Diese Triumph T 140 ist seit Ende der 80er Jahre in einer Hand. Nach zwei Jahrzehnten im Heizungskeller kam sie unters Messer und präsentiert sich seither in absoluter Topform.  

Als Thomas das Knacken, den rauen Lauf aus dem Motor hörte, wusste er, es war vorbei. Es war im Herbst 1987, mitten in Belgien, auf der Heimfahrt aus England, es regnete. Vielleicht hätte Thomas die 750er Bonnie doch nicht so hetzen sollen. Was war sie in den letzten Jahren für eine treue Begleiterin gewesen, seit er sie damals als Student für sagenhafte 4.900 Mark in München erstanden hatte.

Triumph T 140 – 22 Jahre im Dornröschenschlaf

Keine zehn Sekunden dauerte damals die Kaufzusage. Sollte das alles hier im belgischen Regen enden? Nicht ganz, allen Unkenrufen zum Trotz war die Engländerin so treu, dass sie Thomas doch noch nach Hause brachte. Dort legte er das Motorrad still, 22 Jahre Dornröschenschlaf im elterlichen Heizungskeller.

Bates-Style-Lampe am Heck, runder enganliegender Fender – unser langjähriger Mitarbeiter Horst Heiler hätte seine Freude an der Linienführung dieser Triumph

Irgendwann nach Hausbau, Umzug und einer Vespa als Ersatzfahrzeug fasste Thomas den Entschluss, die Triumph wieder zum Leben zu erwecken –  als Chopper, eventuell sogar mit Starrrahmen, vielleicht sogar als persönliches Geschenk zum bald bevorstehenden 50sten Geburtstag.

Steve baute die Triumph genau nach Thomas’ Vorstellungen um

Und so begann die Suche nach einer geeigneten Werkstatt, eine regional gelegene wäre nicht schlecht. »Und ich wollte jemanden haben, der das Bike genau so bauen konnte, wie ich es wollte«, erzählt Thomas , »der Name Steve Schneiderbanger war mir schon bekannt, ein echter Begriff.« Dann las Thomas zufällig, dass dessen Firma SSC einen Designpreis bekommen hatte.

Ein Bike wie aus einem Guss: Thomas tat gut daran, auf die Künste des alten Hasen Steve Schneiderbanger zu vertrauen

Mehr Referenzen brauchte er nun nicht mehr. So ging Auftrag zum Aufbau der Bonnie nach Lösten zu SSC, Thomas und Steve wurden sich schnell einig, das Projekt durchzuziehen. Als Erstes wurde der Motor einer Komplettrevision unterzogen. Eine Morgo-Ölpumpe wurde verwendet, der besseren Durchblutung wegen, Bohrung und Hub original belassen.

Triumph T 140 – Motor gut, Fahrwerk na ja …

Man konnte die 79er Bonnie nämlich durchaus als spritzig bezeichnen, als sie noch lief. Die Zündung stammt jetzt von Boyer, die Luftfilter von K&N – das war es dann auch schon fast mit den Tuningmaßnahmen. Dass allerdings aus dem bestehenden Fahrwerk nicht allzu viel zu schnitzen ist, wurde ebenso schnell klar.

Die Brücke der Replika-Springergabel ist direkt mit dem Oldstylebar-Lenker verschweißt – ein Gimmick, der bei SSC-Bikes häufig zu sehen ist

Die Fühler wurden ausgestreckt, in Norddeutschland wurde Steve fündig und konnte so richtig in die Vollen gehen. Anstatt der originalen Telegabel, die durchaus als eher labberig bezeichnet werden kann, wurde eine verchromte Springer-Replika verbaut. Das hauseigene Springer-Einscheiben-Bremskit mit mitschwingendem Fender krönt die Gabel.

Hinten genügt die Trommelbremse einer Else

Dank der kleinen schwarzen Grimeca-Bremspumpe ist das Ganze auch wunderbar dosierbar. Dafür reicht dann hinten die seilzugbetätigte Trommel einer LS 650 vollkommen aus. Alufelgen in der Dimension 16 und 21 Zoll wurden beschichtet und eingespeicht.

Nach 22 Jahren Stillstand brummt die Triumph wie damals, nur das Handling ist noch besser geworden

Besonders wichtig war es Thomas, dass der originale Tank sowie Fußrasten und Hebeleien, die zu einem früheren Zeitpunkt schon mal verchromt wurden, wiederverwendet wurden. Trotz leichter Modifikationen ist das Spritgefäß so immer noch als Erstausrüstung erkennbar.

Triumph T 140 – Der Öltank kostete Nerven

Der Lenker wurde von Steve direkt mit der Inline-Springerbrücke verschweißt, eine Spezialität, die er besonders gerne an seinen Bikes verbaut. Nerven kostete der stehend eingebaute Öltank. Erst entchromen, dann Ölfilterplatte verschweißen, innenliegend Ölleitungen, Dichtheitsprüfung, nachschweißen, der Hingucker kostete viel Arbeit.

Vorne federt eine Harley-Replika-Springergabel, hinten federt nix

Auch der Auspuff war für das Nervenkostüm nicht ohne, unterstreicht aber jetzt perfekt die Linie des Bikes – und das VA-Rohr sieht dank den Schleif- und Polierkünsten von Werkstatt-Mann Ralf nahezu wie verchromt aus. Für die verchromten Fußrasten wurden extra neue Halteplatten gelasert, und so auch eine völlig neue Sitzposition festgelegt, die jetzt irgendwo zwischen Mid-und Forward-Control liegt.

Offenliegende Batterie meets Minimalelektrik

Die Minimalelektrik wurde soweit als möglich versteckt oder im Rahmen verlegt, der Batteriehalter bewusst offen gezeigt, als Multiinstrument entschied man sich für ein Teil von Motogadget. Für die Lackierung hatte sich Thomas auf Schwarz festgelegt. SSC-Hauslackierer Mario Schwarzer setzte den Wunsch in Glanz um.

Die Batterie ist bewusst offen zur Schau gestellt, dabei spielt sie bei der Minimalelektrik keine größere Rolle

Jetzt läuft die Bonnie also wieder, »eigentlich wie vor 27 Jahren, nur in anderer Optik«, ist Thomas sichtlich stolz. Zum 50sten hatte es zwar nicht ganz geklappt, aber macht nix. Auf noch ein paar schöne Jahre für dich und deine Bonnie, Thomas.

Info | sscycle.de

 

 

Customizerkurt
Kustomizerkurt bei

Kurt Goller, Jahrgang 1965, schreibt als »Kustomizerkurt« für die CUSTOMBIKE. Der Zweiradmechanikermeister arbeitet im Hauptberuf bei SSCycle und steht auf alte Motorräder mit Charakter. So befindet sich eine 1977er Harley-Davidson Shovelhead FXE ebenso in seinem Besitz, wie eine 1991er EVO-Softail und eine 1994er Kawasaki ZR 550.