Zangen, immer nur Zangen – außerdem testet Frau Reuter diesmal aber noch Schraubstöcke und die Mutter von Keith Richards
Erinnert ihr euch noch daran, als ich auf der Suche nach einer kleinen Spitzzange war? Ich sage euch: Man kommt heutzutage leichter an ein Pfund Crack als an eine ordentliche, wirklich kleine Spitzzange mit Federgriff. Als ich jedoch letztens bei Hornbach war, um Gartenerde zu kaufen, führte mich der Einkaufswagen, der einen leichten Linksdrall hatte, auf dem Rückweg direkt in die Zangenabteilung.
Schon wieder Zangen
Nun bin ich als Qualitätsgewohnheitstier auf Zangen von Knipex eingeschossen, aber sowas haben die da nicht. Allerdings hängen da lauter Zangen von Wiha an der Wand. Und ob ihr’s glaubt oder nicht, da hängt da doch genau die Zange, die ich seit Wochen suche! Nur halb so teuer wie das nicht zu findende Pendant von Knipex. Also wollte ich das gesparte Geld nicht verrotten lassen und hab mir gleich noch eine gebogene Flachrundzange im Normalformat 160 Millimeter mitgenommen. Sowas fehlt mir nämlich oft, wenn ich in irgendwelchen alten Zündschaltern, Lampen und Reglern rumprökeln muss.
Nun ist das Kapitel für mich abgeschlossen. Die kleine Wiha-Flachspitzzange ist eigentlich für Elektriker gedacht, die regelmäßig Beinchen von Widerständen und Kondensatoren umbiegen müssen. Dennoch ist sie sehr stabil und kann richtig mackermäßig zupacken, wenn es drauf ankommt. Ob bei Arbeiten im Lenkerschalter, Tacho oder Rücklicht oder wo es sonst noch ziemlich frickelig ist – dieser kleine Freund taugt dazu. Das Ding wiegt gerade mal siebzig Gramm – etwa so viel wie die Nachgeburt eines kleinen Gürteltieres. Die gebogene Flachrundzange wiegt das Doppelte, kostet etwas über zwölf Euro und gehört zu den Werkzeugen, die man eigentlich immer im Haus haben muss. Kannst mal sehen: Es muss nicht immer Knipex sein.
Custom-Schraubstock
Dann hab ich ja noch ’ne Enttäuschung erlebt. Ich hab in der Werkstatt zwei Schraubstöcke. Beide von Wabeco. Einer hat eine Backenbreite von achtzig Millimetern, der andere von hundert Millimetern . Nun hab ich gerade viel Alusachen zu bearbeiten. Die will man sich ja nicht mit den Backen versauen. Also bin ich ins Fachgeschäft und wollte mir Schraubstockschutzbacken holen. Aber die Sackgesichter hatten nur welche mit 125 Millimeter Breite. Ich hab die dann mitgenommen und dachte mir, die könnte ich ja kürzen. Weit gefehlt! Die Dinger sind so sperrig gebaut, dass sie jedes Mal, wenn ich ein Kleinteil einspannen will, oben auseinanderklappen. Physikalisch-technisch betrachtet ist das logisch. Rein menschlich betrachtet ist das scheiße. Also hab ich erst mal ein Schlückchen getrunken, dann kam Hippie an, und der meinte dann, sowas baut man sich aus Winkel-Alu selber. Stimmt eigentlich.
Wir sind also mit dem Klapprad rüber in den Baumarkt gefahren und haben zwei Stück rechtwinkliges Aluprofil gekauft. Vor dem Baumarkt war ein Würstchengrill. Die Wurstverkäuferin sah original aus wie die verwesende Mutter von Keith Richards. Als Hippie lustig wurde und die Olle gefragt hat, ob sie mit Keith Richards verwandt ist, haben einige andere am Grill gelacht und wir mussten zusehen, dass wir da wegkommen. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja. Wir haben dann einfach die bekackten Winkelbleche passend auf Länge geschnitten und ZACK! hatte ich Schraubstockschutzbacken für beide Schraubstöcke. Köppke und Hippie haben wir auch noch gleich ein paar angefertigt. Für acht Euro sind also gleich mehrere Menschen glücklich geworden.
Die Dinger von Wabeco kosten rund zehn Euro, liegen nun aber rum. Die innenliegenden Magnetstreifen, die die Backen am Schraubstock halten sollen, sind auch nicht sonderlich stark. Da hab ich also in meinem Fall Mist gekauft. Ansonsten lege ich für die Schraubstöcke von Wabeco meine Hand ins Feuer. Und während ich diese Zeilen schreibe und parallel im Internet recherchiere, finde ich bei Wabeco im Webshop einen 125-Millimeter-Schraubstock MIT Alu- und Kunststoffschutzbacken für 89 Euro. Der Lümmel wiegt satte elf Kilo – aber der Preis ist heiß! Das ist für mich sogar ungesehen ein echter Knaller. Für weniger Geld ist es nicht einfach, einen hochwertigen Schraubstock zu bekommen. Betrachtet das als dezenten Geheimtipp.
Getränketipp am Rande
Und nun soll sich der Kreis wieder schließen, wir kommen zum kulturellen Teil. Diesmal geht es um Trinkkultur. Nachdem ich festgestellt habe, dass ich von Eierlikör Ohrensausen bekomme, bin ich auf Malt-Whisky umgestiegen. Als erwachsener Mensch sollte man sich eben den gepflegteren Getränken zuwenden. Sagt auch der Hausarzt. Besonders Single Malts sind beliebte Glücklichmacher bei älteren Herren. Als ich letztens durch den Supermarkt stiefelte, den Sohn im Schlepptau, und die Arschnase mir eine Flasche Jim Beam aus dem Nacken leiern wollte, fiel mein Blick auf diesen Glen Grant. Ein echter schottischer Single Malt für vierzehn Euro? Ich sprach: Sohn, jetzt wirst du dein blaues Wunder erleben! Und wir kauften den Schotten und schritten davon und verschwanden im Schatten der untergehenden Sonne. Oder so ähnlich.
Wir haben ihn dann abends probiert. Passt ausgezeichnet zu Tierfilmen und Schinkenbrot! Ein sehr angenehmer, unspektakulärer Whisky zu einem spektakulären Preis. Ich kauf jetzt noch ’ne zweite Flasche für die Garage, damit ich das nächste Mal Hippie und Köppke, die beiden Spacken, so richtig schön verwöhnen kann. Das wird ein Fest! Ich hab diese edelste Form des Morgenurins bei Famila für nur 13,99 Euro erstanden. Unglaublich. Und nun: Auf in die Frühlingssaison. Es darf schon wieder gegrillt werden.
In Liebe Euer Martin
Frau Reuter
Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.