Bei MHC in Marseille kultiviert Roman den Aufbau tiefliegender, ruppiger Low Cafe Racer. In diesem Fall zweckentfremdete er dafür den Motor einer Buell Thunderbolt.

»Made from Hell Cycles« ist eigentlich der vollständige Name von Romans Firma, aber alle kennen ihn nur unter dem Kürzel MHC. Innerhalb kurzer Zeit hat er sich in der französischen Szene einen Namen gemacht. Seine Bikes, die irgendwo zwischen Bobber und Racer rangieren, sind aber auch verdammt cool.

Buell Thunderbolt – Die Vorzüge des Originals genutzt

Dabei arbeitet Roman in seiner Werkstatt in Marseille mit einfachen Mitteln und verzichtet auf eine allzu inflationäre Verwendung von Anbauteilen. Er baut einiges selbst oder greift auf den eigenen Teilefundus zurück, nutzt die originalen Vorzüge der jeweiligen Maschine. Und doch haben seine Bikes einen ganz schön großen Wiedererkennungswert. Das trifft auch auf diese Sportster zu, die Roman einem Typen abkaufte, der das Interesse an dem Bike verloren hatte und sie deshalb günstig abgab.

Stimmige Mischung aus Hot Rod und Racer

Da Roman mit seinem kleinen Shop gerade in die Mitte von Marseille an die berühmte »Cours Lieutaud« – wo alle Motorradhändler der Stadt ansässig sind – gezogen war, um mehr Kundschaft anzusprechen, brauchte er schnell Kohle. Da kam die Sporty gerade recht. Aufbauen und sofort wieder verkaufen war der Plan.

Nach und nach passte die Optik

Im 1995er Sporty-Rahmen befand sich bereits der Motor einer Buell S3 Thunderbolt, auch Gabel und Räder stammten vom Sportler aus East Troy. Wie aus einem Guss sah das nicht aus, weshalb Roman das Bike erstmal komplett strippte. Der Motor sollte original bleiben, auch das Rake der Sportster wollte der Franzose nicht ändern und baute daher eine originale Gabel mitsamt 19-Zoll-Rad ein. Entscheidend für die kurze, geduckte Optik war dagegen das Heck, das er kürzte. Die Schwinge wurde verchromt und eigene Struts eingesetzt. So kam die ganze Fuhre ordentlich tief.

Der Original-Halter trägt einen gelben Zubehörscheinwerfer

Der selbstgefertigte Fender, der gleichzeitig Sitzhöcker ist, duckt verdächtig nah überm 16-Zöller. Und noch ein lustiger Hingucker dreht hinten. Der Hot-Rod-Reifen ist auf einer Seite weiß, »ein halber Weißwandreifen sozusagen. Ich steh halt auf die Rod-Kultur. Und nebenbei, die Wahl der richtigen Reifen ist ziemlich wichtig für die Optik eines Custombikes«, erklärt Roman. Als die Arbeiten am Heck abgeschlossen sind, schaut er sich in seiner Werkstatt um, ein elementares Teil fehlt noch. »Der Tank ist maßgeblich für die spätere Linie des Motorrades, deshalb liegt auf dem immer mein Hauptaugenmerk«, erklärt der Customizer.

Der Tank ist maßgeblich für die Linie des Motorrades

Er findet in seinem Fundus einen 12,5 Liter fassenden King-Sportster-Tank, der ihm perfekt erscheint. Allerdings nicht, ohne entsprechende Modifikationen. Roman teilt den Tank in zwei Hälften, versieht sie mit je einem aus Alu gedrehtem Tankdeckel und montiert sie jeweils neben dem Oberrohr. Der Fahrer blickt direkt auf eben jenes Rohr, cool und ungewöhnlich.

Hot-Rod-Style: Weißwand gibt´s beim Hinterreifen nur auf einer Seite

Die passende Lackierung – für die gerade, flache Linie sind Scallops immer eine gute Wahl – übernimmt »Mad Graphics«. Am Ende verwendete Roman für seine Sporty quasi kein Kaufteil – und trotzdem ist die Mischung aus Hot-Rod und Racer überaus stimmig gelungen.

Info | mhc-crew.blogspot.com

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.