Frau Reuters Praxistest – Heute: Ein mieser Rostentferner, eine günstige Bremse und ein wenig Beleuchtung

Oh, man muss heutzutage schon aufpassen wie ein Schießhund! Rostlöser ist nicht gleich Rostlöser, das ist für mich die Erkenntnis des Monats. Ach, was sage ich da, die Erkenntnis des Jahres. Hättet ihr gedacht, dass man sich mit Rostlöser die Gewinde versauen kann? Sicher nicht. Ich jedenfalls nicht. Es begab sich so, dass man mir eine Yamaha SR 500 zuwarf. Für ganz kleines Geld sozusagen. Das arme Ding hat mindestens zehn Jahre in einem zugigen Carport gestanden und hat die volle Breitseite Regen und Sturm mitgekriegt. Entsprechend verrostet war die SR also schon mal. Aber insgesamt nicht unrettbar, also genau das Richtige für mich. 

Frau Reuters Praxistest – Die Lösung fürs Rostlösen

Natürlich hab ich den Haufen erstmal komplett mit Rostlöser eingejaucht. Zuerst mit meinem geliebten WD-40, das aber ziemlich schnell leer war. Also bin ich rüber zu Matthies gefahren und hab mir zwei Pullen von deren Hausmarke JMC gekauft. »Rostlöser« steht da drauf, und in klein noch »MoS2«. Na ja, denke ich mir, da kannste ja nix verkehrt machen. Allerdings staune ich nicht schlecht, als mir nach einer Einwirkzeit von etwa drei Stunden tatsächlich die ein oder andere Schraube abreißt.

Frau Reuter teste seit 30 Jahren für uns, der Mann kann’s halt

Einen Tag später mach ich mich an die Schwingenachse, die hab ich nun wirklich fett eingesprüht, angelöst, noch mal vollgejaucht und so. Aber die bekackte Mutter löst sich immer schlechter, so als würde innen einer festhalten. Verdammt, denke ich mir, das kann doch nicht wahr sein! Also mit der Heißluftpistole heiß gemacht und noch mal gesprüht -– nix, fest. Mutter wieder gaaaanz vorsichtig zurück Richtung Rahmen. Als wär nix gewesen sozusagen. Am äußeren Ende der Achse ist jetzt Stahlmehl zu sehen. Da frisst also wirklich die Mutter an der Achse! Und das, wo ich doch so richtig fett gesprüht hatte. Also such ich mir noch ein paar andere Schrauben- und Mutternkandidaten, lasse ordentlich einwirken.

Frau Reuters Praxistest – Das Zeug verdunstet

Nach zwei Bier geh ich ans Werk – und schon reißt die erste Schraube ab. Ich werd bald verrückt. Dann schau ich mir die anderen vorbesprühten Schrauben an: Die sehen furztrocken aus! Kann ja nicht sein, denke ich, die hab ich doch vorhin komplett eingenässt. Und dann kommt mir die Erleuchtung, die man nur nach zwei Bier haben kann: Ich sprüh einmal einen Schuss JMC-Rostlöser und einen letzten Rest WD 40 aufs schwarze Schutzblech von der Harley. Dann mach ich mir ’n Kaffee. Nach ’ner halben Stunde geh ich rüber zur Harley und du glaubst es nicht: Da, wo der kleine WD-40-Rest war, ist immer noch eine ölige Pfütze. Und da, wo das JMC sein sollte, ist NICHTS mehr. Das Zeug verdunstet also. So ein Mist. Das verflüchtigt sich natürlich erst recht, wenn durch eine festgerottete Schraubverbindung beim Lösen Hitze entsteht. Und darum fressen die Muttern und Schrauben. 

Nicht immer ist Löser die richtige Lösung: Der JMC-Rostlöser fiel in Martins Garage komplett durch, als Helfer in der Not erwies sich dagegen der von »Caramba«, und eine Portion »WD-40« ist sowieso immer die Lösung – für alles

Nun haben wir Samstagabend, Onkel Matthies hat längst zu. Also schnell in den Supermarkt, mit einem Stoßgebet auf den Lippen, und siehe da: In der Hausfrauen-Auto-Abteilung findet sich Caramba 70. Caramba hat Opa immer benutzt. Für alles. Das hilft sogar gegen Prostata, hat er immer gesagt. Ich latz also die sechs Euro dafür ab und mach wieder den Verdunstungstest. JMC verdunstet, Caramba bleibt. Also freudig erregt alle Schrauben und Muttern noch mal vollgepumpt, bis der Arzt kommt. Vor allem kommen Hippie und Köppke rüber, also nehmen wir noch zwei Bier und einen Obstler. Und dann sind die Schräubchen dran. Und siehe da: Astrein kriegen wir die alten Scheißdinger los, als wären sie erst vorgestern reingeschraubt worden.

Mal was gutes aus Fernost

Fazit: Der Rostlöser von JMC ist die letzte Kacke, weil er schnell verdunstet. Viel zu schnell. Montag werde ich mir als Erstes zwei fette Pullen von meinem bewährten WD-40 holen. Und Caramba 70 hat mein Wochenende gerettet, so viel ist mal sicher. Und darum ist dies weniger eine Empfehlung als eine Warnung: Wenn ihr festgerottete Schraubverbindungen lösen wollt, nehmt alles Mögliche, aber auf keinen Fall Rostlöser von JMC. Der Kram ist zwar billig, aber auch scheiße.

Gut und günstig: Die Handbremspumpe von kickstarter. der erfüllt ihre Zwecke für das neue Japan-Spielzeug wunderbar

Kommen wir zu freudigeren Geschichten: Die Handbremspumpe an der SR ist ab Werk viel zu groß. Die ist nämlich mit ihren vierzehn Millimetern eigentlich für Zwei-Scheibenbetrieb ausgelegt. Nun hab ich hier aber nur eine Scheibe. Alte Bauernregel: eine Scheibe – 12er-Handpumpe! Die späte SR 500, das Modell 48T, hat eine solch kleine 12er-Pumpe bereits ab Werk. Sowas kostet mittlerweile gebraucht über 100 Euro. Also hab ich mir über eBay bei kickstarter.de eine billige Fernost-Handpumpe bestellt. Zwei Tage später liegt die im Karton vor mir. Klar, Magura und Brembo haben bessere Gussformen. Aber ich will ja nur mal eben schön bremsen können. Die Schrauben an der Handpumpe sind abenteuerlich grünlich beschichtet. Die ersetze ich durch neue VA-Schrauben, für die Klemmschraube nehme ich wegen der Stabilität eine verzinkte. Nun ist die Vorderbremse wunderbar dosierbar, und dank Lucas-Stahlflexschlauch von Louis ist der Bremspunkt absolut exakt. Kein Vergleich zur Original-Yamaha-Pumpe. Das Ding von kickstarter.de kostet mit Versand nur 40,80 Euro – dafür kann man sie nicht selbst bauen. Für uns Sonntagsbastler also eine preiswerte Alternative. Es ist sogar schon ein Bremsschalter dabei!

Frau Reuters Praxistest – Licht am Ende

Und nun zum Schluss noch eine herzliche Empfehlung: die 6-plus-1-Werkstattlampe von Förch hat mir in den letzten Tagen viel Freude bereitet. Mein Bruder besitzt und benutzt sie schon seit Jahren. Das Ding ist akkubetrieben und leuchtet ganz hervorragend. Dazu ist sie selbst nach übelster Vergewaltigung nicht kaputt zu kriegen und hat einen starken Magneten am Boden, mit dem man sie überall festpappen kann. Das hier abgebildete Modell ist die ältere Variante, das moderne Modell hat ein USB-Ladegerät und einen Kfz-Ladeadapter dabei. Von all den Werkstatt-Bastelleuchten hat mich diese hier am meisten überzeugt. Sie leuchtet etwa vier Stunden durch, danach muss fünf Stunden geladen werden. Sieht irgendwie scheiße aus, macht aber genau das, was sie soll. Bei meiner Frau ist das genau umgekehrt. Ich hab mir gerade eine bestellt. Eine Lampe natürlich.

Ihr habt es schon gemerkt, Tante Reuter kann nicht ohne Taschenlampen und Bastelleuchten …

Es verbleibt mit einer Flasche Maibock im Anschlag,
Euer Martin

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.