Flugzeugmotoren als Antrieb für Bikes, ja das gibt es. In diesem Fall reichten aber die Teile einer Cessna
Tommy ist Metallkünstler und hat schon jede Menge Fahrzeugkarosserien wiederhergestellt. Dabei ist ihm egal, ob diese sich auf der Straße oder am Himmel fortbewegen. Der Besitzer eines von Tommy reparierten Doppeldeckers besitzt einen Schrottplatz und verhalf dem Schrauber zu einem halben Dutzend Zylindern von einem Cessna-Flugzeugmotor, die in den sechziger Jahren hergestellt wurden und nun für lau den Besitzer wechselten.
Daniel Düsentrieb hätte seine Freude
Damit war der Erfindergeist in Tommy, der es eigenen Angaben zufolge exzentrisch mag, geweckt. Er wollte mit den Fliegerteilen ein komplettes Motorrad bauen. Erste Entwürfe auf Papier waren notwendig, bevor es an die eigentliche Arbeit gehen konnte.
Die großen Zylinder benötigen natürlich Platz, was technische Veränderungen am geplanten Unterbau nach sich zog. Ein Harley-Davidson Evolution-Gehäuse wurde um einen Zoll verbreitert. Tommy fertigte einen Adapter, den er zwischen die Gehäusehälften setzte.
Viele Spezialanfertigungen
Natürlich sind auch die Innereien, wie Pleuel, Kurbelwelle oder -zapfen Eigenbauten oder stark modifiziertes Zubehör. Genau wie die speziell angefertigte Nockenwelle entstanden sie auf Tommys alter Drehbank aus dem Jahr 1917. Da der Monstermotor nur per Kicker bedient werden sollte, bekam er eine relativ niedrige Verdichtung von 7:1 verpasst.
Gefüttert wird der große Hubraum von fast 3.500 ccm durch zwei SU-Vergaser, die von einem Volvo-Pkw stammen. Das verbaute Lachgas-System passt zum Luftfahrtthema, da solche Hilfsmittel oft für Flüge in großen Höhen genutzt werden. Ebenfalls obligatorisch in der Luftfahrt ist die Verwendung von zwei unabhängig funktionierenden Zündanlagen, weshalb die Zylinder über jeweils zwei Zündkerzen verfügen.
Angepasster Rahmen für den großen Motor
Natürlich benötigt so ein großer Motor einen angepassten Rahmen. Den fertigte Tommy nach den erforderlichen Maßen, so dass sich der Antrieb harmonisch einfügt. Gleichzeitig konnte so sichergestellt werden, dass der eingeplante breite Hinterreifen problemlos zwischen die Rohre passt.
Als Primärtrieb nutzt Tommy übrigens keinen breiten Belt der üblichen Lieferanten, sondern vier schmale, separat nebeneinander laufende Industrieriemen. Diese Wahl ist viel billiger und hebt das Bike von anderen Umbauten ab. Die Gabel, über deren Ursprung der Schwede nichts genaues weiß, wurde um vier Zoll verlängert. Der niedrige und kantige Mini-Apehanger stammt ausnahmsweise mal nicht aus eigener Fertigung.
Henderson, wie bitte?
Was hat das Ganze aber mit Henderson zu tun, deren Logo den Tank ziert? Das erklärte uns Tommy: »Ich habe für einen Kunden einen Henderson-Tank nachgebaut und mochte das Design des Logos. So habe ich eben noch einen zweiten Tank für mich gebaut und für dieses Projekt genutzt.«
Fußkupplung und Handschaltung belassen den Lenker clean. Ganze zehn Jahre dauerte der Umbau zum Cessna-Bike übrigens insgesamt. Tommys Motto scheint zu sein: »Gut Ding will Weile haben«.
Take it easy
Das bestätigt sich übrigens beim Blick in die Garage des Schweden. Dort wartet noch eine Norton seit 1981 auf Vollendung. Take it easy.
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