Heute testet Frau Reuter Campinggeschirr für den nächsten großen Ritt und rät euch dringend zum Kauf von Kathederstopfen.

Man soll es nicht für möglich halten, aber es gibt auch Momente, in denen man stolz auf seinen Sohn sein kann. OK, das Zeugnis war scheiße, sein Zimmer sieht aus wie Verdun 1918 und die Benimmregeln hat er wohl aus der JVA Niederwürzbach übernommen. Aber diesen Monat ist er mein Held. Weil er nämlich ganz alleine mit seinem bekackten Mofa von Kiel nach Dänemark gefahren ist. Eigentlich wollte Hippie mit, aber der ist abgesprungen, weil er »technische Probleme« hatte. Nun denn, der kleine Karl-Heinz hat also seine Mobylette gepackt und ist ganz alleine losgeschnurt, war fünf Stunden später in Dänemark aufm Campingplatz und hat sich ’ne Cola aufgerissen.

Frau Reuter sucht nach einer Nacht, von der sie nichts mehr weiss, ihr Campinggeschirr

Zwei Tage später war er heil zurück. Er war zwar zwischendurch mal auf ’ner Kraftfahrstraße gelandet, hat aber den Absprung bei der nächsten Abfahrt geschafft und glänzte zuhause durch blendende Laune und schmutzige Finger. Auf meine Frage, wovon er sich denn ernährt hätte, gab er zwei Burger, Brot mit Dosenfisch und ein Glas Baked Beans an. Mein Gott, dachte ich mir, das Kind muss sich doch unterwegs wenigstens was Warmes zubereiten können – es braucht multifunktionales Campinggeschirr! Und so bin ich also losgestiefelt und hab ihm einen Kocher gekauft. Denn nächstes Wochenende will er mit seinem Bückel nach Fehmarn knattern und da campen. 

Spirituskocher in Packtaschenformat

Nun bin ich eigentlich ein strikter Spirituskocherfeind, weil mir die Dinger zu langsam sind. Ich liebe Benzinkocher. Die sind laut, gefährlich und stinken. Aber das Kind soll ja gefahrlos und in Ruhe köcheln, und darum habe ich ihm den kleinen Trangia-Spirituskocher gekauft. Das große Standardgerät hatte ich an dieser Stelle vor Jahren schon mal vorgestellt. Fürs kleine Sturmgepäck ist das Ding jedoch zu sperrig. Dieser Knirps hier ist 18,5 cm mal 10,5 cm groß und wiegt 680 Gramm. Und da ist bereits das Campinggeschirr in Form zweier Töpfe und eine Pfanne dabei, die als Deckel genutzt wird. Bis heute beäuge ich diese Erfindung kritisch, aber alle Freunde und Bekannten, die den Trangia benutzt haben oder benutzen, schwören auf das Teil. Nach zehn Minuten kocht ein Liter Wasser, die Sturmfestigkeit ist grandios und wegen der Ungefährlichkeit kann man das Köcherchen auch bedenkenlos im Zelt benutzen, wenn es draußen mal ganz fürchterlich unwettert.

Kleiner als eine Dose Hundefutter: Der Trangia-Kocher lässt sich auf absolut verträgliches Maß zusammenfalten und für eine Dose Linseneintopf mit Bockwürstchen reicht das Sparflämmchen vom Spirituskocher allemal

Nun denn, der Junge hat sich diebisch gefreut und mittlerweile auch Baked Beans damit erwärmt und musste zugeben, dass diese englische Kotze aufgewärmt deutlich besser schmeckt als eiskalt. Nun kann er sich auch noch Teewasser warm machen, was will er mehr? Ich habe ganz bewusst diese einfachste Art des Trangias genommen, weil eben diese Version seit Jahrzehnten bewährt ist. Das Ding heißt Trangia 25-1 UL und ist nicht beschichtet. Irgendjemand hat ja mal behauptet, dass die Benutzung von Aluminiumgeschirr und -Besteck Alzheimer begünstigen soll, ich vernachlässige das. Das gute Stück kostet im Fachhandel 65 Euro. Zusätzlich braucht man noch eine Spritflasche für den Spiritus, sowas gibts ebenfalls im Reiseshop und kostet ein paar Euro.

Zum Campinggeschirr gehört Klappbesteck

Und da wir gerade beim Besteck sind: Hippie hat in seiner Kifferküche genau vier Bundeswehrbestecke. Falls mal Gäste kommen. Allerdings mag niemand so recht in Hippies Küche sitzen, geschweige denn da essen. Aber immerhin: Die Bestecke hat er schon seit 30 Jahren. Natürlich wollte ich meinem Bengel auch so ein Besteck kaufen, aber ich hab nun ein günstigeres für rund sieben Euro erstanden.

Der eloquente Biker ist nicht mit den Händen, sondern kauft sich vernünftiges Besteck. Nur der Dosenöffner kann nix, bei unter zehn Euro aber vertretbar

Es ähnelt dem Bundeswehrbesteck deutlich, ist jedoch einfacher zusammenzustecken. Ich ziehe es dem Original vor. Der im Halter integrierte Dosenöffner ist natürlich unter aller Sau, aber dafür benutzt man ja gefälligst sein Schweizer Taschenmesser. Dieses Besteck hat ebenfalls euer Reisefritze um die Ecke hinterm Tresen liegen.

Nicht nur der Apotheker rät zum Kathederstopfen

Zu guter Letzt habe ich noch ein Kuriosum aufgetan, das seinesgleichen sucht: Der Kathederstopfen. Normalerweise benutze ich ja M6- oder M8-Schrauben, wenn ich mal kurzfristig einen Benzin- oder Ölschlauch abnehmen muss und nicht will, dass die Suppe da rausläuft. Nun aber hab ich eine ganze Tüte dieser Kathederstopfen geschenkt bekommen. Die Dinger sind offiziell NICHT benzinfest, aber ich habe meinen eine Woche am Vergaserschlauch stecken gehabt.

Ihr freundlicher Apotheker rät: Kaufen sie sich endlich einen Kathederstopfen und werden sie sehr glücklich damit

Der Stopfen wurde zwar weich, hat aber super dicht gehalten. Nach dem Entfernen ist er wieder fest geworden und wartet auf den nächsten Einsatz. Er passt bei Schläuchen mit einem Innendurchmesser von 5 bis 11 mm und ist mit einer Gesamtlänge von 55 mm so unscheinbar, dass er nicht mal in der Hosentasche stört. Die Dinger gibt es steril verpackt in der Apotheke, der Preis liegt bei einigen Cent. Solche Sachen finde ich einfach toll: Kleiner Preis, großer Nutzen.

So, und nun gehe ich gleich rüber zu Hippi. Da gibt es Serbische Bohnensuppe an Holsten Pils, draußen im Garten. Und ihr könnt einen drauf lassen, dass ich meinen eigenen Löffel mitnehme.

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.