Heute testet Frau Reuter: Einen schweineteuren Blütenschleifer, der allerdings zum Verlieben ist
Heute zäumen wir das Pferd mal von hinten auf. Wir sind mitten im Sommer, ihr seid alle im Urlaub oder wollt noch irgendwo hinfahren und das Geld ist in der Regel knapp. Und nun komm ich hier mit einem scheiß Blütenschleifer, der mit rund 800 Euro NETTO unverschämt teuer ist. Ihr könnt also jetzt weiterklicken. Oder aber mal lesen, was es alles so gibt, was mich restlos begeistern kann.
Die Blüte des Schleifens
Mein Lieblingswerkzeug ist eigentlich der Fein Multimaster. Damit kann ich sägen und abschleifen und polieren und was weiß ich noch alles. Der hier vorgestellte Blütenschleifer von MIRKA kann nicht mal sägen. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass ein Blütenschleifer kein Floristenwerkzeug und Mirka keine tschechische Nutte ist. Nein, vielmehr handelt es sich um ein oszillierendes Schleifgerät mit Schleifplättchen von nur 34 Millimetern Durchmesser und MIRKA ist ein skandinavisches Unternehmen, das sich der Herstellung von professionellen Schleifgeräten verschrieben hat. Der Schleifer hier heißt MIRKA AOS-B 130NV, hat einen Schleifteller von 32 Millimetern und oszilliert in einem Bereich von drei Millimetern. Und nun wird es schön: Das Ding ist akkubetrieben und wiegt nur 660 Gramm. Es liegt PERFEKT in der Hand und macht so eine Freude, dass ich am liebsten den ganzen Tag mit dem Teil rumrennen möchte, um irgendwas anzuschleifen, überzupolieren oder zu entrosten.

Es ist reiner Zufall, dass ich in der Vitrine meines Werkzeughändlers genau dieses Gerät sah und mich verliebte und just in diesem Moment der MIRKA-Vertreter vor mir stand und mich als Opfer erkannte. Dass ich mittellos war hat ihn nicht gestört, er hat mir das Ding mit Koffer und einem Haufen unterschiedlicher Schleifpads geliehen. Ich solle mal was draus machen. In erster Linie hab ich das auch getan, ich hab es nämlich ganz schön eingesaut. Und ich weiß auch noch nicht, ob ich es je wieder sauber kriege, aber da muss der MIRKA-Mann durch.
Blütenschleifer für leider viel Geld
Der Preis ist nun wirklich exorbitant hoch, und nicht ganz grundlos bietet MIRKA auf seiner Seite auch eine Finanzierungsmöglichkeit an. In jedem Fall ist dieses Produkt an Profis adressiert, was man schon an der gigantischen Laufzeit von sechzehn Stunden mit einer Akkuladung erkennt – sechzehn Stunden im professionellen Einsatz! Eigentlich ist genau das Set, das mir geliehen wurde, für Fensterarbeiten gedacht, also Rahmenaufarbeitung und sowas. Alle beiliegenden Schleifpads funktionierten jedoch ebenso gut an meinem verchromten Primärdeckel, der nun lackiert werden soll, an meiner verrosteten Bremspedalplatte und an dem Honda-Dax Rahmen meines Freundes Tommy, der schon seit einem Jahr neben meiner Garage im Dreck liegt. Der Rahmen natürlich, nicht Tommy. Selbstverständlich nehme ich auch hier fürs Grobe den Multimaster und Schleifwolle zu Hilfe – aber die ganzen unangenehmen Frickelarbeiten, versteckten Flächen und die Oberflächenverschönerung mache ich mit dem MIRKA.

Speziell beim Rahmen konnte ich voller Freude feststellen, wie wunderbar man auch an Stellen kommt, die sich in engen Radien befinden. Natürlich halten diese Schleifpads schon wegen ihrer Größe nicht ewig, ich hab mir aber schnell angewöhnt, die verbrauchten Pads aufzubewahren, um damit gegebenenfalls »etwas sanfter« arbeiten zu können oder gar zu polieren. Mit einem 34er-Locheisen kann man sich preiswert an handelsüblichen Schleifpads für kleines Geld bedienen, so macht man sich eben seine eigenen Pads. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass die Schleifmittel von MIRKA wirklich astrein sind. Man kann mit dem Aros-B so wunderbar fein arbeiten, dass es problemlos möglich ist, mit minimalem Abtrag an pikanten Lackstellen am Auto oder Motorrad rumzupfuschen.
Für alles gerüstet
Die Umdrehungszahl ist von 4000 bis 8000 U/min einstellbar, wobei noch mal gesagt werden muss, dass sich der Schleifteller NICHT dreht, sondern wie beim Exzenterschleifer nur oszilliert. Der Körnungsbereich der Pads liegt von etwa 60 bis 4000 – damit sind alle Eventualitäten bestens abgedeckt. Im groben Bereich sind es normale Schleifpapiertellerchen, dann folgen keramische Schleifmittel und im hochfeinen Bereich sind es weiche Schleifpolster, die möglichst wenig Schaden anrichten, aber dennoch sehr effektiv glätten. Der Halteteller für die Pads ist aus Kunststoff und wird mit einer halben Umdrehung einfach auf den Geräteschaft geschraubt. Ersatzteller sind an Bord, aber die Dinger halten scheinbar ewig.

Kinder, ich bin so dermaßen von den Socken, ich überlege schon die ganze Zeit, wo ich die Kohle für dieses Scheißteil herkriege. Ganz manchmal gibts den Blütenschleifer im Angebot mit Koffer, Poliermittel und zehn fetten Sätzen Schleifpads für unter 700. Aber auch dann muss man sich zehnmal die tschechische Nutte verkneifen, um die Kohle wieder drin zu haben. Ist eigentlich ganz einfach …
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