Erst indisches Commuter-Bike, dann lange vergessen, jetzt gefeierter Boardtrack-Umbau – die bewegte Geschichte einer BSA A 10 Golden Flash
Mit motorrädern hatte Carsten nicht viel am Hut, als er 1989 beruflich nach Indien zog. Doch dort in Mumbai, das früher Bombay hieß, faszinierten ihn sofort die vielen Enfields, die wie ruhende Pole durch den hektischen indischen Straßenverkehr polterten. Bald kaufte er sich eine 350er Enfield Bullet und mischte sich ins alltägliche Chaos. „Witzigerweise hatte ich sofort das Bedürfnis, die Enfield leicht zu modifizieren“, grinst Carsten, „da hat wohl alles angefangen.“ Nach einiger Zeit lernte der zufriedene Bullet-Fahrer einen Schweizer Touristen kennen, der eine Enfield für eine sechsmonatige Tour durch Indien suchte. Carsten bot seine Hilfe bei der Suche nach einem passenden Reise-Motorrad an.
Dabei stießen die beiden auf die BSA A 10 Golden Flash, Baujahr 1952. 650 ccm-Zweizylinder, 35 PS, Plunger-Federung und leidlicher Zustand. „Mit dem Effekt, dass der Schweizer die Tour auf meiner Enfield gemacht hat und ich auf die BSA umgestiegen bin“, freut sich der Wahl-Inder. Bis 1992 fuhr er die 650er in Indien. Als dann ein erneuter berufsbedingter Umzug nach Hongkong anstand, verschiffte der die Golden Flash nach Deutschland, wo sie ab 1994 komplett restauriert wurde. Doch bis zur Rückkehr von Carsten nach Deutschland sollte es noch eine Weile dauern. Erst 2004 siedelte er in die alte Heimat um und fand 2008 in Wuppertal sein neues Zuhause.
BSA A 10 Golden Flash – Import nach Deutschland
Endlich konnte er sich wieder über seine alte BSA freuen, ein erster Umbau in Richtung Bobber führte zu einem geänderten Tank, Heckfender, Sitz und Lenker. Auch der Umbau auf 12 Volt erfolgte in dieser Zeit. Im Kopf hatte der Rückkehrer bereits fertige Pläne für einen Umbau zum knackig-kurzen Boardtracker. Mit Frank Quabeck von der Customschmiede Hahnerberg in Wuppertal-Kronenberg fand er den geeigneten Partner für die Umsetzung seiner Ideen. Nach einer mehrmonatigen Planungsphase konnte Frank im Januar 2011 mit dem Aufbau beginnen. Er legte die Geradewegfederung tiefer, modifizierte eine Trike (!)-Parallelogrammgabel von WK, bestückte die 19 Zoll-Räder mit Avon Distanza-Reifen, fertigte einen Alutank, in dessen innerem Drittel das Motoröl gebunkert wird und entwickelte einen blattgefederten Fahrradsattel für die BSA.
Sämtliche Züge und Ölleitungen versteckte der Schrauber in Rahmen und Eigenbau-Lenker, die Batterie wanderte unter den Benzin-/Öl-Tank und auch die Auspuffanlage ist „made in Wuppertal“. Carsten gestaltete unterdessen einen individuellen Tankaufkleber: „Mein damaliges Stammlokal war das „Leopolds Cafe Bombay“, das übrigens heute noch existiert. Die Namensgebung für mein Bike leitet sich daher ab.“ Carsten zeigt sich mit der neuen Gestalt seiner alten Britin hoch zufrieden. „Die Schrauberei hat bis Mitte November 2011 gedauert. Das hat mich zwar die gesamte Motorradsaison gekostet, aber das Ergebnis wiegt das allemal auf.“