Ein Airbrusher kommt auch bei seinem Privatbike nicht um eine edle Lackierung herum. Diese Yamaha XJ 900 ist der Beweis dafür

Drei Mopeds hatte Gerd bereits in der Garage, eine 38 Jahre alte Goldwing, eine Zephyr und eine Bandit. Als berufsmäßiger Airbrusher natürlich alle mit dem Luftpinsel gepimpt. Doch es blieb der Wunsch, einmal ein Motorrad komplett umzubauen. Da Honda, Kawasaki und Suzuki schon mit ihrer Anwesenheit glänzten, musste es diesmal eine Yamaha sein. Die sollte leistungsmäßig mit den anderen mithalten können, die Wahl fiel auf eine XJ900. Außer mit Bumms punktet die auch durch kompakte Bauweise und standhaften Kardan.

Yamaha XJ 900 – alles hinter dem Motor muss weg

Das Ziel von Gerds Umbau war ein Cafe Racer, »die sind schön filigran, weil sie den ganzen unnötigen Ballast abwerfen, außerdem gefällt mir die kleine kompakte Bauweise«, erklärt der Lackierer. Eine klare Aussage, die auch direkt erklärt, warum alles hinter dem Motor rausfliegen musste. Plastikluftfilter passen da nun gar nicht mehr hin, alles sieht schön spartanisch aus, pure Technik eben.

Der Dragbarlenker stammt von Fehling. Gehalten wird dieser von einem LSL-Superbike-Umbausatz

Gerade mal ein Lochblech bietet einen minimalistischen Sichtschutz und führt in einem daran geschweißten Kabelkanal die elektronische Anbindung unter den Sitz. Dort sind nämlich neuerdings die einzelnen E-Bausteine beheimatet. Um sie unsichtbar unterzubringen, musste der Sitz drei Zentimeter seiner Polsterung opfern, er sieht also viel bequemer aus, als er ist. Anstelle einer normalen großen Batterie liegt ein Lithium-Ionen-Exemplar hinten im Höcker. Für dessen Herstellung fertigte Gerd zunächst eine Ur-Form aus Formstyropor. Ein Kollege baute daraus eine Außenform, in die Glasfasermatten einlaminiert wurden. Die besondere Haltbarkeit garantiert Flugzeugbau-GFK.

Der Tanktunnel musste größer gedengelt werden

Der Tank ist ein Spenderorgan von Suzies GS 550. Um ihn zu montieren, musste der Tunnel wegen der Zündspulen etwas größer gedengelt und die Aufnahmen am Rahmen gekürzt werden. Einen großen optischen Anteil am gesamten Umbau hat außerdem natürlich die Lackierung. Bei einem Cafe Racer liegt es  nahe, das Ace Cafe als Grundsatzmotto zu nehmen, da es in direktem Zusammenhang steht. Daraus entstanden dann auch einige Wortspielereien. So zum Beispiel der Name des Bikes »The Ace«, dessen Bedeutung für die nicht Englisch sprechende Bevölkerung durch die vier Asse symbolisiert wird.

Die Auspuffhalter sind selbst kreiert, genauso wie der dB-Eater

Ursprünglich wollte Gerd die XJ »The Acer« nennen. Ein Acer ist aber ein Laubbaum aus den mediterranen Gefilden dieser Welt. Das Einzige, was dieser Baum mit dem Moped gemeinsam hat, ist die Farbe der Blätter in dem hellgrünen Zierstreifen. Der Slogan »Cafe to go« darunter ist nicht ganz so eng zu sehen, die erste Idee war sogar, »Cafe to run« zu schreiben. Bei dem Grün der Lackierung handelt es sich um British Racing Green von Triumph, das auf silbernen Grund lackiert wurde. Silber als günstige Alternative zu den sonst üblichen polierten Alutanks. Die Checkered-Flags untermauern den theoretisch möglichen Renneinsatz.

Silber ist länger haltbar als ein Klarlack auf purem Metall

Bei den Felgen setzt sich das Motto verstärkt fort. In dem geschwärzten Felgenkranz findet sich der Schriftzug des Ace Cafe London mit dem dazugehörigen Logo wieder. Die Felgenrandaufkleber plottete Gerd in der entsprechenden Rundung aus. Streifen von der Rolle werden logischerweise außen gedehnt und innen gestaucht, das kann nicht optimal sein. Auch die polierten Kanten der Felgen missfielen ihm und er hüllte sie in Silber, das ist länger haltbar als ein Klarlack auf purem Metall.

Schade, dass das Ace Cafe diese Yamaha nie sehen wird. Nach 120 Kilometer fällt man nämlich runter, weil der Sitz so komfortabel wie ein Dachbalken ist

Natürlich musste es auch den passenden Helm zum Bike geben, das ist schon fast Berufsehre. Auf ihm steht genauso wie auf dem Heck »Number 4«. Die Bedeutung ist einfach, es ist das vierte angemeldete Motorrad in Gerds Garage. Und da der sich ganz schlecht von etwas trennen kann, besteht auch kaum die Gefahr, dass dieses Airbrush irgendwann geändert werden müsste.

Info | www.gerddekock.de

 

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.