Im norditalienischen Verona geht der ehemalige Triumph-Händler und Customizer Nicola Martini mittlerweile zwar sämtlichen Marken an die Wäsche, hat sich sein Herz für die Bikes aus Hinckley aber bewahrt. Am Beispiel der Triumph Scrambler 900 zeigt er uns eine Off- und eine On Road-Interpretation.

Seine persönliche Beziehung zu Triumph hatte viel Zeit zum Wachsen. Und auch, wenn er sein Händlerdasein für die Engländer vor einigen Jahren beendet hat und seinen gestalterischen Drang nun auch an den Motorrädern anderer Herkunft auslebt, sind Britinnen in Mr. Martinis Werkstatt im norditalienischen Verona nach wie vor gern gesehene Gäste. Nicola liebt die britische Cafe-Racer-Kultur der 50er, und weil man vom Motorradumbau und auch vom anschließenden Applaus alleine nicht leben kann, bietet er für den Scrambler-­Ableger von Hinckleys klassischer Bonneville-Reihe die Individuali­sierung mittels seiner Teilekits an.

Triumph Scrambler 900 in zwei Versionen

Zwei Versionen mit jeweils rund fünfzehn Extras hat Mr. Martini im Angebot. Um Interessenten kümmert sich hierzu­lande der ­Coburger Triumph-Dealer. Die Oberfranken beraten, bauen um und verkaufen komplett umgebaute Neu­maschinen, die in den hier präsentierten Versionen für die On Road mit 5.850 und die Off Road mit 7.060 ­Euro Aufschlag auf den Serienpreis zu Buche schlagen. Schon die Namen lassen keinen Zweifel am Programm.

Mit seiner Off Road setzt Mr. Martini auf die pure Abenteuerlust. Wenn ihr uns fragt, muss ein Scrambler einen obenliegenden Auspuff haben. Basta!

Die Schlammvariante führt das Abenteuer nicht nur im Namen, sondern lässt mit hochgelegtem Auspuff, Öhlins-Stoßdämpfern und optionalen Cartridge-Kits für die Seriengabel tatsächlich maßvolle Ausritte in die Botanik zu. Die On Road rollt zwar auch auf den serienmäßigen Grobstollern, gibt sich mit schwarz-unauffälliger Öhlins-Ware ohne Ausgleichsbehälter und tiefliegendem Zard-Topf aber weniger aufmüpfig. Gut aussehen wollen sie beide, und das hat Nicola mit seinem stilsicheren, untereinander frei kombinierbaren Teilemix geschafft.

Hauptstilmittel der On-Road-Version sind die echten Alubleche

Charakteristisch für die Off Road ist der hochgelegte Fender, der im Gegensatz zu den Kotflügeln der On Road nicht aus Aluminium gedengelt, sondern wie das hintere­ Pedant aus GfK geformt ist. Geschliffene Krallen halten die Sohlen auf den Rasten, eine Lenkertraverse schützt das Lenkrohr vor Biegekräften, das Lampengitter den Scheinwerfer vor Fremdkörper­einschlägen. Hauptstilmittel des On-Road-Scramblers sind neben der Zard-Auspuffanlage die echten Aluminiumbleche, vor allem vorn in sexy knappem Schnitt.

Eher auf den Asphaltdschungel denn den Feldweg zielt die On Road. Baloon-Griffe, braunes Leder und Alu-Kotflügel setzen liebliche Akzente

Für die Sitzbänke beider Versionen muss das Rahmen­heck gekürzt werden, was das Selbermachen weitgehend ausschließt. Ohnehin werden die Teile nicht einfach aus dem Katalog orderbar sein. „Wir werden nicht einfach Kit-Teile verticken, ­sondern wollen die individuelle Paketlösung nach seinen Wünschen und Bedürfnissen hier vor Ort mit dem Kunden besprechen“, sagt Luca Reinhardt von Triumph Oberfranken. Und den Lack, der natürlich frei wählbar ist. Auf die abgesetzten Knieschlussbereiche in Chromoptik würden wir dabei nur ungern verzichten.

Info | triumph-coburg.de

 

Guido Kupper
Redakteur bei CUSTOMBIKE

Guido Kupper, fährt praktisch seit seiner Geburt in grauer Vorzeit Motorrad, hat mit dem Schreiben aber erst angefangen, als er schon sprechen konnte. Motorisierte Zweiräder hat er nur acht Stück zur Zeit, Keller und Garagen sind trotzdem voll. Sein letztes Ziel im Leben: Motorrad fahren und mal nicht drüber schreiben