Im Rahmen unseres Fukker-Contests entstand aus einer ollen Yamaha XJ 550 ein edler Cafe Racer in Schwarz und Gold – gebaut Hand in Hand von einem Vater und seinem Sohn.

»Vielleicht ist es nicht der ganz typische Fukker«, grübelt Andreas ein bisschen angesichts unseres Hinterhof-Wettkampfes. »Aber wir wollten halt zeigen, was mit wenigen Mitteln und periodisch korrekt möglich ist.« Vorab, das ist dem Team »Familienbande« hervorragend gelungen. Aber abgesehen von der feinen Optik ihres Cafe Racers hat die Familie Scholz – Vater Andreas und Sohn Michael – noch was ganz anderes gezeigt.

Vater Andreas und Sohn Michael sind ein eingespieltes Team: »Es war eine grandiose Erfahrung, dieses Projekt gemeinsam zu stemmen«, erzählt uns Andreas stolz

Nämlich wie eine Familie Hand in Hand ein Projekt stemmt, gemeinsam flucht, feiert und ein bisschen enger zusammenrückt. Genau das ist der Gedanke, der seinerzeit hinter unserer Fukker-Idee stand. Und weil die beiden Jungs aus Ostfriesland das wunderbar zelebriert haben, ist auch ihr Yamaha-Umbau ein perfekter Fukker. Die Marschrichtung in Sachen Aufbau war klar, aus der 80er-Jahre-Yamaha soll ein 80er-Jahre-Umbau entstehen.

Yamaha XJ 550 – Starrrahmen oder 360er Heckwalze?

Vater Michael muss dabei durchaus Zugeständnisse machen. Der Mann kommt aus der Fighterszene, hätte doch gerne einen 360er im Heck der Yammi gesehen oder vielleicht einen Starrrahmen. Sohn Michael bremst sanft, hält den ursprünglichen Gedanken aufrecht. Die Familie zieht an einem Strang, Vater und Sohn schrauben in den fünf Monaten Bauzeit an den Wochenenden an ihrem Bike.

Die Grundsitzbank ist zwar ein Kaufteil, das Finish übernahm aber die Familiengarage in Ostfriesland

Das wird zunächst zerlegt, eine kurze Bestandsaufnahme und dann geht’s los. Verschleißteile am Motor werden ersetzt, dazu werden Gehäuse und Zylinderkopf schwarz lackiert. Die Krümmeranlage bleibt original, die neuen Endtöpfe steuert Tante Louis bei. Nächster Halt, der Rahmen. Die Modifikationen sind hier schon umfassender. Alle überflüssigen Halter werden abgeflext, ebenso der Hauptstständer, das Rahmenheck wird gekürzt und zugeschweißt.

Yamaha XJ 550 – »Alles so verstecken, dass es der TÜV nicht sieht«

Vorn kommt der Racer 35 mm tiefer, hinten sind es 55 mm. Auch der Tank muss tiefergesetzt werden, damit die Optik stimmig bleibt. Um die Kosten niedrig zu halten, ist Handarbeit nötig. »Wir haben zum Beispiel alle Rahmenbleche per Hand gedengelt«, erzählt Michael. Die Knotenbleche dienen der Verstärkung des Rahmens, zu sehen sind sie nur beim genauen Blick. »Alles so verstecken, dass es der TÜV nicht sieht, das lernt man in der Fighterszene«, schmunzelt Michael, der Wert darauf legt, dass der Umbau eine Optik bekommt, die er so auch schon in den 80ern ab Werk hätte haben können.

Schwarz und Gold waren schon immer eine edle Kombination. Die Lackarbeiten fürs John-Player-Design entstanden in der eigenen Werkstatt

Als eines der wenigen verbauten Neuteile gibt er die Sitzbank an. Die kommt freilich auch nur als Rohling von »Böhse Moppetz«, der Rest wird in  der Familiengarage selbst fertiggebaut und mit schwarzem Leder und goldenem Kederband gepolstert. Überhaupt Schwarz und Gold. Die Lackierung im John-Player-Design stand von Anfang an fest, alle Lackierarbeiten führten Vater und Sohn selbst aus. Neben den schon erwähnten Motorbauteilen wurde auch die Gabel schwarz gelackt, Rahmen, Sitzhöcker und weitere Details sowieso.

Wird das nächste Projekt eine Mischung aus Racer, Fighter und Chopper?

Die goldenen Embleme brachten die Jungs mittels klassischer Airbrushtechnik auf, überzogen das Ergebnis anschließend mit drei Schichten Klarlack. Das Ergebnis der gewählten Lackierung überzeugt und gibt dem Racer sein würdiges Finish. »Es war eine grandiose Erfahrung, dieses Projekt mit meinem Sohn zusammen zu bauen«, erzählt uns Andreas am Schluss. Und widmet sich nun den zwei Bikes, die noch in der Garage auf Vollendung warten. Da darf er dann auch wieder voll zuschlagen, »eine Mischung aus Racer, Fighter und Chopper, das wärs.«

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.