Möller Custom Cycles ist vielen mittlerweile ein Begriff. Schon länger begleiten wir Moritz Möller auf seinem Weg – dort, wo alles anfing, ist er bis heute aktiv

Sind wir ehrlich, die Jugend verstört uns manchmal. Kein Bock, kein Interesse, Yolo, Alter … hä, was reden die da? Ihr könnt aber beruhigt sein, vermutlich finden die euch ähnlich schräg wie ihr sie. Alte Typen, die sich mit Kickstartern rumärgern, wo doch alles heute elektrisch geht. Und überhaupt, Custombikes kann man doch von der Stange kaufen, warum also was selber machen? Es sähe schlecht um unsere Motorradbau-Zukunft aus, würden wir uns auf die Mehrheit der Jugend von heute verlassen.

Möller Custom Cycles – Inspiration aus dem Elternhaus

Aber zum Glück gibt es Lichtblicke, wie Moritz Möller aus Prebberede in Mecklenburg-Vorpommern. Gerade mal 800 Einwohner zählt das Dorf – und Moritz, das ist der mit den Karren. Vielleicht wären wir nicht auf ihn aufmerksam geworden, hätte er nur irgendwann mal irgendein Bike gebaut, aber Moritz beschäftigt sich mit alten Handwerken der Umbaukultur. Unter seinem kleinen Label »Möller Custom Cycles« begann er schon als Teenager an, heute kann man ihn schon fast zu den alten Hasen zählen. Und das ist Anerkennung und Bericht gleichermaßen wert.

Seine Eltern unterstützen Moritz, so gut sie können. Selbst die Mutter hat mittlerweile eingesehen, dass es ihm ernst ist. Auf dem elterlichen Anwesen durfte sich der Junge deshalb seine Werkstatt einrichten. Sie öffnet täglich um halb vier, in den Ferien schon um zehn

CB: Wie hat das mit dem Schrauben bei dir angefangen?
Moritz: Mein Vater fährt schon immer Motorrad, da war das zumindest schon mal irgendwie klar. Dann habe ich in eurem Heft vor ein paar Jahren euer Nachwuchs-Special gelesen. Da war die Honda  XL vom Marcel Peters drin. Ich fand das Ding handwerklich beeindruckend und dachte mir, sowas kannst du doch auch hinbekommen. Tja, so kam das langsam ins Rollen und ich fing an, mich damit zu beschäftigen.  

Teach ‚em young

Wer hat dir geholfen, die verschiedenen Handwerkstechniken zu erlernen?
Mein Vater hat mir gezeigt, wie man schweißt. Aber diese ganzen Techniken mit dem Sandsack und dem Hämmern musste ich mir selbst beibringen. Ich habe mir zum Beispiel »American Chopper« im Fernsehen angeschaut und versucht, mir da Dinge abzugucken. Ich war dreizehn, als ich ernsthaft angefangen habe, zu üben. Mit vierzehn habe ich dann die ersten Ergebnisse erzielt. Man muss da schon dranbleiben.

Ein Jahr hat Moritz geübt, bis er mit Sandsack und Hammer so umgehen konnte, dass er Ergebnisse vorweisen konnte

Du konntest an einem Motorrad deine ersten Schritte in der Metallbearbeitung gehen. Woher hattest du zum Besipiel die erste ernsthafte Karre?
Von meinem Onkel habe ich eine MZ bekommen. Nach und nach habe ich dann Tank, Öltank, Sitzbank, Heckstreben und einiges mehr gefertigt. Letztes Jahr konnte ich das Motorrad dann auf eurer Messe ausstellen. Ich war mit meinem Vater dort, ich habe ja noch keinen Führerschein. Das war für uns schon ein tolles Wochenende. Ich konnte dort Leute wie Ricky de Haas oder Danny Schramm treffen, das sind schon Vorbilder.

Simples Werkzeug

Wo schraubst du und was sagen deine Eltern dazu?
Ich habe meine Werkstatt direkt an meinem Elternhaus. Mein Vater fands von Anfang an gut, dass ich an Mopeds arbeiten wollte, meine Mutter eher nicht so. Aber seit sie gemerkt hat, dass ich es wirklich ernst meine, ist das auch anders geworden.

Moderne Maschinen kann sich der 17-Jährige nicht leisten, die Teile für die geschenkte MZ hat er deshalb mit seinen einfachen Mitteln gefertigt

Hättest du gern eine richtige Maschine zur Metallbearbeitung, ein English Wheel zum Beispiel?
Ach, wisst ihr, da musste ich realistisch sein. Sowas war für mich gerade am Anfang nicht drin. Mir war klar, ich muss meine Teile wohl etwas länger mit dem Hammer glätten. Aber das war nicht schlimm, ich habe bis heute Spaß daran, mit einfachen Mitteln etwas zu bauen und zu erreichen. Glaubt mir, das kann ziemlich befriedigend sein. Ich mach halt kleinere Sachen und nehm mir dafür die nötige Zeit. So passt das für mich.

Möller Custom Cycles – Vom Nachwuchsschrauber zum anerkannten Teil der Szene

Du hast schon früh auch Sachen im Fremdauftrag gebaut, richtig?
Ja, zwei Kunden hatte ich schon. Ein Typ aus Bayern hat mich mal über Internet kontaktiert und gefragt, ob ich den Tank seiner Schwalbe vergrößern könnte. Das hab ich dann auch gemacht. Für einen anderen habe ich die Sitzbank geändert, kleine Arbeiten eben, von denen ich wusste, dass ich sie auch kann. Für die Triumph meines Vaters baute ich später Windschild und Spoiler. 

»Ich habe Spaß daran gefunden, mit einfachen Mitteln etwas zu bauen. Glaubt mir, das kann ziemlich befriedigend sein«

Und wie stellst du dir deine weitere Zukunft vor?
Ich will immer mein Bestes geben und meinen Weg weiter gehen. Es ist wichtig zu wissen, was man kann, aber eben auch, was man nicht kann. Und mein Geld mit Customizing zu verdienen, ist schon das Größte für mich.

Info | moellercustomcycles

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.