Christian Gietl ist eigentlich auf Harley abonniert. Allerdings war eine Triumph Bonneville der Startschuss ins echte Custom-Leben
Den Entschluss, sich endlich ein eigenes Bike zu bauen, fasste Christian mit zarten 21 Jahren, als er den Rohbau der Triumph Bonneville seines Vaters Raimund zerlegte, lackierte und anschließend gemeinsam mit ihm zusammenbaute. Gietl Junior machte damals noch die Ausbildung zum Werkzeugmechaniker und half seinem Vater öfter nach Feierabend in der Firma. Mittlerweile ist er das Gesicht hinterm Familienbetrieb Gietl Bikes.
Triumph Bonneville als Unfall-Basis
Sein Motorrad sollte ganz anders aussehen, als alle Motorräder, die die heimische Werkstatt bis dahin verlassen hatten. Also erwarb Christian im Sommer 2012 eine verunfallte Triumph Bonneville T 100, Baujahr 2005. Von der Hinckley-Triumph konnte er bis auf Motor, Steuergerät, Vergaser und Ölkühler nicht viel verwenden, zu sehr wich seine Vorstellung vom Originalzustand ab.

Zunächst einmal lackierte er den ehemals silbernen Motor schwarz glänzend. Die Innereien des 865-ccm-Zweizylinders ließ Christian im Originalzustand, lediglich Auspuff und Luftfilter ersetzte er gegen Tuningteile. Als er dann günstig einen Penz-Starrrahmen kaufen konnte, schlug der Lehrling sofort zu. »Und das, obwohl der Rigid-Rahmen für einen 240er-Reifen gedacht war und ich eigentlich einen 150er Weißwand hinten wollte. Ich plante schon das Rahmenheck zu verschmälern, doch als dann der Tank fertig war und ich die tolle Silhoutte von hinten sah, wusste ich: das passt!«
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Fast alle Teile überarbeitete er oder baute die Parts gleich ganz selbst. Dazu Christian: »Einen Lenker mit integriertem motogadget tiny-Tacho gab es so nicht zu kaufen, auch nicht die Sitzhalterung mit integriertem Mountainbike-Stoßdämpfer oder das abnehmbare Vorderradschutzblech.« Er fertigte die Fußrastenanlage, verlängerte den Tank im Lochdesign, um das Zündschloss zu verstecken und konstruierte eine Elektrikbox in der Optik eines Öltanks.

Er setzte ins Rahmendreieck eine doppelwandige Platte mit Löchern zur Kabeldurchführung, und weil er nirgendwo einen 240er-Hinterreifen mit Weißwandringen kaufen konnte, verzierte er den Metzeler kurzerhand mit Spezialfarbe. Auch die Lackierung der Blechteile und des Rahmens in Marrakesch-Braun und Hellelfenbein sowie die Pinstripes übernahm Christian selbst: »Na ja, inklusive aller Kleinteile wäre eine Lackierung beim Profi für mich wohl unbezahlbar geworden.«
Keine Schwierigkeiten beim Aufbau
Auf unsere Frage, wo denn die Schwierigkeiten beim Aufbau des Bikes lagen, antwortete der Youngster damals trocken: «Probleme gab es bei meinem allerersten Eigenbau erstaunlicher Weise nicht wirklich. Sogar der selbstangefertigte Kabelbaum funktionierte von Anfang an problemlos.«

Wir von der Redaktion konnten dann auch die Freude kaum verbergen, als Christians blitzsaubere Bonnie an unserem CUSTOMBIKE-Wettbebwerb teilnahm und beim Auszählen der Wähler-Postkarten kontinuierlich Stimmen sammelte. Bereits zwei Wochen vor Einsendeschluss deutete sich an, dass das Hardtail-Bike aus der Oberpfalz zu den Topbikes des 2012er Wettbewerbs zählen würde.
Ein souveräner Sieg
Am Ende erreichte erreichte Christians Bonnie souverän den ersten Platz von Europas größtem Eigenbau-Contest. Ein Rookie ganz oben auf dem Podest! Tolle Leistung. Dafür gab es eine besonders dicke Gratulation.

Und wie gings dann weiter mit Mr. Goldmedaille? Damals antwortete Christian: »Es ist kein Problem, so ein Bike in ähnlicher Form für Kunden zu bauen.« Den Beweis hat er danach vielfach angetreten, seine Harley-Bobber-Umbau sind weithin bekannt. Seine Linie zieht er dabei konsequent bis heute durch.
Info | gietl-bikes.de
