Kaum einer, der auf der CUSTOMBIKE-Show 2024 nicht auf seine Kosten kam – Kurioses, Anspruchsvolles, Nachdenkliches und Irrsinniges, es wurde von allem was geboten.

Die Szene feiert ihren Saisonabschluss seit 2005 in Bad Salzuflen. Kühne Rechner werden erkennen, nächstes Jahr hat die gute, alte CUSTOMBIKE-Show 20 Jahre auf dem Buckel. Und sie hat sich gehalten. Allen Widrigkeiten zum Trotz und mit drei Hallen etwas kleiner als früher, aber immer noch eine bunte Wundertüte, aus der sich jeder bedienen darf.

Die Bikeshowflächen waren mit 252 Exponaten aus ganz Europa bestückt

Da wären natürlich die 186 Aussteller, die neue Bikes, Teile, Accessoires und technische Highlights im Gepäck hatten. Dazu gesellten sich über 250 Motorräder und Mopeds auf den Bikeshow-Flächen. Die als European Custombike Championship ausgetragene Bikeshow bleibt damit die größte ihrer Art auf dem Kontinent. Insgesamt ist die Europameisterschaft mit 12.000 Euro dotiert, fünftausend davon entfallen auf das beste Bike der Show.

CUSTOMBIKE-Show 2024 mit zwei Build Offs

Der Europameistertitel ging in diesem Jahr nach England. Vic Jefford holte sich den Titel mit seiner fulminanten »Platinum«. Kaum ein Teil des Motorrades ist nicht selbstgebaut, dazu überzeugte es mit technischen Rafinessen, wie den in der hinteren Radnabe verbauten Batterien. Dass der Harley-V2-Eigenbau den völlig verdienten Sieg einfuhr, darin waren sich auch die anderen Bikeshow-Teilnehmer und Customizer einig. Und Vic sollte nicht der einzige Gewinner des Wochenendes sein.

Vorwärts immer, rückwärts nimmer: Knapp gewann das Team von V.E.B. Design mit seiner Airride-Interflug-Schwalbe gegen den Puch-Chopper der Töffli-Heizer Ostfriesland. V.E.B-CEO und -Mastermind Onkel Gerste darf sich damit stolz erster Mofa-Räng-Däng-Däng-Champion nennen. Da wird wohl eine neue Mail-Signatur fällig

Zum ersten Mal wurde in Bad Salzuflen ein Moped Build-Off ausgetragen, hier standen sich Ost und West gegenüber. Auf der einen Seite schraubten die Töffliheizer Ostfriesland eine Puch Maxi zum Bilderbuch-Chopperle, auf der anderen Seite verlieh das Team von V.E.B. Design einer Simson Schwalbe Flügel. Am Ende siegte die Interflug-Schwalbe samt Airride in einem dramatischen Finale. Zwar hatten die Töffiheizer mehr Stimmen vom Publikum bekommen, allerdings sprang die Puch nicht an. Das bedeutet 30 Prozent Stimmenabzug. So konnte Jörg Gerstenberger aus Plauen am Ende jubeln und geht als erster Sieger des »German Räng-Däng-Däng-Build-Offs« in die Uffelner Geschichtsbücher ein.

Biker Build-Off: USM Motorcycles siegt knapp

Eine Nummer größer wurde es ein paar Meter weiter. Auf der großen Biker Build-Off-Bühne zeichnete sich schnell ein Duell auf Augenhöhe ab. Für Deutschland war Florian Pfante von USM mit einer Indian Scout in den Ring getreten. Für Polen am Start: Kornel Krasicky von VHard Motorworks, der sich für einen Harley-Davidson Umbau entschieden hatte. Beide Projekte waren extrem gegensätzlich, bei USM entstand ein gold-rotener Ironman-Racer, VHard setzte auf schöne Oldschool-Linien in Mattschwarz mit goldenen Details.

Florian Pfante und sein USM-Team durften am Ende jubeln. Mit knappen 48 Stimmen Vorsprung verhalfen sie Indian zum BBO-Hattrick. Bereits in den letzten zwei Jahren hatten die Rothäute die Nase vorn

Mit einer knappen Mehrheit von 48 Stimmen hatte USM am Ende die Nase vorne. Somit ging der Titel das dritte Jahr in Folge an Indian Motorcycle! Traurige Gesichter in Polen gab es trotzdem nicht. Über die drei Tage hatten sich die Teams angefreundet, der Respekt war gegenseitig, der Beginn einer von vielen Custom-Freundschaften, die diese Messe hervorbringt.

Motorräder für die gute Sache

Mit gleich drei Charity-Projekten gab es es aber auch ernste Momente. So wurden auf der Bühne das Patchwork-Bike von Meik Reker präsentiert. Für die Honda Shadow hatten zahlreiche Customverrückte und Firmen Teile gespendet, der Aufbau wurde unter den 700 Loskäufern live auf der Messe verlost, das eingenomme Geld geht an krebskranke Kinder.

10.050 Euro brachte der Verkauf des Starbridge Bobbers auf Basis einer Suzuki LS 650 ein. Das Geld geht an das Hamburger Kinderhospiz „Sternenbrücke“

Auch der Aufbau des Starbridge-Bobbers auf Basis einer Suzuki LS 650 verfolgte ähnliche Ziele. Das Motorrad, dass die »Hamburger Horde« gebaut hatte, wurde versteigert, der Erlös von 10.050 Euro konnte auf der CUSTOMBIKE-Show an die Hamburger Sternenbrücke übergeben werden. Last not least schlossen sich die Erbauer des Fukker 2.0-Projektes den guten Taten an. Ihr pinkfarbener Honda-Bosozoku-Aufbau war nicht nur eines der meistfotografierten Bikes der Messe, auch der Erlös aus dem Verkauf dieses kruden Eyecatchers wird gespendet.

CUSTOMBIKE-Show 2024 – schön war’s!

Neben diesen Highlights lockte ein buntes Bühnenprogram mit Jimmy Cornett an der Klampfe, den hotten Fuel Girls mit ihrer Feuershow, neuen Umbauten von Kawasaki, Custom Chrome Europe und Thunderbike, einer Bodypaintng Show, der Präsentation von Clubstyle Cultue aus Berlin und täglichen Verlosungen.

Zwei Tage vor Beginn der CUSTOMBIKE-Show feierte Schwalbe-Konstrukteur Erhard Werner seinen 92. Geburtstag. Er war sichtlich bewegt von dem, was er in Bad Salzuflen zu sehen bekam

Das Schlusswort überlassen wir aber dem wohl meistgefragtesten Mann dieser CUSTOMBIKE-Show. Der 92-jährige Schwalbe-Konstrukteur Erhard Werner war der heimliche Star der Messe, plauderte im Rahmen der »60 Jahre Schwalbe«-Sonderausstellung aus dem Nähkästchen und musste zahlreiche Autogrammwünsche erfüllen. Nach drei Tagen Vollgas verabschiedete er sich mit den Worten: »Schön war’s!« Dem schließen wir uns uneingeschränkt an.

Alles zur Messe in CUSTOMBIKE 01-25

Einen großen Nachbericht gibt’s natürlich in der nächsten CUSTOMBIKE-Ausgabe 01-25, die in unserem Online-Kiosk ab 8. Dezember versandkostenfrei bestellt werden kann. Der Versand beginnt am 10. Dezember, im Zeitschriftenhandel findet ihr die neue Ausgabe dann ab 19. Dezember.

Info | custombike-show.de

 

 

 

 

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.