem hatte er seine Dozenten vom Sinn dieses Vorhabens zu überzeugen.

Und das schien weitaus schwieriger zu sein. »Die sahen zum Beispiel in der Umrüstung auf ein ungefedertes Hinterrad einen technischen Rückschritt, und das würde ja nun nicht zu einem Zweiradmeister passen«, grinst Bernhard. Außerdem habe noch nie jemand in der Kürze der Zeit ein ganzes Motorrad umbauen können, und die Zukunft läge sowieso in der Elektronik. »Die anderen haben ihren Vergaser-Roller auf Einspritzung umgefummelt, eine Alarmanlage installiert oder so was«, seine Augen beginnen zu leuchten, »aber mit meiner Besessenheit und der Herausforderung, dass das Ding nachher 200 km/h läuft, habe ich sie dann überzeugen können.«
Inspiration aus Bonneville
Von nun an verbrachte Bernhard jeden Tag zwei Stunden vor und vier Stunden nach dem Unterricht in der schuleigenen Werkstatt. An Wochenenden ging die Arbeit in Berlin weiter. Zusätzlich studierte er Literatur und Bilder von Bonneville-Racern vergangener Tage. Aus der Idee in seinem Kopf sollte Realität werden.

Der Berliner fertigte ein starres Rahmenheck, das er mit dem Hauptrahmen verstiftete und verschweißte, er verbaute vorne und hinten je ein 21-Zoll-Rad mit schmaler Avon-Speedmaster-Bereifung und sägte einen NSU-Tank aus den dreißiger Jahren in zwei Teile. »Das Motorrad sollte an ein historisches Rennfahrzeug erinnern, und die alten Harley-Racer hatten nun mal zweigeteilte Tanks.« Den Motor revidierte der angehende Meister komplett.
Harley-Davidson – Stummellenker und Zurückverlegte
Er setzte eine Stifton-Sportnocke ein, er glättete die Kanäle, besorgte einen S&S-Vergaser und baute eine Auspuffanlage, immer die angestrebten 200 km/h im Hinterkopf. Stummellenker und eine Zurückverlegte halfen bei der angestrebten sportlichen Sitzposition. Wichtig war Bernhard vor allem aber Gewichtstuning. Er entfernte den E-Starter samt schwerer Batterie, er sägte und schliff alles ab, was nicht unbedingt notwendig war.

Am Ende brachte die Shovelhead-Harley nur noch 210 Kilo auf die Waage – mit allen Flüssigkeiten! Nach sieben Monaten Bauzeit waren die Herren von der Handwerkskammer endlich überzeugt. Bernhard durfte sein Bike bei der Abschlussfeier auf der Bühne präsentieren und erntete größtes Lob für sein Meisterstück. Logisch, dass er mit Bike und Meisterbrief im Gepäck nach Berlin zurückkehrte. Nach eigener Aussage hat er in der Shovel die Liebe seines Lebens gefunden. Nur der offizielle 200 km/h-Test, der steht noch aus …
Info | Herzbube Motorcycles
