Die Bikes von Tom Mosimann aus der Schweiz sind speziell und polarisieren gewaltig. Im Auftrag von Yamaha verpasste der Meister der ungewöhnlichen Formen der XV 950 ein komplett neues Outfit.

Insider kennen die Bikes von GS Mashin bereits. Die Firma von Tom Mosimann aus Bern machte zunächst mit einer Twin-Cam-Softail mit höchst ungewöhnlicher Formensprache auf sich aufmerksam – wir hatten sie seinerzeit porträtiert. Die Bikes von Tom sind anders, das wussten wir schon damals. Gerne verpasst der Schweizer seinen Objekten besondere Designformen, mal eher kantig, eckig, mal eher rund und fließend.

Yamaha XV 950 – Hauptsächlich Bodywork

Dabei ist eins bemerkenswert: Motoren und Fahrwerke seiner Basisbikes ändert Tom nur wenig, so bleiben die Bikes fahrbar, zulassungsfähig und alltagstauglich – und ziehen trotzdem jede Menge Blicke auf sich. Seit drei Jahren betreibt das Mitglied der bekannten Berner »The Niners«-Crew seine Werkstatt »GS Mashin«. »Ich möchte gern überraschende Motorräder bauen – überraschend in der Optik, nicht im Fahrbetrieb«, erzählt er. Und Überraschendes, das liebt auch Shun Miyazawa, der Produktmanager für Yamaha in Europa. Er hatte Tom im Rahmen der »Yard Build Series« beauftragt, eine völlig neue Interpretation der XV 950 zu gestalten.

Sieht aus wie eine Skulptur, fährt aber wie ein Serienbike: Weil Tom Mosimann sich auf Bodyworks spezialisert hat, dem jeweiligen Bike aber die Serienkomponenten in Sachen Motor und Fahrwerk lässt, bestehen seine Kreationen jede TÜV-Prüfung – sogar in der diesbezügich sehr strengen Schweiz

Die »Ultra« mit ihrem radikalen Design grenzt sich optisch vollständig von der serienmäßigen Yamaha ab und verzichtet trotzdem auf Schneid- oder Schweißarbeiten am Rahmen – übrigens ein Punkt, der alle bisherigen »Yard Builds« auszeichnet. Lediglich die Tauchrohre der Seriengabel kürzt Tom, setzt außerdem supercleane Federbeine von K-Tech im Heck ein.

Handgedengelte Stahlblechverkleidung

Inspiriert von Gothic-Designs entsteht so eine tiefergelegte Maschine in flacher Rennoptik mit großen, schmalen Rädern und Stummellenker. Die auffällige Verkleidung der Yamaha ist handgefertigt aus 1,5 mm dickem Stahlblech, die Halterungen bestehen aus Edelstahl. In der Verkleidung mit den beiden Blinkern von Highsider sitzt ein Bates-Scheinwerfer.

Unterm Bodywork werkelt Yamahas luftgekühlter 950er-Vierventil-V2 mit 52 PS

Der Kraftstofftank ist ebenfalls handgefertigt aus 1,5 mm dickem Stahl, wobei die obere Kante mithilfe einer Abkantpresse angefertigt wurde. Der untere Bereich basiert auf dem Originaltank der Yamaha. Was Yamaha-Mann Shun dabei am meisten beeindruckt, gibt er gern preis: »Die Tatsache, dass Tom bei 95 Prozent seiner Arbeiten mit nur wenigen Werkzeugen, einem Winkelschleifer, einem Beutel Sand und einem Hammer auskommt. Das finde ich schon bemerkenswert.«

Yamaha XV 950 – Kunstwerk Räder

Bleiben als kleines Kunstwerk die schmalen Räder. Tom verwendet die Originalnaben, die er so abändert, dass er das ABS der Serie behalten kann. Dazu kommen 19-Zoll-Felge hinten sowie eine 21-Zoll-Felge vorn, die mit neuen Speichen versehen sind. Bleibt am Ende nur noch, eine würdige Lackierung für ein ungewöhnliches Motorrad zu wählen. Horacio Tunez taucht den ehemaligen Cruiser in ein tiefschwarzes Kleid, gelbe und weiße Lackflächen an Lampe, Bugspoiler, Tank und Heck sind Verweise auf die alten Yamaha-Rennlackierungen. Ziemlich stylisch, Herr Mosimann!

Info | www.gs-mashin.com

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.