Die Lichtmaschine sorgt für volle Leistung beim Motorrad. Aber was tun, wenn sie versagt?
Eine neue Batterie ist schnell gekauft und eingebaut. Aber was, wenn der Neukauf auch wieder nur eine stark begrenzte Zeit wirklich gute Arbeit leistet? Spätestens jetzt solltet ihr nachsehen, ob der Akku überhaupt anständig geladen wird und nicht nur aus seinen Reserven schöpft. Jede Tiefenentladung nagt nämlich ganz stark an der Lebenserwartung.
Im gesunden Zustand liefert die Lichtmaschine bereits im Standgas genügend Spannung, um die durch den Anlasser geschwächte Starterbatterie wieder aufzuladen, ferner übernimmt sie ab dann die Energieversorgung der ganzen Maschine. Passiert das nicht, muss die Batterie mit ihren Rücklagen aushelfen, was kurzfristig noch kein Problem darstellt.
Fehlersuche
Wenn nicht genug Spannung ankommt, dann kann das verschiedene Ursachen haben. Zunächst sollten alle Verbindungen des Ladestromkreises geprüft werden. Kontakte in Steckern können aus ihrer Verankerung rutschen oder sogar falsch belegt sein, ferner besteht hier die Möglichkeit eines Kabelbruchs. Wahrscheinlicher ist aber ein Leitungsfehler, wenn das Anschlusskabel an beweglichen Teilen scheuern kann.
Eine weitere Fehlerquelle bildet der Spannungsregler, auch Gleichrichter genannt. Um dessen Widerstandswerte zwischen den Kontakten gemäß Angaben im Werkstatthandbuch durchzumessen, empfiehlt sich ein analoges Messgerät. Wenn da mindestens ein Wert nicht übereinstimmt, sollte dieses Bauteil erneuert werden. Ist bis hierhin alles in Ordnung, kann es nur noch die Lichtmaschine selbst sein, die einen Schaden hat.
Die Lichtmaschine selbst besteht aus dem stark magnetischen Rotor, der sich dreht, und dem Stator, der fest an seinem Platz sitzt, mitsamt den Spulen, in denen die Spannung erzeugt wird. Um den zu testen, muss dessen Stecker vom Kabelbaum getrennt werden. Nun können die drei Phasen gegeneinander gemessen werden. Zunächst den Widerstandswert zwischen den drei Leitern. Fällt der sehr hoch aus, ist wohl eine Spule abgeraucht. Aber auch ein niedriger Wert muss nicht bedeuten, dass alles stimmt. Gibt die Isolierung zwischen den Wicklungen den Geist auf, sinkt die Höhe der Spannungserzeugung. Deshalb muss auch noch die Spannung im abgetrennten Zustand und bei laufendem Motor gemessen werden. Das Motorrad startet und läuft ja auch ohne die Lichtmaschine, also nur auf Batterie. Bei 5000 Umdrehungen pro Minute sollte zwischen den Anschlüssen mindestens 60 V (kann unter den Herstellern abweichen) Wechselspannung anliegen. Ist das wesentlich weniger, steht der Austausch des Stators an.
Demontage der Lichtmaschine
Da das Motoröl abgelassen werden muss, empfiehlt es sich, direkt einen Öl- und Filterwechsel mit durchzuführen. Neben einem neuen Stator wird auch eine neue Motordichtung benötigt. Diese solltet ihr vorher kopieren und auf eine Pappe legen, um die gelösten Motorschrauben in die zugehörigen Löcher zu stecken. Das ist zwar nicht vonnöten, wenn alle Schrauben gleich lang sind, aber wer weiß das schon vor dem ersten Mal.
Sind alle Schrauben entfernt, trennt sich der Deckel noch nicht freiwillig vom Motorgehäuse. Je nachdem, wie lange die Dichtung schon drin ist, klebt sie an beiden Teilen fest und hält sie zusammen. Dann ist vorsichtige Gewalt durch Hebelwirkung gefragt, wenn keine einfache Lösung möglich ist. Ist das geschafft, wird der Deckel auch noch vom Magneten des Rotors festgehalten. Dem kann man aber mit normalem Kraftaufwand beikommen.
Nach der Demontage müssen die Führungshülsen gesichert und die alten Dichtungsreste entfernt werden. Für Letzteres gibt es extra spachtelartige Werkzeuge. Es geht aber auch mit einem Cerankochfeldkratzer oder einem Stecheisen. Wichtig ist es, vorsichtig zu arbeiten, damit keine Macken in den Dichtflächen entstehen. Es ist ratsam, das jeweilige Werkzeug nicht hinten am Griff anzufassen, sondern möglichst weit vorn, um die Kraft genau dosieren zu können. Vor der Entfernung am Motorblock sollte dieser außerdem ausgestopft werden, damit sich die Dichtungsreste und sonstiger Dreck nicht im Motor einquartieren können.
Der Zusammmenbau der Lichtmaschine
Die Schrauben des Stators sind im Deckel mit Schraubenfestiger eingeklebt, um ein mögliches Eigenleben im Betrieb zu unterbinden. Um den Kleber wieder gefügig zu machen, müssen die Stellen mit einem Heißluftfön erhitzt werden. Wer es ohne probiert, riskiert durchgedrehte Schraubenköpfe.
Nach der Demontage und Reinigung des Deckels kann auch direkt der neue Stator rein. Die Schrauben erhalten neue hochfeste Sicherungsflüssigkeit und werden handwarm eingedreht. Die Endfestigkeit stellen wir mit einem Drehmomentschlüssel gemäß Werksangaben in mehreren Durchgängen über Kreuz her. Jetzt noch den Kabelschutz anschrauben und der Deckel ist bereit für den Einbau.
Sobald das Füllmaterial aus dem Motor entfernt wurde muss geprüft werden, ob sich wirklich kein Dreck darin verirrt hat. Nach dem Einsetzen der Führungshülsen kann die neue Dichtung ihren Platz einnehmen. Anschließend schieben wir vorsichtig den Deckel mit dem neuen Stator auf den Motorblock. Wegen den Magneten des Rotors ist die Platzkorrektur mit etwas Kraftaufwand verbunden. Ist das aber geschafft, können die Schrauben wieder entsprechend eingesetzt werden. Auch hier sollten sie zunächst handwarm und dann in mehreren Schritten mit dem Drehmomentschlüssel auf das vorgegebene Drehmoment angezogen werden.
Nachdem das erledigt ist muss noch das Motoröl rein – die Ablassschraube muss dafür aber schon wieder drin sein. Jetzt sollte alles versorgungstechnisch einwandfrei funktionieren und ihr solltet keine Angst mehr davor haben, müssen, dass euer Motorrad bei der nächsten Ausfahrt nicht zuverlässig anspringt.
Lothar Steinmetz
Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.