Yamahas Yard Built war lange eine feste Größe im Custombike-Building, und brachte Bikes wie diese Yamaha XSR 700 hervor

»Nomen est omen«, anders kann man die Namenswahl beim Yard-Built-Bike von Yamaha-Händler Dominik Klein nicht bezeichnen. Sein XSR-700-Umbau hat im Vergleich zum Serienmotorrad rund vierzehn Kilogramm an Gewicht verloren und bringt nun 172 Kilogramm auf die Waage, fahrfertig natürlich. Und wie beim Boxen, gehört die XSR 700 damit zur leichten Bantam-Gewichtsklasse. Dafür waren einige Änderungen notwendig, die die Mannschaft um Dominik Klein trotz zweier Entwurfsänderungen während der Bauphase mit all ihrem Können und der notwendigen Routine umgesetzt hat.

Die XSR 700 ist aufgrund ihres Rahmens nicht unbedingt die beste Basis für einen Cafe Racer

Ein auffälliges Merkmal ist der für Cafe Racer typische Höcker mit der Solositzbank. Obwohl die Yamaha-Vorgaben zum Yard Built keine Änderungen am Rahmen vorsehen, ist der Umbau problemlos möglich, denn das Rahmenheck ist nur geschraubt und bietet somit viel Potenzial für alle möglichen Kreationen. Der Höcker selbst wird im Haus entworfen, geformt, angepasst und anschließend zum Formenbauer gegeben.

Keine leichte Aufgabe

Die geplanten Änderungen am Tank dagegen müssen zähneknirschend verworfen werden: »Für das, was geplant war, hat uns einfach die Zeit nicht gereicht. Mit einem neukonstruierten Tank wollten wir der XSR 700 eine neue Linie geben.« Denn als Modell aus Yamahas »Sport Heritage«-Reihe hat die XSR eine zum Frontend hin aufsteigende Linie, was einem klassischen Cafe Racer eher widerspricht. Doch auch hier beweist Dominik Klein, dass Hindernisse, die nun mal bei jedem Umbau auftauchen, überwunden werden können.

Harte Fights im Sprintrennen am Punks Peak

Kurzerhand entscheidet man sich, doch den Serientank zu behalten, was dem Wiedererkennungswert zugutekommt. Außerdem werden beim Lackieren die Verblendungen unterhalb des Tanks in derselben Farbe wie der Rest des Bikes lackiert, was die Linienführung zum Frontend hin optisch wieder etwas herunterzieht.

Fahrwerkskomponenten vom Superbike R 1

Auch am Fahrwerk legt die Klein-Mannschaft Hand an und steckt die Gabelbrücken samt Upside-down-Gabel von Yamahas Superbike YZF-R1 ins Lenkrohr. Natürlich waren dafür einige Anpassungen notwendig, doch »… sportlich können wir immer noch am besten«, wie Dominik bestätigt. Die Hinterraddämpfung übernimmt ein speziell gefertigtes, verstellbares Zentralfederbein von K-Tech. Für die richtige Bremsperformance sorgen vorn ebenfalls Sättel aus der R1, die sich in standfeste Scheiben von Alpha-Technik verbeißen.

Keine Chance auf Zulassung mit den offenen Luftfiltern

Feine Schmiederäder des italienischen Herstellers OZ ersetzen nun die Serienräder, was letztlich nicht nur dem Gewicht zugute kommt, sondern auch der Optik. Auch wenn die Performanceteile einem beim Preis die Tränen in die Augen treiben, das Budget sprengen sie nicht. Die aufgezogenen Bridgestone-Regen-Rennreifen haben natürlich keine Straßenzulassung, ebensowenig wie der Racing-Auspuff von Arrow, der, Moto-GP-verdächtig, die Verbrennungsgeräusche fast ungefiltert nach außen trägt.

Zulassungsfähigkeit war nicht das primäre Ziel

Auch die offenen Luftfilter würden bei einem Euro-4-Motorrad niemals den Segen des TÜVs bekommen. »Allerdings war Zulassungsfähigkeit nicht das primäre Ziel beim Yard Built«, klärt Dominik auf. So werden auch fürs Fotoshooting kurzerhand die Spiegel abmontiert, es sieht einfach besser aus.

Dezente Lackierung mit einem Farbton, der in den Siebzigern beliebt war

In Sachen Armaturen vertrauen die Dillinger ganz auf Magura und rüsten die XSR 700 auf eine hydraulisch betätigte Kupplung um. Den Umbau-Kit gibt es vorgefertigt, und der zweite Behälter mit der hydraulischen Flüssigkeit am 3D-Stummellenker passt einfach gut. »Ich sagte es ja schon zu Beginn des Umbaus, dass das »Racer« mehr im Vordergrund stehen soll«, so Dominik Klein.

Göttliche Farbwahl für die Yamaha XSR 700

Bei der Farbwahl steht übrigens Dominiks Citroën DS Pate, eine futuristische Oberklasse-Limousine aus den siebziger Jahren. »Die Lackierung ist tatsächlich freitags vor der Abholung der XSR fertig geworden.« Denn samstags ist das Yard-Built-Bike schon auf dem Weg zur Präsentation nach Biarritz, wo auch die anderen Teilnehmer aus fünf europäischen Ländern ihre Entwürfe präsentieren.

Das-Cafe-Racer-Heck erforderte eine Anpassung an den Heckrahmen

Den krönenden Abschluss bildete nach Fertigstellung das Punk’s Peak Race, bei dem der Bantam Racer den ersten Lauf gewinnt, sich im zweiten aber geschlagen geben muss. Dabei holt Fahrer und Mitarbeiter Rainer Maaßen alles aus der Yamaha heraus. »Schließlich bin ich hier nicht angetreten, um zu verlieren.«

Immer wieder schön zu sehen, was mit einer Yamaha XSR 700 möglich ist

Doch darum geht es am Ende auch nicht. Vielmehr sollte gezeigt werden, was mit einer XSR 700 möglich ist und was für ungewöhnliche Umbauten sich mit dieser Basis realisieren lassen.

Info | yamaha-klein.de

 

 

Christian Heim