Showbike und Landrekordrenner in einem, geht das? Wir meinen ja und Wes White hat es mit seiner Triumph T 120R bewiesen.

Ich habe schon seit fast zehn Jahre mit meiner 500er Triumph auf dem Bonneville Salzsee an Hochgeschwindigkeitsrekordfahrten teilgenommen. Meiner Freundin Kristine, die auch der Rennerei verfallen ist, wollte ich schon vor drei oder vier Jahren eine 650er Triumph aufbauen, damit sie auch mal was anderes fahren kann.« Wes White ist der Besitzer von Four Aces Cycle, restauriert und baut von Zeit zu Zeit komplette Bikes für Kunden auf. Für das Mopped seiner Freundin blieb aber wenig Zeit übrig. Die Brocken hatte er ja zum Großteil im Lager liegen … und irgendwie brauchte er nur den richtigen Anstoß. 

Zweckmäßiges Design: Ihre Wettbewerbsgene trägt die 650er Triumph offen zur Schau

Den bekam er, als Grant von der kalifornischen Cycle Lodge ihn bat, ein Bike für Born Free Show aufzubauen. Während viele andere der sogenannten »Invited Builders« sich für den Bau einer Harley entschieden, war Wes fast schon verpflichtet, sich ein britisches Bike vorzunehmen. In seinem Laden, den er seit 2001 im San Fernando Valley in Südkalifornien betreibt, verkauft er zwar auch Zubehör an traditionsfokussierte Customizer, aber eigentlich ist sein Fachgebiet das Restaurieren und Instandhalten von alten britischen Bikes mit Schwerpunkt Tuning.

Triumph T 120R im Humblebee-Outfit

»Wir entschieden uns für den Namen Humblebee (deutsch: Hummel), nachdem wir während einiger Rennen Leute trafen, die ruhig etwas netter und bescheidener (englisch: humble) hätten sein dürfen.« Natürlich orientierte sich die Lackierung des neuen Bikes dann am Namen. »In den Jahren als ich auf den Salt Flats von Bonneville und dem El Mirage Dry Lake in Kalifornien Rennen fuhr, habe ich immer wieder dazulernen müssen, was es heißt, ein Racebike richtig aufzubauen. Mein eigener Renner, die 500er Triumph, hat sich über einen Zeitraum von acht Jahren zu dem entwickelt, was er heute ist. 

Basis des Umbaus ist der Rahmen einer Triumph T 120R – mit starrgelegtem Heck

Bei der Humblebee wollte ich alle meine gelernten Lektionen gleich mit einfließen lassen, wie beispielsweise der Auspuff zu gestalten ist und zu verlaufen hat, der Öltank, der Benzintank und so weiter, so dass ich später nichts mehr verbessern muss.« Wes nahm einen serienmäßigen Triumph-Rahmen, weil der am besten in die Klasse passte, in der dann auch Rennen gefahren werden sollten. Alle Anbauteile für die Gabel, der Öltank, der Benzintank, die Batteriebox und mehr, wurden aus Aluminium gefertigt. Das spart Gewicht, was letztlich auch Geschwindigkeit bringt. »Das grobe, aber polierte Finish erlaubt es uns, speziell den Rahmen, aber auch den Öltank und andere Bauteile in Hinsicht auf Risse und Brüche im Auge zu behalten!«, erklärt er uns.

Unverfälschte Aluminiumoptik wie bei den Racern von damals

Es war ja ein Renner und nur in zweiter Linie ein Showbike auf die Räder gestellt worden. Allerdings hielt er sich grundsätzlich an die Technik und unverfälschte Aluminiumoptik der Vorbildbikes, die zwischen 1950 und ’60 gefahren wurden. »Ich hatte für John Stein, den Autor des Buches Motorcycle Drag Racing, einige alte Drag Race Bikes restauriert. Und durch ihn war ich auch mit einer Gruppe alter Kerle in Kontakt gekommen, die in diesen Tagen Drag Racing und Land Speed Racing betrieben hatten.« 

Der Triumph-Twin bekam unter anderem High-Compression-Kolben von Robbins spendiert

Wes’ Begeisterung führte schließlich zu diesem Bike. Schmunzelnd meint er: »Wir haben über die Jahre einige Custombikes gebaut und auch viele Shows gewonnen. Auf die Humblebee bin ich aber besonders stolz! Sie repräsentiert, was mich am Motorradgeschäft am meisten anmacht: Motorradrennen mit Vintage Bikes.«

Info Facebook | Four Aces Cycle

Horst Heiler
Freier Mitarbeiter bei

Jahrgang 1957, ist nach eigenen Angaben ein vom Easy-Rider-Film angestoßener Choppaholic. Er bezeichnet sich als nichtkommerziellen Customizer und Restaurator, ist Mitbegründer eines Odtimer-Clubs sowie Freund und Fahrer großer NSU-Einzylindermotorräder, gerne auch gechoppter. Als Veranstalter zeichnete er verantwortlich für das »Special Bike Meetings« (1980er Jahre) und die Ausstellung »Custom and Classic Motoräder« in St. Leon-Rot (1990er Jahre). Darüber hinaus war er Aushängeschild des Treffens »Custom and Classic Fest«, zunächst in Kirrlach, seit 2004 in Huttenheim. Horst Heiler ist freier Mitarbeiter des Huber Verlags und war schon für die Redaktion der CUSTOMBIKE tätig, als das Magazin noch »BIKERS live!« hieß. Seine bevorzugten Fachgebiete sind Technik und die Custom-Historie. Zudem ist er Buchautor von »Custom-Harley selbst gebaut«, das bei Motorbuch Stuttgart erschienen ist, und vom Szene-Standardwerk »Save The Choppers!«, aufgelegt vom Huber Verlag Mannheim.