Klassische Britbikes sind Matzes Leidenschaft. Sein Triumph T100-Racer entstand aus purer Laune – und ein bisschen auch, um das eigene Können zu zeigen.

Regeln sind nicht zwingend Matzes Ding, an eine hält er sich trotzdem strikt: »Ein Motorrad muss einen Vergaser haben.« Ansonsten sind die Gedanken frei und um eines vorweg zu nehmen, die hier gezeigte Triumph fährt wie die Hölle, aber nicht auf öffentlichen Straßen.

Triumph T100 – Frei von Zulassungsstress

Wir hören die Zulassungsmeckerer schon stöhnen, aber beruhigt euch: Sprintrennen sind feiner technischer Motorsport, erfordern von Erbauern der passenden Motorräder meist mehr technische Raffinesse als das Schrauben eines Alltagsbikes. Dass Matze darüber hinaus einfach frei von Zulassungsstress demonstrieren wollte, was er kann, ist verständlich.

Ein Hauch von Berührung: Knapp und sanft liegt der Fender über dem Avon Speedmaster

Seinen kleinen Betrieb »Street Dog Motorcycles« betreibt der 34-jährige Bayer seit fast zehn Jahren und bis heute im Nebenbetrieb. Dazu hat sich der Servicetechniker, der in der Autoindustrie tätig ist, komplett auf klassische Britbikes spezialisiert und ist damit ein seltener Fisch im Customteich.

Triumph T100 – Britbike mit herrlichem Twin-Sound

»Soweit ich weiß, gibt es hier in Bayern kaum einen, der noch sowas macht«, sagt der Mann, der sich früh in den Twin-Sound verliebte, dessen erstes richtiges Motorrad eine Triumph war und der später auch BSA fuhr. Er weiß die einfache Technik der Britbikes zu schätzen, »alles selbsterklärend, wenn man sich ein bisschen reinhängt«.

Der 2-in-1-Auspuff entstand in der eigenen Werkstatt und versprüht unwiderstehlichen Rennduft

Tatsächlich hat er sich das Wissen über die Motorräder selbst angeeignet, Bücher studiert und vor allem immer genau hingehört, wenn die alten Hasen erzählt habe, »ich habe einfach jede Information aufgesaugt wie ein Schwamm«. Und er wird in seinem Metier eben so gut, dass er sich nicht nur ein Motorrad zum Racen bauen kann, sondern auch das Motortuning selbst in Angriff nimmt.

Der Triumph-Twin stammt aus einem britischen Rennstall

Die Triumph landet nicht als Komplettmotorrad in Bayern, vielmehr kommt sie in Einzelteilen zu Street Dog. Der Motor stammt aus einem britischen Rennstall und liegt einige Jahre bei Matze herum, bevor er seine Sprintbestimmung fand. Tatsächlich wird der Pre-Unit-Twin mit scharfen Nocken, erleichterten Stößeln, Titan-Ventilen, Rennkolben und Magnetzündung heftig aufgemöbelt.

Kategorie: Will man nicht, muss man aber machen. Die Hinterradnabe einer Honda erforderte eine Um- lenkung auf die rechte Seite, wo jetzt gebremst wird

Im Prinzip ist nun alles leichter als vorher, seine Vorbilder dafür findet Matze bei den Racing-Triumphs der 50er und 60er Jahre. Gekuppelt wird per Racing-Clutch, der Auspuff ist selbstgebaut. Und Matze? Der versprüht ganz schön Understatement, wenn er wie selbstverständlich über diese Maßnahmen spricht. Denn für einen, der das Motorenhandwerk nie zum Lehrberuf hatte und ein vergleichsweise junger Hund ist, ist das in unseren Auge schon eine beachtliche Ansage.

Triumph T100 – Schwierig abzustimmende Amal-Vergaser

Nur die Vergaser bereitem ihm nachhaltig Sorgen. Aufgrund der extra Schwimmerkammer in den Amal-Vergasern  – anders als bei der Serie –, sind sie verdammt schwer abzustimmen.« Wochen investiert der Schrauber beim Ringen um die richtige Einstellung.

Weg vom Bobberfeeling, hin zum Racestyle – Matze dreht den Lenker einfach. Der Tank wurde tiefergelegt und entpuppte sich als wahrer Arbeitsstundenfresser

Nachdem der Motor fertiggestellt ist geht es an den Rahmen. Der ist genauso englisch wie das Aggregat, freilich soll er ungefedert sein. Das Starr-Wars-Rennen, bei dem Matze antreten will, lässt sowieso nichts anderes zu. Und wir erinnern uns, Zulassung uninteressant, also volle Kanne den Harten machen.

Triumph T100 – Hartgelötetes Starrrahmenheck

Das starre Heckteil baut Matze selbst, die Verbindung mit dem Rahmen erfolgt in ganz traditioneller Weise. Es wird hartgelötet – so wie früher, die alte Schule als Vorbild. Der gewählte Tank sitzt anfangs zu hoch, kommt drei Zoll tiefer.

Ein starres Heckteil war für Matze Pflicht. Da die Zulassung nicht ganz oben auf der Liste stand, wird das Heckteil in Verbindung mit dem Rahmen von ihm oldschoolmäßig hartgelötet. Ach ja, Öltank und Sitzplatte sind Eigenbau

»Letztlich musste ich den dafür komplett aufschneiden und neu bauen«, irgendwann hat Matze aufgehört, die Arbeitsstunden zu zählen. Darüber hinaus ist nicht viel dran an der Triumph, siehe oben, die Sache mit der Nicht-Zulassung macht vieles unnötig. Ein Problem taucht dann aber doch noch auf.

Triumph T100 – Die Honda-Nabe macht eine Umlenkung der Bremse nötig

Weil Matze fürs Hinterrad die Nabe einer Honda nutzt, funktioniert das Triumph-typische links bremsen nicht mehr, da die Honda natürlich rechts gebremst wird. Lösen kann er die Problematik, indem er eine Umlenkung baut, um das Getriebe der Triumph normal weiterzunutzen.

Die genaue Leistung seines Bikes kennt Matze ebenso wenig wie das Gewicht. Aber wir durften uns selbst überzeugen: Beides steht in renntauglichem Verhältnis zueinander

»Das war ein bisschen tricky, aber funktioniert gut«, freut sich Matze, der am Ende nur noch ein kleines Problem hat. Sein Bike sieht doch irgendwie nach Bobber aus, obwohl es doch ein Sprinter sein soll. Und so nimmt er einen Lenker und dreht ihn einfach, sieht fast aus wie Stummel, obwohl da keine sind. Und dann geht sie richtig ab, die alte Lady … nur für den Spaß.

Info | streetdogmotorcycle.de

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.