Diese Honda Shadow beweist: Nicht nur in Deutschland hat man zuweilen Igel in der Tasche, auch der Österreicher kann sparsam umbauen

Rene ist einer von denen, die nicht von Kindesbeinen an auf der Zweiradschiene fuhren. Vielmehr war es so, dass ihn die Kumpels infiziert haben. Immer wieder machten sie dem Freund aus dem österreichischen Bad Zell das Moppedfahren schmackhaft. »Irgendwann hatten sie mich dann soweit und ich kaufte meine Honda Shadow.«

Honda Shadow, schon leicht umgebaut

Zwar war das Basisbike zu dem Zeitpunkt schon leicht umgebaut, dem Geschmack der coolen Socke Rene entsprach es aber nicht. »Komischer Sitz, der Lenker zu schmal, die Farbe … das war einfach alles nicht meins«, gesteht der Schrauber, der gegen zuviel Zierrat, Hochglanz und Chrom eine gewisse Abneigung hegt. Und so war die Entscheidung zum moderaten Alte Schule-Umbau schnell getroffen. Das Budget für den Aufbau ließ außerdem keine großen Sprünge zu.

Flachmann: Die Shadow bewegt sich ziemlich nah am Boden. Neue Federbeine brachten eine acht Zentimeter niedrigere Sitzposition

Rene zerlegte das Bike komplett und trennte sich zunächst von Unwichtigem. Teile wie der große Luftfilterkasten oder das Batteriefach benötigte er schließlich nicht mehr. Räder und Lenker durften hingegen komplett bleiben, was die Umbaukosten von Haus aus niedrig hält. Lediglich die White Walls hinten und vorne sind neue Ware.

Solositz im Eigenbau

Beim Solositz entschied sich der Youngster für einen Eigenbau, Materialkosten nichtmal 30 Euro, und das inklusive der neuen Sitzfedern. Und zudem mit dem großen Vorteil, dass er die Sitzbank auf seine persönlichen Bedürfnisse abstimmen konnte, bei einer Körpergröße von 1,86 Meter nicht ganz unwichtig. So flexte er den Hauptrahmen unter der original Sitzbank ab, schweißte den neuen gefederten Sattel auf und erzielte nebenbei eine gewisse Starrrahmenoptik für die kleine Honda.

Gabelbrücken und Riser sind, wie alle Fahrwerkskomponenten, schwarz gepulvert

Nach Beendigung der Schweißarbeiten wurden Lenker und Riser neu angepasst, auch hier eine ordentliche Fahrposition im Blick. Dabei kommt die Honda sehr flach daher, durch den Tausch des Federbeins brachte sich Rene immerhin acht Zentimeter näher an den Asphalt. Dazu kürzte er das vordere Schutzblech, montierte Heckfender und Rücklicht neu und verlegte sämtliche Kabel, Relais und Sicherungen in die Dose einer Gasschutzmaske des österreichischen Bundesheers.

Honda Shadow, aber bitte in Schwarz

Viele Teile für sein Motorrad besorgte sich Rene über Internet-Auktionen und Tauschgeschäfte mit anderen Schraubern, dazu kamen 0-Euro-Funde aus der eigenen Werkstatt, wie die Kegelluftfilter eines Pocketbikes, Kabel und Stecker. Dagegen floss ein Großteil des Budgets in die optische Gestaltung der Shadow. Nach der Entchromung von Lenker, Scheinwerfer, Gabelbrücke und Tauchrohren, wurden die Teile sandgestrahlt und mattschwarz lackiert.

Die komplette Elektrik versteckt sich in einem Gasmaskenbehälter

Alle Seilzüge und Bremsleitungen umwickelte Rene mit schwarzem innotec-Line Tape, die Kabel verschwanden selbstverständlich im Lenker, Faltenbälge suggerieren Tradition. Die Wasserkühlung versteckte unser Schrauber hinter einem Ziergitter und lässt sie dadurch nicht ganz so wuchtig daherkommen. Neben den oben genannten Weißwandreifen ist so am Ende ein kleines Detail das teuerste in der Kostenaufstellung. Der seitliche Kennzeichenhalter schlug mit fast 200 Euro zu Buche … und macht die cleane Optik eines sparsamen Aufbaus perfekt.

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.