Es dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein: Ein vernünftiger Umbau ist nicht abhängig von großem Geld oder massivem Zeitvolumen – hier demonstriert an einer Yamaha XS 650.

Dankbar ist sie, die Yamaha XS. Das Tausendsassa-Basisbike, seit Jahren eine feste Größe auch in unserem Magazin. Zuverlässige Technik, schöne Motoroptik, kompatibel mit jeglichem Umbaustil, zahllose XS-Chopper, -Bobber und -Lowbudget-Bikes oder auch aufgemotzte und getunte Karren haben wir schon gezeigt. Aktuellen Trends und Strömungen geschuldet, waren in den letzten Jahren außerdem vermehrt auch Cafe Racer unter den XS-Geschichten. Verblüffend dabei immer wieder, wie einfach sich die XS verwandeln lässt.

Yamaha XS 650 – Was Hübsches mit wenig Aufwand

In Ringos Fall war es so, dass sein Basisbike die Richtung des Umbaus schon vorgab. Der Vorbesitzer hatte bereits begonnen, die XS Richtung Cafe Racer zu trimmen, das Heck war bereits entsprechend gekürzt. »Mir war direkt klar, dass ich hier mit relativ wenig Aufwand was Hübsches, gut Fahrbares realisieren konnte.«

Die Avon-Reifen sind bei Oldschool-Bobbern häufig erste Wahl, funktionieren aber auch auf Racern prima

Zwar hat Ringo schon einige Erfahrungen im Umbausektor, ein paar Custombikes hat er mit einem Freund bereits realisiert, allein, es fehlt oft die Zeit fürs Hobby. Klar, als selbstständiger Boss eines Restaurierungsbetriebes für alte Porsche und VW stehen zu oft Autos und nicht Motorräder im Vordergrund. Unter anderem aus diesem Grund blieb der Motor original, auch Auspuff und Räder arbeiteten so schon Ende der 70er Jahre.

Die Oldschool-Avons punkten optisch auf fast jeder Felge

Die Gabel legte Ringo immerhin etwas tiefer und die Oldschool-Avons punkten optisch sowieso auf fast jeder Felge. Die angestrebte klassische Note erreichte der Schrauber durch die eigens gebaute Sitzbank-Höcker-Kombi und den Tank, der auch von Yamaha, allerdings von der größeren XS 750 stammt und etwas anders in seiner Optik ist. Dazu Stummellenker, Ochsenaugen und ein paar Kleinteile aus Zubehörkatalogen, mehr Hexenwerk ist es nicht.   

Die Mid Controls dienen einer aufrechten, lässigen Fahrposition

Trotz Racer-Attitüde entschied sich Ringo zugunsten einer angenehmen Sitzposition für Mid-Controls statt zurückverlegter Anlage, die Fußrasten baute er selbst. Seine Elektrik reduzierte er auf ein Minimum. Und weil das doch alles recht überschaubar war, ging Ringo beim Lack dann doch noch etwas in die Tiefe. Sechs Schichten Candy-Green-Lack verpasste er seiner Kiste, auf Tank und Heck verbergen sich Hologramm-Airbrushs. Die »79« auf der Seite des Höckers, das Baujahr der Maschine, ist in 24-Karat-Blattgold aufgetragen.

Yamaha XS 650 – Keine Angst vor Steinschlägen

Ringo ist zufrieden mit dem Ergebnis. »Wisst ihr, früher bin ich die extremsten Kisten gefahren, die waren mehr fürs Auge als für alles andere. Das Fahren war aufgrund fragwürdiger Sitzpositionen gerade mal kurzstreckentauglich. Ich wollte endlich mal entspannt cruisen, ohne Angst vor Steinschlägen, Fliegendreck oder stundenlangem Putzen nach dem Fahren. Dazu kam meine Vorliebe für alte Fahrzeuge – heute gibt mir so ein klassischer Cafe Racer oder Scrambler mehr als jeder überzeichnete Custom-Umbau.« Für die Zukunft will er die Yamaha noch einmal modifizieren und neu gestalten,  »… oder vielleicht doch einen Scrambler auf Sportster-Basis?«

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.