In dieser BMW steckt eine Menge Wahnsinn, für unfahrbar halten wir sie außerdem. Gerade recht, auch sowas darf man mal machen
Schnell mal durchzählen, also sechs Leute hätten locker Platz auf und in diesem Monstrum. Ein bisschen geknubbelt bekommt man sogar noch ein, zwei mehr unter. Warum Georg Bernrieder das lange Ding gebaut hat? Na, sicher nicht für den Feierabend-Run oder um es auf Shows zu karren – was angesichts der 850 Kilo Gewicht auch zum Kraftakt werden würde.
Lang und unsinnig
Nein, der ehemalige Grasbahn- und Eisspeedwayfahrer wollte einfach was ganz Außergewöhnliches, und das hat er geschafft. Ein Jahr lang stand er mit dem langen Lulatsch sogar im Guiness Buch der Rekorde, bevor andere Männer noch längere und unsinnigere Motorräder bauten. Der aktuelle Rekordhalter verbucht übrigens beinahe zehn Meter für sein Bike.

Lassen wir nun aber die Diskussion um die richtige Länge dort wo sie hingehört, an Stammtische und in Männergesangsvereine, und wenden wir uns der Technik dieses aberwitzigen Krades zu. Als Antriebseinheit verwendet Georg einen 60er Jahre Reihensechser-BMW-Automotor. Großvolumige 2,8 Liter Hubraum stopft das Bajuwaren-Aggregat in den eigensinnigen Eigenbau, das Automatik-Getriebe liefert es gleich mit.
BMW Reihensechser als Antrib
Rahmen und Gabel entstehen aus massiven Rohren. Und schaut euch mal das Frontend an. Unüblich für ein Motorrad sitzt der Lenker ’nen halben Meter hinter der Gabel. Dazwischen wurde eine Servo-Unterstützung gebaut. Als Auspuff dienen schlicht zwei Rohre, die über nahezu die gesamte Länge des Dings verlaufen.

Da eine normale Federung nicht ausreichen würde, setzt Georg auf insgesamt 12 Federbeine, sechs vorn, sechs hinten. Der Seitenwagen, übrigens auch doppelt so groß geraten wie ein normales Pendant, verfügt über eine eigene Luftfederung. Zwischen den beiden Rädern, die vorn wie hinten von Doppelscheiben-Bremsen im Zaum gehalten werden, verbaut Georg ein Differential.
Punkten mit schierem Wahnsinn
Nach Fertigstellung ist das BMW-Ding ein Bike, das durch schieren Wahnsinn punktet. Knapp vier Meter lang, über eineinhalb Meter breit – das Wort Familienkutsche erlangt da eine völlig neue Bedeutung.
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.