Ein Finne wollte sich einen Käfermotor in sein Ural-Gespann einbauen. Doch wo zum Teufel sollte der voluminöse Vierzylinder beim Ural-VW-Gespann seinen Platz finden?

Beim Customizing geht es oft darum, Dinge zu verstecken. So verschwinden Kabel und Züge in Rahmenrohren und Lenkstangen. So lauern Blinker, Instrumente oder elektrische Komponenten an geheimen Orten des jeweiligen Motorrads. Der Erbauer dieses merkwürdigen Gespanns ging jedoch noch einen Schritt weiter.

Ural-VW-Gespann – Der Boxer landet im Seitenwagen

Kai »Jupi« Tanninen aus Helsinki versteckte den kompletten Motor im Seitenwagen seines Gespannes. Der Finne hatte dabei noch nicht einmal einen besonders coolen Effekt im Sinn, für ihn war die Unterbringung des großen VW-Boxermotors im Heck des Beiboots die einzig logische Lösung für ein technisches Problem. 

Vogelperspektive: Nur von oben sieht man, dass bei diesem Gespann eine durchgehende Autoachse aus einem VW 1200 eingebaut wurde

Ein »normaler« Schrauber würde eine derart seltsame Idee vermutlich sofort wieder verwerfen, aus Angst ausgelacht zu werden. Diese Finnen jedoch sind derart selbstsicher in ihrem Machismo, dass sie keine Angst vor derbem Humor haben. Jupi ist nun schon seit 30 Jahren in der Bikerszene aktiv, für finnische Bikebuilder ist er kein Fremder.

Ural-VW-Gespann – Vierzylinder-Boxer aus dem Käfer

Normalerweise fährt er selbstgebaute Langgabelchopper, aber seit zehn Jahren begleitet ihn auch ein simples Ural-M-72-Gespann im Alltag. Als dessen Motor hoffnungslos aufgeritten ist, will er es gegen einen Vierzylinder-Boxer aus einem VW Käfer ersetzen.

Schaltzentrale: Der Passagier kann sich nützlich machen und fröhlich im Viergang-Getriebe wühlen

Wegen des hohen Drehmoments will er auch das Getriebe des Autoantriebs verwenden. Doch dafür reicht der Raum im Rohrrahmen der Ural nun wirklich nicht aus. Da kommt ihm die eigentlich naheliegende Idee, die komplette Volkswagen-Achse, samt Rädern, Bremsen und Antrieb für sein Projekt zu übernehmen.

Benzin- und Öltank schlossert Jupi selbst

Vorne verbaut er ein Harley-Rad ohne Bremse, er schlossert Benzin- und Öltank und ersetzt Lenker und Sattel gegen Zubehörteile. Doch von dem alten Käfer sind noch viele andere Dinge zu gebrauchen.

Eine Aluminiumplatte dient als kommode Fußstütze. Autopedale bedienen Kupplung und Bremse

Aus den Resten des VW dengelt er den Seitenwagen zusammen, er verbreitert die Kofferraumhaube um einen eingeschweißten 55-Zentimeter-Blechstreifen und komplettiert so die Front des Bootes. Auch das gesamte Heck des Beibootes war einmal ein Automobil.

Ural-VW-Gespann – Für den Beifahrer wird es heiß

Der Passagier sitzt nun direkt über dem Getriebe, viel Platz hat er allerdings nicht, und verdammt warm wird es auch. Dennoch reißen sich Jupis Freunde darum, im Seitenwagen durch Helsinki geschaukelt zu werden. Jupi lacht und erzählt glaubhaft, er könne Tickets verkaufen, so groß sei der Andrang. 

Mit dieser Klemmung ist die VW-Achse mit dem einarmigen Heck des M72- Rahmens verbunden

Auf Tank und die Aluminium-Grundplatte brachte Jupi den Namen »Denova« an. Und auch dafür gibt es eine logische Erklärung. Im Hauptberuf importiert und verkauft unser Schrauber nämlich Kosmetikprodukte der israelischen Marke »Denova«. Warum also sollte Jupi das Bike nicht als PR für sein Geschäft nutzen? Wie die diversen Bier-Themenbikes oder andere Werbeträger auf Basis von Custombikes. Ganz genau so wie die Teutuls!

 

Charles/Mangartz