Williams Triumph T110 ist Oldschool in Reinkultur. Das Motorrad sieht nicht nur aus, als wäre es bereits vor fünfzig Jahren entstanden, William hat es auch auf die traditionelle Art und Weise gebaut. Er verwendete dafür hauptsächlich Teile, die er in der Scheune seines Vaters fand. Und der umgedrehte Kopf wird für viel Kopfschütteln sorgen.

»Ich bin mit klassischen Motorrädern aufgewachsen«, erzählt William. »Mein Vater war aktiver Motorsportler und ist mit den Klassikern Rennen gefahren. Das hat abgefärbt. 1999 habe ich dann auch mit dem Rennsport angefangen und bin rund elf Jahre lang bei Klassikrennen auch gegen meinen Vater angetreten.« Aufgrund seiner Rennerfahrung macht William den Motorradführerschein lange bevor er Auto fahren kann.

»Dieses ganze Oldtimer-Ding passt einfach zu mir«

Auch bei den Vierrädern zeigt sich Williams Geschmack: »Mein erstes Auto sollte nicht irgendein Volkswagen sein, also habe ich mir einen Thunderbird gekauft. Ich besitze ihn immer noch, auch wenn es inzwischen ein Langzeitprojekt geworden ist.« Seine Garage ist in weiten Bereichen vollgestopft mit Teilen, die einmal ihren Platz an dem Ford finden sollen. »Dieses ganze Oldtimer-Ding passt einfach zu mir, genau wie die Rockabilly-Szene. Das ist mein Stil und ich habe meine Frau auch so geheiratet. Es ist inzwischen unser Lebensstil.«

Den Rahmen baute Wiliam auf die klassische Art, erhitzte die Rohre und bog sie um Motor und Getriebe herum

William lebt in Terneuzen, einer Stadt im Südwesten der Niederlande, neben seinem Elternhaus. Eine Tour durch die Scheune seines Vaters Adrie wird zu einem echten Erlebnis. Wenn sich die Tür öffnet, meint man ein Bild aus einem alten Buch zu erblicken. Klassische englische Rennmaschinen stehen aufgereiht neben alten Handwerksmaschinen, originalen Klassiker-Teilen und einigen seltenen Motoren, die eines Tages in weiteren Projekten Verwendung finden sollen. Hier und dort finden sich Preise, die Vater und Sohn gewonnen haben, an den Wänden hängen zahlreiche Pokale und alte Poster.

Triumph T110 als Starrrahmen-Chopper

Am Eingang steht ein wunderschöner Cafe Racer, den Vater Adrie erst kürzlich fertiggestellt hat. Erfreulicherweise sammeln die Bikes keinen Staub an, denn Vater und Sohn fahren ihre Eigenbau-Projekte. Adrie ist technisch so versiert, dass er komplette Vorderräder samt Trommelbremsen selbst baut. »Wenn du mit Klassikern Rennen fährst, lernst du automatisch sie zu restaurieren und zu modifizieren.« Der Aufbau der Starrrahmen-Triumph ist für Vater und Sohn also quasi ein Kinderspiel gewesen.

Zylinder, Zylinderkopf und Vergaser wurden um 180 Grad gedreht. Der Luftfilter hängt nun voll im Wind

»Ich liebe es, Dinge zu erschaffen«, ergänzt William. »Also baue ich so ziemlich alles, vom Chopperstyle-Fahrrad bis hin zur Tätowiermaschine. Irgendwann habe ich mir vorgenommen eine Springergabel zu bauen. Ich hatte noch eine Welle von einem alten Außenborder, die ich als Führungswelle für die Federn umfunktionierte. Die Gabelholme habe ich selbst gebogen und nach dem Ausmessen, ein paar Anpassungen und den Schweißarbeiten hatte ich eine Springergabel … aber kein Motorrad. Mein Vater meinte dazu nur, dass ich mir dann eben selbst eins bauen solle.«

Die Rennkupplung stammt von Bob Newby Racing aus England

In der Scheune des Vaters durchstöbert William auf der Suche nach passenden Teilen Regale und Kisten – und wird fündig. »Ein Triumph-Pre-Unit-Motor und weitere Teile, die ich verwenden konnte. Das war unglaublich. Sogar ein halbautomatisches Getriebe war dabei, doch ich habe es wieder auf manuelle Kupplung zurückgebaut. Das ist wesentlich geschmeidiger. Die verwendete Rennkupplung stammt von Bob Newby Racing aus England. »Es ist eine Trockenkupplung, die allerdings nicht so rasselt wie die an den Ducatis«, grinst William. 

Auch den Apehanger hat William mittels einer Rohrbiegmaschine selbst gefertigt. Was anderes wäre auch nicht in Frage gekommen

Auf einem Schweißtisch richtet er Fixpunkte ein, um den neuen Rahmen um Motor und Getriebe herum zu biegen. »Der Rahmen ist eine komplette Eigenkonstruktion, allerdings mit einem Stückchen Triumph, dem Oil-in-Frame, das nun als Öltank fungiert. Beim Bau sind wir ganz klassisch vorgegangen, haben die Rahmenrohre erhitzt und anschließend gebogen. Fürs Schweißen, Drehen und Fräsen haben wir glücklicherweise alle notwendigen Maschinen hier in der Scheune. Auch wenn es mein erstes Chopperprojekt ist, den Rahmen zu schweißen war recht einfach.

Triumph T110 – Leicht und handlich

Ich bin Schlosser von Beruf und arbeite in der petrochemischen Industrie, daher ist das Schweißen von Rohren und die Kontrolle von Materialverzug mein tägliches Brot. Getriebe und Motor stehen etwas weiter auseinander als bei der Serien-Pre-Unit. Das macht das Bike jetzt etwas länger«, klärt William auf. »Da ich schon lange diese Oldschool-Idee auf Basis einer alten Triumph im Kopf hatte, kam logischerweise nur ein Apehanger in Frage. Ich habe ihn in der Firma mit einer Rohrbiegemaschine selbst gebaut. Da ich aus dem Rennsport komme, musste das Bike auch leicht und handlich werden.«

Typisch Oldschool sind die Trommelbremsen an Vorder- und Hinterrad

Und weil William die Nase im Wind haben will, dreht er kurzerhand den Zylinderkopf und bringt den Vergaser nach vorn. Die zwei Auspuffrohre springen jetzt von hinten hervor und drücken die Abgase zurück zum Frontend. »Das ist alles andere als gewöhnlich«, lacht William. »Kopf, Zylinder und Kolben zu drehen, war nicht so schwierig, wie es vielleicht scheint. Nur die Nockenwellensteuerung war etwas kompliziert. Glücklicherweise ist mein Vater ein echter Fachmann auf diesem Gebiet. Da der Vergaser allerdings direkt im Wind liegt und jede Menge Luft bekommt, mussten wir ihn etwas dämpfen. Das umgedrehte Set-up sieht jetzt zwar etwas brutal aus, aber es fährt sich wirklich hervorragend.« 

Die Triumph T 110 war im ersten Anlauf ein Bobber

Williams Triumph ist unverkennbar ein echter Chopper, mit Starrrahmen und Drop-Seat, mit Springergabel und 21-Zoll-Vorderrad. Dabei hatte er das Bike im ersten Anlauf als Bobber gebaut, mit einem klassischen, eiförmigen Panther-Tank und einer Vintage-Lackierung. Doch weil das Spritfass leckte, unternahm William einen zweiten Anlauf. »Da ich Flammen immer für cool gehalten habe, wollte ich das Bike in Richtung Frisco-Style umbauen. Schließlich habe ich den Sportster-Style-Tank mit einem geänderten Tunnel auf den Rahmen gesetzt. Plötzlich sieht das ganze Bike komplett anders aus. Die Lackierung mit den bunten Farben hat dann mein Kumpel Robin übernommen.«

Für etwas Federungskomfort sollen Springfedern sorgen, auf denen der Sattel fixiert ist

Auch wenn der Chopper recht spartanisch aussieht, fährt er sich richtig gut. William ist regelmäßig damit unterwegs. »Am Anfang hatte ich noch eine Norton-Commando-Kurbelwelle im Motor verbaut, die mehr Drehmoment geliefert hat, doch das war zu viel des Guten. Inzwischen ist die Original-Triumph-Kurbelwelle drin. Das Motorrad ist übrigens sehr gut ausbalanciert. Ich kann ohne Probleme den Lenker loslassen, das Ding fährt einfach geradeaus.

Der erste Chopperaufbau wird nicht verkauft

Neulich wollte ich doch tatsächlich das Bike verkaufen, doch bei einer kurzen Fahrt zum Friseur habe ich festgestellt, wie viel Spaß es mir bereitet. Jetzt bleibt es hier, schließlich war es mein erster Chopperaufbau. Allerdings bin ich jetzt auf den Geschmack gekommen und habe schon klare Vorstellungen von meinem nächsten Projekt – und das wird extrem.

 

Floris Velthuis