Mit der Marke Clubman wurden die Spezialisten von LSL einst zum Kleinserien-Motorradhersteller. Wir haben Triumph Thruxton T 860CR und Kawasaki W 800 ausprobiert.
Clubman, das klingt griffig, nach Historie und fair ausgetragenen Wettbewerben. Im England der 50er Jahre waren bei Clubman-Läufen ausschließlich Serienmotorräder zugelassen. Folglich suchten sich ehrgeizige Amateure die Sportmodelle aus den jeweiligen Modellpaletten aus und fuhren mit ihnen an den Wochenenden auf Rundstrecken und Straßenkursen um die Wette. Nach den heißen Rennen ging es auf eigener Achse wieder nach Hause, um das Motorrad unter der Woche als Alltagsgefährt zu nutzen.
Sportive Klassiker
Jochen Schmitz-Linkweiler, bekannt durch die von ihm gegründete LSL, baute unter dem Markennamen Clubman folglich sportive Klassik-Bikes, die an die Racer der 50er Jahre erinnern. Sie weisen meistens Stummellenker, zurückverlegte Rastenanlage sowie Speichenfelgen auf und werden im Optimalfall von einem luftgekühlten Twin angetrieben. Eine besondere Stärke war außerdem die Ernsthaftigkeit, mit der sich LSL dem Thema Fahrwerk widmete. »Wir haben unsere Fahrwerksumbauten in einer speziellen Messlehre entwickelt, die wir mit einem eigens geschriebenen Computerprogramm kombinierten« , erinnert sich Jochen. »So konnten die Fahrwerke der Bikes durch andere Rad/ Reifen-Kombinationen, neue Gabelbrücken und Federbeine handlicher, stabiler oder ausgewogener ausgelegt werden.«
Während die Marke LSL also solide und ausgefeilte Umbau-Komponenten für Motorräder herstellte, entstanden unter dem Label Clubman komplette Fahrzeuge. »Wir sind damals mit Clubman in Richtung Kleinserien-Motorradhersteller gegangen«, klärt uns Schmitz-Linkweiler auf. Dazu hatten die Niederrheiner Konzepte entwickelt, Teile aufeinander abgestimmt und gezielt Farben miteinander kombiniert. Drei unterschiedliche Kits waren im Angebot.
Dre Bikes zählte die Clubman-Serie
Auch Komplettfahrzeuge auf Basis ladenneuer Bikes konnten in der festgelegten Konfiguration angeboten werden, ebenfalls fest kalkuliert. CUSTOMBIKE konnte zwei der Kits antesten. Neben der Clubman T 860CR, ein Cafe Racer auf Basis der Triumph Thruxton stand die Lindy Bob zur Verfügung, eine Kawasaki W 800 im Brooklands Style der 20er Jahre. Drittes Bike der »Clubman«-Bande war die »Flattracker«, ebenfalls auf Basis der W 800, die wir an dieser Stelle jedoch nicht behandeln.
Stummellenker, gefräste Lampenhalter, LSL-Rastenanlage, Ritzel-Cover, polierte Alu-Kotflügel – die optimierte Triumph Thruxton kam mit allem, was die Serienmaschine in ein edles »Special« verwandelt. Entscheidend war jedoch die Neuausrichtung des Fahrwerks. 17-Zoll-Räder, Gabelbrücken mit geändertem Offset und speziell für die Clubman-Bikes entwickelte Öhlins-Federbeine verliehen dem traditionell ausgelegten Fahrwerk die Agilität einer aktuellen Sportmaschine, ohne dabei die Geradeauslaufstabilität zu beeinträchtigen.
Kurvenzirkelei
Mit dem knapp 70 PS starken Retro-Bike ließ sich nach der »Clubman«-Kur ungleich flinker und weniger kräftezehrend um Kurven zirkeln. Eine um zwei Zähne am Kettenrad kürzere Gesamtübersetzung passte die Motorcharakteristik auf die geänderten Reifendurchmesser an und unterstreicht die gewonnene Dynamik mit spontanerer Drehfreude des 865-ccm-Twins.
Ganz anders als die straff-ernsthafte T 860CR gibt sich die Lindy Bob. Nach der »Clubman«-Kur sah die Kawasaki W 800 aus wie ein Motorrad aus einer längst vergangenen Zeit. Ein LSL-Speed-Bar-Lenker, ein kleiner Scheinwerfer im Harley-Design, ein dicker Vorderreifen und mit Hitzeband umwickelte Auspuffkrümmer machten aus dem Königswellen-Twin einen Board Track-Racer par excellence. Auch hier sorgte eine neue Gabelbrücke für verbessertes Handling.
Ungewöhnlich sportlich
Die ungewöhnliche, erstaunlich sportliche Sitzposition ließ einen beim Angasen unwillkürlich zum Halbstarken werden. Lediglich die weiche Seriengabel bremste den Tatendrang beim Kurvenräubern ein wenig ein. Obwohl der 800-ccm-Paralleltwin kaum 50 PS leistet, bewegte er das mit 210 Kilo vergleichsweise leichte Bike mit ausreichender Vehemenz. Was wäre es schön, wenn es die Clubman-Kleinserie noch gäbe, aber mit dem mehrfachen Besitzerwechsel von LSL war das Kapitel vorbei. Immerhin, einzelne Parts aus der Clubman-Serie können noch normal übers Netz bezogen werden.
Info | LSL