Heute testet Frau Reuter: Was zum Kochen, was zum Schleifen und eine schöne Weste

Das Jahr beginnt mit einer brandneuen Lebensweisheit: Alkohol ist gut für Kopfschmerzen. Das muss nicht immer so sein, trifft aber immer öfter zu. In meinem Fall lag es nur an einem kleinen Fehler, den mein Organisationstalent Hippie sich zum Jahreswechsel erlaubt hatte.

Frau Reuter und der Glühwein mit Schuss

Wir wollten es uns Silvester so richtig gemütlich machen. Ich hatte schon am Vortag mit der Gasheizung die Garage vorgeheizt, das kleine Schlagzeug war aufgebaut, ein paar Verstärker auch und die Gitarren zum Akklimatisieren hingestellt. Eigentlich wollten wir uns am steifen Grog erfreuen, dessen Grundrezept laut meinem Großvater lautet: »Rum muss, Wasser darf, Zucker kann!«. Leider ist dieses Getränk nicht für abendfüllende Feierlichkeiten geeignet, eher als Vorbereitung zu Wurzelbehandlungen und Kaiserschnitten. Also entschärften wir die Sache und einigten uns auf Glühwein mit Schuss. Hippie bekam zwanzig Euro und wurde mit dem Mofa zum Supermarkt geschickt. Köppke und ich machten Mettbrötchen mit Zwiebeln und Aalschnittchen. Eine bessere Grundlage für eine lange Ballnacht gibt es kaum.

Treuer Kochgehilfe

Der große Edelstahltopf für den Glühwein stand bereit. Und zwar auf dem hier abgebildeten kleinen Kocher, den ich bisher immer auf der Terrasse nutzte, wenn ich im Sommer fiese asiatische Sachen im Wok kochte. Mittlerweile hab ich herausgefunden, dass man eine Acht-Millimeter-Stahlplatte im Format 20 x 20 Zentimetern da raufpacken kann und dann lassen sich darauf hervorragend Motorenteile erhitzen, um Buchsen und anderes zu lösen oder einzusetzen. Das Ding ist nämlich sehr sparsam und handlich. Na ja, Hippie kam also irgendwann zurück und hatte sechs Flaschen Glühwein dabei. Großes Kino. Um acht, als das Musikprogramm auf 3sat nur noch Brechreiz erzeugte, haben wir auf unseren handgemachten Krach umgestellt. Der Glühwein summte vor sich hin und wir begannen, uns zuzuprosten. Jeder ein Becher Glühwein mit einem doppelten Captain Morgan. Um zehn konnten wir uns kaum noch auf den Beinen halten und um zwölf haben wir gedacht, die Russen kommen.

Campingglück auf Lebenszeit: Auf Reuters Kochstelle dampft nicht nur Serbische Bohnensuppe prima, sondern da werden gelegentlich auch ganz einfach Motorenteile erhitzt

Lange Rede, kurzer Sinn: Hippie hatte Glühwein gekauft, der bereits mit Schuss versehen war. Wir hatten dann noch unseren Privatschuss draufgehauen und waren entsprechend schnell an der Heiterkeitsgrenze angelangt. Dennoch war es ein schönes Fest, wir wissen nur nicht mehr, was genau sich ab 23 Uhr abgespielt hat. Zum Glück reden noch alle Nachbarn mit uns. Aber die Kopfschmerzen haben zwei Tage angehalten, und das lag definitiv an Hippies Scheiß-Glühwein, das ist sicher. Der treue Kocher hat auf alle Fälle gut durchgehalten und Köppke hat am nächsten Tag einen großen Pott Bohneneintopf darauf gekocht, damit wir wieder zu Kräften kommen. Ich kann euch diesen kleinen Freund nur empfehlen – er ist mit 25 bis 30 Euro sehr preiswert, die Kartuschen kosten nur etwa drei Euro. Schaut mal im Internet unter »Bistro-Kocher« und »Gas«, da werdet ihr schnell fündig. Gezündet wird er übrigens per Knopfdruck, ihr braucht nicht mal ein Streichholz dafür.

Schicke Weste für Frau Reuter

Was ich aus dem letzten Jahr stolz mit ins neue Jahr getragen habe, ist meine neue Weste. In den letzten dreißig Jahren hab ich immer von Jeansjacken die Arme abgeschnitten und den Rest als Weste getragen. Sowas hält ein bis zwei Jahre bei täglichem Gebrauch. Nun wollte ich aber mal was Anständiges haben, zumal gute Jeansjacken auch ganz schön teuer sind. Auf der letzten CUSTOMBIKE-SHOW bin ich dann bei Pike Brothers vorbeigeschlurft und blieb an der 1937 Roamer Vest hängen. Wer einmal so eine Weste angefasst hat, trägt nur noch ungern sowas Flatteriges wie ’ne Jeansweste. Die 37er Roamer kann man wirklich in die Ecke stellen – sie fällt nicht um. Das Material ist ein extrem stramm gewebter Baumwollstoff, der auch unter dem Namen »Deutschleder« bekannt ist. Das Material ist scheinbar resistent gegen Flex- und Schweißfunken, darum trage ich sie auch bei der Arbeit. Wenn man einmal rüber bürstet, sieht sie fast wieder aus wie neu.

Geht auf dem Bike genauso gut wie zu Vatis Achtzigstem: Wer Eindruck in jeder Lebenslage schinden will, ist mit der Pike-Brothers-Weste bestens bedient

Letztes Wochenende war ich damit beim 80sten Geburtstag meines Alten, und er meinte tatsächlich, ich hätte mich ja wohl extra für diesen Anlass schick gemacht. Die hier gezeigte Version ist in »Hamburger Blau« gehalten, es gibt sie aber auch in anderen Farben. Die Hamburger Streifen haben eine uralte Tradition und der letzte Rest Lokalpatriotismus in mir hat meine Entscheidung zu dieser Stoff- und Mustervariante bestärkt. Die Weste hat drei aufgesetzte Außentaschen und eine Innentasche links. Das Material ist steifer als die meisten Lederwesten und das Teil braucht etwa drei Wochen, bis es sich an den Träger gewöhnt hat. Dann aber sind sie ein unschlagbares Team!

Gut angezogen

Gestern hab ich sie nicht getragen, weil ich ja die Fotos machen musste, und ich fühlte mich tatsächlich halbnackt. Eine sehr, sehr geile Weste, von der ich mir sogar noch ’ne andere Farbvariante holen werde. Auf der Homepage von Pike Brothers findet ihr alle Details. Der Preis liegt bei 159 Euro – das ist für so ein Kleidungsstück in dieser exzellenten Qualität keinen Pfennig zu viel. Eure alte Lederweste könnt ihr dem Köter als Schlafunterlage geben. Der freut sich.

Schleifglück

Zum Ende penetriere ich euch noch mal mit etwas aus dem Hause Mirka. Ich komm da immer wieder drauf zurück, weil ich mich jedes Mal wie ein Schneekönig über diese Produkte freue. Ich bereite nämlich gerade meinen Tank für die Lackierung vor und habe festgestellt, dass die Schleifpads »Abralon« wunderbar mit meinem Exzenterschleifer harmonieren. Zwar sind die Pads etwas größer als der 125er-Teller des Schleifers, macht aber nix. Durch die etwa acht Millimeter Padstärke kann man wunderbar die Rundungen des Tanks bearbeiten. Das alles geht natürlich nur mit einem Schleifgerät, bei dem die Drehzahl regelbar ist – ungeregelte Schleifer sind viel zu schnell! Der hier gezeigte Metabo SXE 425 TurboTec ist ideal.

Metabo-Schleifer und Mirka-Pads bilden ein Doppel, das kaum zu schlagen ist. Nicht irritieren lassen, die Pads sind etwas größer als der Schleifteller – tut dem Spaß aber keinen Abbruch

Außerdem leistet er mir nun schon seit über zehn Jahren treue Dienste. Muss also auch mal lobend erwähnt werden. Die Feinarbeit macht man ohnehin – mit den gleichen Pads – per Hand. Und dann hat mir mein Lack-fritze noch die »Abranet«-Pads empfohlen. Hammer! Die haben eine deutlich höhere Standzeit als herkömmliche Schleifpapierpads und lassen astrein den Schleifstaub durch. Sie verkleistern also nicht so schnell wie meine bisherigen Schleifdinger mit den acht Löchern drin. Auch »Abranet« lässt sich problemlos mit der Hand benutzen. Am Exzenterschleifer sind sie jedoch die pure Macht. Die Pads kosten zwischen drei und vier Euro, je nach Laune und Geschäft. Das Geld ist aber allerbest angelegt, Freunde! Der Metabo liegt momentan bei rund 150 Euro. Aber wartet ab: Ich teste gerade zwei Akku-Geräte, die eventuell die Sonne aufgehen lassen werden.

Ich verbleibe mit stramm geknöpfter Weste und einem steifen Grog im Anschlag, Eure Frau Reuter!

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.