In der Werkstatt ist immer was los, heute testet Frau Reuter: Ratschenschraubendreher, Fächerscheiben und Jolly-Kniekissen
Als mein Sohn drei Jahre alt war, hatte er mir eine Zeichnung in den Nikolausstiefel gelegt. Ich sah sie mir genau an, er drehte das Blatt in die richtige Position in meinen Händen, und ich sah etwas, was einer zertretenen Pizza nicht unähnlich war. Nachdem ich ihn gelobt hatte, erfuhr ich von ihm, dass ICH der abgebildete Gegenstand sei. Ich sagte nochmal, dass er das ganz toll gezeichnet hätte. Prügel wären fehl am Platze gewesen. In späteren Jahren bekam ich immer wieder mal eine Zeichnung zum Nikolaus, dazu auch mal eine alte Mandarine oder einen angelutschten Lolli.
Frau Reuter und die Weihnachtsgeschenke
Die Zeichnungen, die stets mich darstellten, wurden immer besser. Ich selbst hingegen ging optisch und körperlich immer mehr in Richtung Bild 1. Nun aber ist ein kleines Wunder passiert: Nach einem Aussetzer von zwei Jahren war mal wieder etwas in meinem Stiefel. Da er noch nicht Kunst studiert, war es keine kandierte Kotze oder eine gut gemeinte Fettecke, sondern ein Tütchen Weinbrandbohnen (ein Schelm, wer Böses dabei denkt. …) und – man höre und staune – ein kleiner Schraubendreher!
Ratschenschraubendreher
Ich war direkt gerührt. Sein Kommentar war kurz, dass ich doch immer meine Schraubendreher suchen würde, und diesen könne ich ja jetzt immer dabei haben. Nun suche ich meine Schraubendreher nur, weil ER die Scheißdinger immer benutzt und dann in Unterhosenhaufen oder Bastelecken, von denen er gefühlte 30 in seinem Zimmer hat, versteckt. Egal, ich war froh, nicht wieder ein schlimmes Porträt von mir ertragen zu müssen und freute mich aufrichtig über dieses kleine Präsent. Ganz toll finde ich, dass dieser reizende Schrauber auch noch funktioniert. Mittlerweile weiß ich, dass der Junge 17,99 Euro dafür bezahlt hat. Das gute Kind.

Der Schraubendreher hört auf den Namen »1/4“ Stubby-Ratschenschraubendreher« und hat eine Links/Rechts-Ratschenfunktion, in der Mittelstellung des Umschalteknaufes ist die Ratsche inaktiv. Im Magazin befinden sich sechs Bits, die man natürlich nachträglich seinen eigenen Bedürfnissen entsprechend anpassen kann. Ab Werk sind 5,5-mm-Schlitz, Phillips 1+ 2, Pozidrive 1 + 2 und Torx 20 und 25 im Lieferumfang enthalten. Er hat die Artikelnummer 4193 und kann unter der Rubrik »Schraubendreher für Bits« auf der Projahn-Website gefunden werden. Die Bits sind von guter Qualität und der kleine Schrauber sitzt gut in meiner Hand. Hab ich jetzt immer in meiner Wachsjackentasche stecken und freue mich nachhaltig. Ganz selbstlos war die Aktion meines Sohnes natürlich nicht – sein Weihnachtswunschzettel fiel entsprechend reichlicher aus als es sich eigentlich gehört. Diese kleine Sackgesicht …
Fächerscheiben
Apropos Sackgesicht: Mein Freund Tommy bekam eigentlich noch Geld von mir. Nun war ich kürzlich mal recht klamm, und er bot mir an, ich könne doch seine alte Honda Dax zusammenschrauben, und wir wären dann quitt. Da hab ich Idiot doch glatt zugesagt. Zwei Tage später hatte ich drei Kartons voller Schrott in der Werkstatt stehen. Ich will da nicht ins Detail gehen, aber der Begriff »Sackgesicht« beschreibt Tommy nun schon recht gut. Alleine der äußerliche Zustand von Rahmen, Gabel und Schwinge war erschütternd. Nachdem ich mir Mut angetrunken hatte, reifte in mir der Gedanke an eine kostengünstige Neulackierung. Mit etwas extrafieser Beize (rund zwei Liter …) ging ich dem Lack an den Kragen, grobe Placken ließen sich anschließend mit Stahlwolle entfernen. Die Feinarbeit jedoch bereitete mir Kopfzerbrechen. Und gerade da fiel mir mein alter Winkel-Flexer von Proxxon ein.

Herr Schoppe um die Ecke führt das gesamte Proxxon-Programm, und innerhalb weniger Minuten hatte ich einen recht flexiblen Teller montiert, an dem ich verschiedene Sorten Schleifflies oder Schmirgelpapierblättchen anpappen kann. Und diese Kombination macht wahrhaftig Spaß. Dank des Kletts kann man blitzschnell die Körnung oder die Fliessorte wechseln, und nach zwei Stunden (inklusive abbeizen) hab ich jetzt eine astreine Dax-Schwinge in Händen. Der Rahmen ist auf gleiche Weise mit einem halben Tag veranschlagt. Das Arbeiten geht mit dem Winkelschleifer gut von der Hand, eine Schutzbrille ist jedoch empfehlenswert. Für ganz harte Fälle ist eine kleine Fächerscheibe sehr nützlich, die muss jedoch verschraubt werden. Das von mir seit vielen Jahren benutzte Gerät heißt »Langhals Winkelschleifer LHW«. Ein herrliches Instrument, mit dem man problemlos in Lappland eine Fußpflegestation eröffnen kann.
Jolly-Kniekissen für Frau Reuter
Jetzt aber mal was ganz anderes: Was ich ja nun ganz prima finde, ist, wenn ihr nicht nur mein Gesülze lest, sondern aktiv mitarbeitet. Mich erreichte nämlich vor einigen Wochen ein kleines Paket von Harald Hofmann. Darin befand sich ein knallrotes Kniekissen. SOO schlecht hatte ich die Knieunterlage von Louis in einem früheren Artikel gar nicht abgekanzelt, ich benutze sie ja sogar. Aber Haralds Alternative, das »Jolly-Kniekissen«, ist wirklich noch deutlich toller. Man kniet sehr komfortabel in den vorgeformten Mulden, zwischen denen noch ein kleines Fach für Schrauben oder Ähnliches eingelassen ist. Eigentlich verbirgt sich hinter Jolly die Firma Alsa, die Plastiklatschen herstellt.

Könnt ihr ja mal im Internet nachschauen, die sind vielleicht gar nicht so unpraktisch für die Werkstatt. Als kleiner Ausbrecher im Produktportfolio wird auch unser hier vorgestelltes Kniekissen angeboten. Das Kissen nimmt wenig Platz weg, hat einen praktischen Griff und ist wirklich angenehm zu benutzen. Man mag gar nicht mehr aufstehen, wenn man zwei Stunden darauf gen Mekka gebetet hat. Danke Harald, da hast du mir was Feines geschickt. Auch dieses Kniekissen macht sich sicher im Servicebereich der lappländischen Fußpflegestation ganz gut. Find ich nun doch besser als die Louis-Matratze. Das Kissen kostet direkt bei Alsa nur 14,40 Euro, es ist in Rot oder Grün lieferbar. Sieht schwul aus, isses auch, macht aber das Leben ein Stück lebenswerter.
So, nun hab ich gerade eine Schreibschwäche. Ich werde mich weiter um Tommys Dax kümmern. Ich will den Mist endlich wieder loswerden.





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