Der cleane Habermann Highnecker von Marco trägt den Namen »Sleipnir«. In der nordischen Mythologie ist der das achtbeinige Ross Odins, in der Realität reichen zwei Räder
Wer von einer Triumph Rocket III auf ein Custombike umsteigt, hat schonmal was zu tun. Wer sich als neuen Untersatz für einen Highnecker entscheidet, taucht nochmal extra in eine andere Welt ein. »Tief sitzen, hoch greifen«, kaum eine andere Motorradgattung bringt den alten Spruch so derbe auf den Punkt wie die Bikes mit dem hohen Lenkkopf.
Habermann, der Highneck-Guru
Für Marco war die Wahl des Stils keine langwierige Entscheidung, als sein Umbauprojekt anstand. Das »hoch greifen«, das wollte er, ohne Wenn und Aber. Für sein Bike holte er sich fachmännische Hilfe. Marcos langjähriger Freund Bert hatte gerade seine Werkstatt eröffnet, die »Sleipnir« sollte sein erstes Full Custom werden. Erfahrung dafür hat der Bert genug, war er doch jahrelang als Mechaniker bei Harley-Davidson aktiv, auch als Werkstattleiter beim Vertragshändler. Und umgebaut hatte er, wie es sich für erdige Ostschrauber gehört, sowieso schon immer.

Trotzdem, der Highnecker war eine neue Herausforderung. Den Rahmen für den weißen Traum fanden die Freunde bei Habermann. Nicht weiter verwunderlich, ist doch die Schmiede aus Langenau bis heute bekannt für die besten Necker made in Germany. Also machten sich Marco und Bert auf den langen Weg nach Süden, um ihr Rolling Chassis vor Ort zu bestellen.
Aus einem Guss
Die Schwinge für die Aufnahme des 330er Avons im Heck lieferten Habermanns dementsprechend direkt mit, ebenso wie den langgezogenen Tank, den Z-Lenker, Fußrasten, sowie die Gabel mit Doppelscheibe am schmalen Vorderrad. Wer seine Teile auf diese Art und Weise zusammenstellt, kann sich eben sicher sein, dass alles passt: Fahrwerk aus einem Guss sozusagen. Bei der Wahl seines Motors wollte Marco ebenfalls hoch hinaus.

Und so verbaute Bert den gewünschten 113 cui S&S, versehen mit einem Softail-Getriebe. Zwar hätte es für Marco ruhig noch mehr Leistung sein dürfen, aber ehrlich, über 1800 Kubik dürften bei der dicken Pelle den schnurgeraden Alleen im Nordosten genügen.
Qualität aus dem Katalog
Nachdem also Aggregat und Fahrwerk feststanden, ging es an die Detailarbeit. Die Norddeutschen setzten auf absolute Qualität aus dem Katalog. Auffällige Räder von RC Components, BSL-Auspuffanlage, Minitacho von motogadget, die Punzierung der Sitzbank übernahm Altmeister Armin Dobstetter. Rang und Namen der Umbauszene tummeln sich am perlmuttweißen Lack.

Beim Auf- und Zusammenbau legte Schrauber Bert vor allem auf eines wert: »Das Bike sollte absolut clean werden.« So wurden sämtliche Kabel fein säuberlich versteckt. Selbst die Hydraulikleitung der Kupplung zog er durch den Lenker. Marco war mit dem Ergebnis hochzufrieden. »Hundertprozentige Arbeit hat der Bert da geleistet«, freut sich der stolze Bike-Besitzer.
Info | Habermann Performance
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.