Shinya Kimura verwandelt eine Triumph T120 in einen Cafe-Racer wie von einem anderen Stern. Ein Bike, das keinem natürlichen Alterungsprozess unterliegt.

Ja, wir wissen, dass dieses Motorrad schon bald 15 Jahre alt ist. Aber dieser Cafe-Racer-Umbau einer Triumph T120 von Chabott-Engineering-Mastermind Shinya Kimura darf auf unserer Page einfach nicht fehlen. Zumal er so zeitlos schön ist, dass er auch morgen oder gar erst in zehn Jahren gebaut werden könnte.

Triumph T120 – Bonneville mit Aluminium-Bodyparts

Werft also mal einen Blick auf die handgedengelten Aluminium-Bodyparts, die riesige 230-mm-Fontana-Doppelduplexbremse, die außergewöhnliche Linie von der flachen Verkleidung bis zum knapp geschnittenen Heckbürzel. Manche sprechen gar vom schönsten Cafe Racer, der je auf Erden gebaut wurde. Eine Skulptur, eine Art Picasso.

Lochfraß und Außermittiges: Der Trick bei den Bikes des Shinya Kimura sind die überall sichtbaren Spuren handwerklicher Arbeit – etwa an gelochten Haltern …

So leise und vornehm sich Shinya Kimura auch gibt, so schillernd ist er als Person für unsere Szene. In Japan hat er die »Zero«-Bikes entworfen, seit seinem Umzug nach Kalifornien im Jahr 2006 dengelt er in seiner eigenen Werkstatt auf kunstvolle Art »Karosserien« für klassisch-sportliche Motorräder. 2008 begann er mit dem Aufbau der »Silver Wasp«.

Handgearbeiteten Details und bewusst angewandte Asymmetrie

Auf Basis einer 1972er Triumph mit Trackmaster-Oil-in-Frame-Rahmen realisierte er den Urmeter für seine zukünftigen Cafe-Racer-Kreationen, egal ob mit Sportster-, Ducati- oder MV-Agusta-Technik. Er verrührte klassische Racing-Komponenten mit seinem unnachahmlichen Stil, der sich vor allem aus sichtbar handgearbeiteten Details und bewusst angewandter Asymmetrie speist.

… Rücklicht …

Er trieb schlanke Formen aus Aluminiumblech, schweißte Verstärkungen und Stutzen mit sichtbaren Raupen an seine spiegelnden Handarbeiten, bohrte Löcher in sämtliche Halter, schneiderte Tanktaschen und Sitzbezüge aus dickem Rindsleder. Aber da ist noch etwas, das an diesem Motorrad fasziniert. Shinya entwirft und baut seine Bikes nicht nur, sondern fährt sie auch, wann immer es die Zeit zulässt – mit der CB 750 durch L.A., mit dem Sportster-Speedbike auf dem Salzsee, mit der 1915er Indian bei der Cannonball Challenge.

Triumph T120 mit tauglichem Fahrwerk

Daher musste der Triumph-Cafe Racer auch ein taugliches Fahrwerk erhalten. Ceriani-Grand-Prix-Gabel, Koni-Stoßdämpfer, Barnes-Hinterradnabe, Avon-Reifen und eine kostbare Fontana-Rennbremse werten die durchmodellierte 650er zusätzlich auf. Solche Zutaten machen die T120 nicht nur schön, sondern auch schnell. Der Zweivergaser-Unit-Twin erhielt eine Generalüberholung und wurde von Shinya konsequent an Zylinderkopf, Kühlrippen und Haltern mit Erleichterungsbohrungen versehen. Die »Silver Wasp« ist und bleibt ein Jahrhundertwerk, das man immer wieder mal betrachten kann, ohne dass es einem fad’ würde.

Info |  chabottengineering.com

 

Dirk Mangartz