Breitreifenumbauten sind inzwischen alles andere als Mainstream und gehen in der ganzen Oldschool-Mania etwas unter. Nicht aber für Jörg, der sich von H&B Motorcycle bereits die zweite Victory umbauen ließ.

Das mit der Körpergröße ist so eine Sache. Ist man groß gewachsen begräbt man, zumindest optisch, die meisten Bikes unter sich. Für Jörg, der gut zwanzig Jahre motorradabstinent war, ein Kriterium bei der Bike-Wahl. Der Wunsch nach einem entsprechenden Chopper mit breitem Hinterreifen führt ihn zu verschiedenen Motorradhändlern.

Victory geil, aber die Trude macht zunächst das Rennen

Bei einem Händler fährt er eine Cross-Country Probe und bekommt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Dennoch entscheidet er sich zunächst für eine Suzuki M 1800 – dem japanischen Powercruiser schlechthin. 

An dieser Victory High-Ball ist alles massiv. Statt filigranen Alurädern gibt es stabile Big-Spoke-Räder von TTS, die die wuchtigen Avon-Reifen aufnehmen

Erst ein Besuch auf der Custombike-Show bringt ihn zurück zu Victory, denn dort trifft er auf Ludwig und Peter von H&B Motorcycles aus dem schwäbischen Thannhausen. Die beiden Customizer haben schon etliche Victorys verschönert, die Gespräche sind erfolgreich und kurze Zeit später besorgt sich Jörg eine High-Ball.

Victory High-Ball – Ein echtes Schnäppchen

Die lässt er sich von Ludwig und Peter auf einen 240er-Hinterreifen mit mitschwingendem Fender umbauen. Da Polaris die Marke Victory ja zu Grabe getragen hat, ergibt sich für Jörg die Gelegenheit, noch einmal zum richtig guten Kurs zuzuschlagen. Er schnappt sich eine weitere High-Ball und bringt sie nach Thannhausen. Doch diesmal darf es noch etwas breiter und wuchtiger sein. Jörg schwebt ein 300er-Hinterreifen vor. »Es sieht einfach so martialisch aus. Trotzdem sollte das Bike gut fahrbar bleiben.«

Alle Blecharbeiten wurden bei H&B ausgeführt. Der mitschwingende Heckfender ist eine Einzelanfertigung mit 3D-Applikationen und einer Kabel-innenführung in den Streben

Während der Umbauphase tauschen sie sich regelmäßig aus, senden Fotos hin und her und sammeln Ideen, da Jörg nicht gerade um die Ecke wohnt. Dem Projekt schadet das nicht und so wächst die Victory langsam aber stetig vom schmalen Chopper zum wuchtigen Breitreifenmonster. Der Heckfender wird aus Metall gefertig und ist, wie beim Schwesterbike auch, mitschwingend. Dazu bekommt der Tank einen schönen Stretch, den Ludwig ebenfalls aus Metall formt. 

Vor allem der Lenker war ein ewiges Thema

Jörg erinnert sich: »Vor allem der Lenker war ein ewiges Thema. Er sollte nicht zu hoch sein und auch nicht zu breit. Aber er sollte auf alle Fälle auch zum Stil des Bikes passen.« Irgendwann werden sie fündig und montieren das passende Teil von Big-Twin. Die Kabel werden in den Lenker verlegt, um am Frontend einen cleanen Look zu bekommen.

Auch der Sitz ist eine Eigenkonstruktion der Thannhäuser Customizer und lässt sich sogar um 60 Millimeter in der Höhe verstellen

Der vordere Fender stammt aus dem H&B-Teileregal und schmiegt sich knapp über das TTS-Big-Spoke-Rad, das, wie sein pendant am Heck, mit einem Avon-Cobra-Gummi bezogen wird. Eine gute Wahl, denn gerade bei Breitreifen hat der englische Hersteller bisher immer eine gute Performance geliefert und gezeigt, dass auch ein 300er entsprechend angenehm gefahren werden kann.

Victory High-Ball – Aufgeräumter Umbau

Für Jörg ein wichtiges Kriterium, denn seine High-Ball wird regelmäßig bewegt, gerne auch mal auf längeren Ausritten. Damit die nicht zur Tortur werden, haben ihm Ludwig und Peter einen mit punziertem Leder überzogenen Sattel gebaut, der sogar bis zu sechzig Millimeter in der Höhe verstellt werden kann. Die Lackierung bleibt im Serienmattschwarz, passend zum »bösen« Stil. Überhaupt wirkt das ganze Bike sehr aufgeräumt, lenkt aber den Blick sofort auf das breite Heck. »Ja, sie fühlt sich im Stand schon etwas schwer an, was man gerade beim Rangieren merkt. Aber wenn sie rollt, macht es einfach nur noch Spaß.«

Info |  h-b-motorcycle.de

 

Christian Heim