Frau Reuter testet auch im kalten Winter. Diesmal im Programm: Heizstrahler und alles fürs Wechseln des Blinkgebers

Du musst mit zu Hippie kommen, ich glaub, der entschärft gerade ’ne Bombe«,  schnauzt Köppke in meine Werkstatt, wo ich gerade im Lokalteil der Tageszeitung angekommen war und anhob, meinen zweiten Becher Kaffee zu schlürfen. Köppke stöbert schon Schutzbrillen und Handschuhe hervor, nimmt zwei Helme und reißt mich vom Hocker. Wir hoppeln also im Rentnerspurt die hundert Meter zu Hippie rüber und linsen erstmal an den Mülltonnen vorbei in seine Garage. Tatsächlich: Da sitzt der Langhaarige seelenruhig und schraubt an etwas rum, was einer Bombe nicht unähnlich sieht, sich aber selbst für einen Halbblinden schnell als Gasflasche entpuppt.

Der Heizstrahler bollert euch über 4000 Watt in die Hütte – zaubert auch einen zarten Teint in eure sonnenentwöhnten Visagen

Wir verlassen die Deckung, Köppke kriegt einen Klaps auf den Hinterkopf und wir schreiten voran, um das Rätsel vollends aufzulösen. »Ach, ihr seid’s«, nuschelt Hippie und schnappt sich sein obligates Mettwurstbrot mit Gewürzketchup. »Ich muff ja heipfen, aber der Fuck-Fornfteinfeger wacht, daf mein Ofen nich fugelaffen if. Nun fattel ich auf Gaf um.« Aha, klare Sache. Uns hat schon immer gewundert, wie Hippie seinen Kanonenofen mit zwei Meter Blechschornstein an den Augen des Bezirksschornsteinfegers vorbei jahrelang nutzen konnte. Wie auch immer, nun ist dem das Treiben wohl zu bunt geworden und er hat Hippie die Möglichkeit gegeben, erstmal einen ANSTÄNDIGEN Ofen zu kaufen und dann bitte einen FACHGERECHT installierten fünf Meter hohen Abzug zu bauen. Damit ist Hippie natürlich sowohl finanziell als auch intellektuell überfordert. Und so hat er ganz alleine, und das muss man an dieser Stelle nur loben, eine andere Möglichkeit ins Auge gefasst: einen Gasheizstrahler.

Frau Reuter in der warmen Winterbude

Dazu muss von vornherein klar gestellt werden, dass solche Geräte grundsätzlich nur im Freien und in gut belüfteten Räumen benutzt werden dürfen. Allerdings sind die meisten Garagen recht gut belüftet und ich weiß von meinem Bruder, dass er so ein Teil im Winter auch in seiner Doppelgarage betreibt, wenn er am Moped bastelt. Es muss halt eine gewisse Frischluftzufuhr da sein, sonst bekommt man zu wenig Sauerstoff und kann keine komplizierten Rätselfragen mehr lösen, kann aber durchaus noch AfD-Mitglied werden. Diese kleinen Heizstrahler sind, selbst wenn sie mit komfortabler Piezo-Zündung ausgestattet sind, mit rund 30 bis 40 Euro recht günstig. Eine 11-Liter-Gasflasche bekommt man im Baumarkt für 40 bis 50 Euro, eine spätere Neufüllung schlägt mit bummeligen 15 Euro zu Buche. Der Strahler wird einfach oben auf der Flasche befestigt. Das kann jeder, der schon mal ein Lego-Auto gebaut hat.

Das Blinkrelais ist der Hammer, das ist so klein, das könnt ihr sogar durch den Lenker ziehen

Man sollte auf keinen Fall die enorme Heizstrahlleistung unterschätzen! In der Mitte des Alureflektors befinden sich zwei Keramikplatten, die gleich nach dem Heißlaufen anfangen rot zu glühen, damit bietet dieser kleine Heizling eine angenehme Wärme mit wenig Platzbedarf. Ich kenne Leute, die so ein Ding auf dem Balkon stehen haben, damit sie auch im November draußen gemütlich ihre Pfeife rauchen können. Hippie hat seine Bombe nun auf jeden Fall fertig montiert, stellt den Heizstärkeregler auf höchste Stufe, drückt den Regler herunter und betätigt mehrmals den Piezo-Knopf, bis uns ein plötzlicher Wärmeschwall und das Geräusch einer wabernden Gasflamme verrät, dass das Gerät gezündet hat. Der Reglerknopf muss noch ein paar Sekunden gedrückt gehalten werden, damit der Bimetall-Abschalter stehen bleibt. Ab jetzt wirds langsam aber sicher warm. Da soll mir doch noch einer sagen, das Paradies sei im Himmel – alles Quatsch! Es ist hier.

Kleiner, feiner Blinkgeber

Hippie hat seinen Strahler bei Bauhaus gekauft, das Gerät ist von Rothenberger. Es gibt sehr viele sehr ähnliche Geräte, speziell bei Einhell-Ausführungen ist die Verbraucherfreude nicht unumstritten. Bei Rothenberger ist man jedoch auf der sicheren Seite, die Jungs vertreiben jede Menge Gas-Schweiß-Bastel- und Lötgeraffel, der telefonische Service ist gut, wird aber kaum gebraucht werden. Ich würde IMMER ein Gerät mit Piezo-Zündung nehmen, weil einem dann das Gefummel mit Feuerzeug oder Streichhölzern erspart bleibt! Hippie hat eine große 11-Kilo-Gasflasche genommen, ich werde mir in mein Gartenhäuschen eine 5-Kilo-Flasche packen, dann ist das Arrangement noch etwas handlicher und dezenter.

Zu dem Blinkerschalter gibt’s nichts zu sagen. Er hat eine Lenkerhalteschelle und er schaltet

Nun können wir thematisch gleich bei Hippie bleiben, weil der seine SR 400 komplett abgespeckt hat und jetzt auf der Suche nach einem einfachen Blinkerschalter und einem noch einfacheren Blinkgeber war. Nichts einfacher als das! Eure liebe Frau Reuter muss nämlich auch bald zum TÜV und diesmal soll es MIT Blinkern sein, weil ich sonst auf die Fresse kriege, wie ich hörte. Darum hatte ich mich im Vorfeld bereits schlau gemacht. Bei Tante Louis, die ja früher Detlev hieß, hab ich einen Schalter gefunden, der keine acht Euro kostet, aber leider nur auf metrische Lenker passt. Für Hippie genau das Richtige. Ganz einfach aufgebaut, da kann keiner was falsch machen. 

Winziger Blinkgeber

Der Kracher ist jedoch dieser winzige Highsider-NANO-Blinkgeber für knapp 25 Euro! Dieses Relais ist idiotensicher zu verkabeln, funktioniert mit allen Sorten und Anzahlen von Blinkern (von 0,1 bis 84 Watt) und nimmt nun garantiert keinen Platz weg! Ich hab ihn mal zur Probe laufen lassen und er musste bei meiner E-Glide eine halbe Stunde dauerblinken. Dabei ist er nicht mal erwähnenswert warm geworden. Eine ganz tolle Erfindung! Details findet ihr auch auf der Homepage von Highsider.

Martin Reuter

Damit hätten wir Hippies Kiste auf alle Fälle schon mal schön zum Blinken gebracht, und nun schmeißen wir den Heizstrahler wieder an, setzen uns auf die Mettwurstbrötchen und denken über das Heckteil von der alten SR nach. Draußen sind feuchte sechs Grad und wir haben es schön kuschelig. Fehlt für eine glückliche Frau Reuter nur noch ein Hörspiel von Karl May und ein gepflegter Obstler.

Es verbleibt mit beschäftigten Grüßen
Euer Martin

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.