Frau Reuter testet heute: Ein Schraubendreherset, eine kleine Kneifzange und weiteres Nützliches für die Wekrstatt
Was ist das?«, fragte ich Hippie. Und der sah mich an, als hätte ich gesagt: »Friss diesen Bierdeckel.«
Zwischen den sauber einsortierten Werkzeugen klafften zwei Lücken
»Eine Werkzeugrolle, das sieht man doch«, meinte er nur. »Jaaahaa«, sagte ich, »aber da fehlt was.« Hippie stutzte, sah mich an, schaute auf die auseinandergerollte, fast komplett bestückte Werkzeugrolle, und meinte nur: »Ich kann da nix Ungewöhnliches feststellen. Einfach nur ’ne Wergzeugrolle.« »Hippie«, sagte ich mit der Stimme eines gottgeprüften Ordensbruders, »wenn du genau hinsiehst, wirst du feststellen, dass zwei Dinge fehlen.« »Da fehlt nix, finde ich«, meinte er. »Da fehlt wohl was«, meinte ich. Zwischen den sauber einsortierten Werkzeugen klafften zwei Lücken – eine bei den Schraubendrehern und eine, in der noch deutlich ein Zangenabdruck zu sehen war. »Du solltest der Fotze einfach kein Werkzeug mehr leihen«, tönte Köppke aus dem Hintergrund und besah sich im Gegenlicht prüfend ein bereits geöffnetes Fläschchen Underberg.

Hippie war nun überfordert. Einmal, weil Köppke da was Leckeres in der Hand hielt, was er auch haben wollte, und zum anderen, weil ich ihn an den Eiern hatte. Köppke hatte recht. Ich sollte kein Werkzeug mehr verleihen. »Die Zange fehlte vorher schon«, meinte Hippie dann, »und der bekackte Schraubenzieher auch. Glaub ich.« Sein Zeigefinger zitterte beharrlich über meinem Werkzeug umher. »Ich war das nicht«, sagte er noch mal verzweifelt. Es half nichts. Er war erledigt.
Weihnachtsstimmung im Frau Reuter Testlabor
Ich nahm das letzte Fläschchen Underberg vom Regal, Hippie sah mich an wie ein Hund, der drei Tage nichts gegessen hat, und ich stülpte den Flascheninhalt in meinen Rachen. Den grünen Schraubverschluss schnippte ich ihm an die Stirn. »Das ist fies«, sagte er nur und setzte sich auf den Hocker mit dem Aschenbecher. Fakt ist: Der Junge ist seit zwei Wochen mit seiner beschissenen Hercules Prima unterwegs und versucht, sie schneller zu machen.

In seiner Umhängetasche (grünes Kroko-Kunstleder, von Frau Kleinfeld geerbt) ist meine Werkzeugrolle, ein Satz Hauptdüsen, ein anderer Krümmer und ein Luftfilterkasten ohne Luftfilter. Alles gut so weit. Er rast also hinterm Wald die Dorfstraße hin und her und baut ab und an und wieder zurück und verstellt die Zündung und alles bringt nichts. Aber durch das dauernde Ein- und Auspacken sind ihm wohl zwei Werkzeuge abhanden gekommen. Hätte er wenigstens statt dessen zwei Tannenzapfen in die Fächer gesteckt, hätte ich das ja noch bedingt lustig gefunden. Aber so? Ich bestehe auf einen kompletten Satz Schraubendreher und eine neue Spitzzange.
Bescherung mit Schraubendrehern
Am nächsten Tag steht er also reumütig vor meiner Tür. In der Hand eine Tüte. Franz Schoppe steht da drauf. »Ach, Hippie«, sage ich, »man kann sich doch auf dich verlassen.« »Ich hab neuen Underberg gekauft«, sagt er. Ich will gerade mit dem Schirmständer nach ihm werfen, da schreit er noch: »Und ’n Schraubenziehersatz und ’ne neue Zange, Mann!«

Und dann gehen wir rüber in die Garage und machen Bescherung. Einen schönen, gelben Satz Schraubendreher von Wera hat er gekauft, der Gute. Ich bin ganz gerührt. Und eine echte Knipex-Spitzzange, leider einen Tick zu groß, aber immerhin. Ich räume die alten Schraubendreher aus, packe sie in die schwule Krokotasche und sortiere die neuen in die Werkzeugrolle ein. Hippie sortiert kleine, braune Fläschchen mit grünem Schraubdeckel ins Regal. Die Welt ist wieder in Ordnung. Wenn jetzt der Nikolaus käme, könnten wir ihn ordentlich untern Tisch saufen.
Universalzange für Frau Reuter
Die Zange ist eine sogenannte Spitz-Kombizange mit der Kennung 08 25 145. Ich wollte sie erst umtauschen, weil meine verlustig gegangene Zange eine kleinere Elektronik-Greifzange war. Aber diese schnuckelige Kombizange mit spitzem Maul erweist sich mittlerweile als mordspraktisch, weil sie sehr kräftig zupacken kann. Obwohl das Vorderteil an Leatherman-Tool oder Swisstool erinnert, kann man mit diesem Griff viel fester greifen. Der Seitenschneider ist ebenfalls deutlich besser.

Wenn man ein Blatt Zigarettenpapier zwischen die Greifbacken legt, kann man es immer noch rausziehen, auch wenn die Zange fest zugedrückt ist. Der Haupt-Pressdruck liegt nämlich erst mal auf den Schneidbacken. Ab 0,5 Millimetern etwa wirken dann die unbarmherzigen Greifbacken. Eine wirklich schöne, kleine Universalzange, die es bereits für sechzehn Euro zu kaufen gibt. Danke, Hippie.
Und was Für die Alte
Die Schraubendreher sind gar nicht von Schoppe, die hat er bei Eisenhenkel gekauft, da wäre der Satz billiger gewesen. So konnte er noch ordentlich Underberg kaufen. Mit Idiotenrabatt hat er runde dreißig Euro dafür gezahlt. Der normale Marktpreis liegt bei 45 Euro. Die Qualität ist astrein, bis auf den kleinsten Schlitzschraubendreher haben alle anderen eine Schlagkappe aus Stahl. Dieser Satz wird mit einem Plastikhalter geliefert, den ich eigentlich gleich wegwerfen wollte, aber nun hängt er doch am Werkzeugbrett. Ich finde eine Holzlatte mit Löchern praktischer und schöner, aber ich wollte euch mal zeigen, wie das aussieht. Immerhin sind die Schraubendreher so gut, dass ich wegen des Kampfpreises noch einen zweiten Satz gekauft habe. Den kriegt die echte Frau Reuter zu Weihnachten. Da freut sie sich.

Zwei Sachen musste ich letztens noch ganz fix besorgen, weil der Sohn danach fragte: Einen Polradhalter, damit er seinen Kupplungskorb lösen kann, und neue Ventilkappen, weil die modernen Plastikkappen sich nach vier Monaten in Luft auflösen. Also war ich bei Autoteile Matthies um die Ecke, und die haben tatsächlich noch diese alten Kappen von damals. Diese echten Metallkappen, auf denen sich eine Gummimütze befindet, unter der sich der Zapfen versteckt, mit dem man das Ventil bei Bedarf rein- oder rausschrauben kann.
Und noch Für den Junior
So was kostet rund 50 Cent, ich hab also gleich zehn gekauft. Die Dinger braucht jeder! Und weil Arschnase Matthies keinen passenden Polradhalter hat, hab ich einen Stirnlochschlüssel genommen. Ich hab so was mit Drei-Millimeter-Zapfen für meine alten BMW-Naben gehabt, von Gedore und schön geschmiedet. Heutzutage muss ich mich mit einem Teil aus Pressstahl begnügen. Mit Fünf-Millimeter-Zapfen, die genau in die Bohrungen des Polrades passen, kostet das unter zehn Euro und ist somit billiger als jeder echte Polradhalter. Funktioniert einwandfrei. Aber kauft NIEMALS Stirnlochschlüssel mit auswechselbaren Zapfen – das ist der letzte Mist! Damit kann man keine Kraft übertragen, die fliegen euch um die Ohren.

Da ich das Ding nun schon zweimal in vierzehn Tagen gebraucht habe, halte ich es für dringend notwendiges Werkzeug, zumindest, wenn man alte Japaner oder deutsche Mopeds fährt. Ich geh jetzt in die Garage. Hatte ich schon erwähnt, dass da seit Kurzem ’ne echte Heizung drin ist? Kinder, das ist besser als Ficken, ich sag es euch. Meine Frau findet das übrigens auch.
In Liebe Euer Martin





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