Die Brüder Johan und Joris haben einer ehrwürdigen Triumph Bonneville neues Leben eingehaucht und alte Technologie mit neuer zu einem bildschönen Chopper verschmolzen.

Es war Ende 2011, als die JT Brothers, wie Johan und Joris sich nennen, die Triumph erwarben. Die Britin lief nicht und war mehr oder weniger ein unvollendetes Chopper-Projekt. Zudem war das, was bereits gemacht wurde, ziemlich armselig ausgeführt worden.

Triumph Bonneville – Eigenbau-Starrrahmen für den Schrottplatz

Der selbstgebaute Starrrahmen samt Öltank war so schäbig, dass er direkt auf den Schrottplatz wanderte. Lediglich Motor und Hinterrad fanden weiter Verwendung. Anschließend sollte die Triumph für die Teilnahme an einem Rennen in Bottrop aufgebaut werden.

Der Hinterreifen ist eigentlich ein Autoreifen, ganz im Stil der 1930er Jahre

Doch dann kam alles anders, denn just in jenem Jahr wurde die Rennveranstaltung bis auf Weiteres abgeblasen. Nachdem das Bike sein Dasein als Dragracer in einer Scheune fristete, nahmen es die Brüder auseinander. 

Der Plan: Rahmen und Gabel in Eigenregie herstellen

In der guten Absicht, den Rahmen selbst zu bauen, besorgten sich Johan und Joris Rohre und Metall. Sogar die Gabel wollten sie in Eigenregie herstellen, ganz im Stil alter Motorräder und mit jeder Menge nachgemachter Gußteile – wären da nicht weitere Projekte gewesen, die immer mehr Zeit in Anspruch nahmen. Letztlich legten sie das Projekt erst mal zur Seite. 

Der Triumph-pre-unit-Rahmen brauchte etwas Zuwendung, wechselte dafür aber für einen guten Kurs den Besitzer

Irgendwann stolperten sie über einen Triumph-pre-unit-Rahmen, der etwas Zuwendung brauchte, dafür aber für einen guten Kurs zu haben war. Angesichts der Tatsache, dass ein Schwingenrahmen ohnehin komfortabler ist als ein Starrrahmen, nahm das Projekt wieder Schwung auf und die ursprünglichen Pläne wurden geändert.

Triumph Bonneville mit NSU-Girdergabel

Sie reparierten den Rahmen, setzten den Motor ein und montierten die Gabel einer alten NSU aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. Allerdings waren die Gummilager verschlissen und Ersatz war nirgends zu bekommen.

Die Gabel stammt aus deutscher Hand und war ursprünglich an einer NSU verbaut

Joris fand die passende Lösung bei einem Künstler, der 3D-Kunstwerke fertigt. Hier wurden die Lager kopiert und neu gedruckt – alte und neue Technik kommen zusammen. Mit einer neuen Feder und kleineren Modifikationen bildet die aufbereitete Gabel zusammen mit dem Vorderrad aus Joris 1966er Triumph 6T das neue Frontend für den Chopper.

Triumph Bonneville – Sauberer und schmaler Look

Ein Ein-Zoll-Dirt-Track-Lenker sorgt in Verbindung mit einem innenliegenden Gaszug und den Amal-Armaturen für einen sauberen und schmalen Look. Scheinwerfer und Rücklicht sind Flohmarkt-Schnäppchen, die einfach nur mit LED-Technik aufbereitet wurden. 

Das Design für die Lackierung trugen die Brüder schon ein paar Jahre mit sich herum, bis sie es endlich umsetzten

Auch am 1977er Motor legten Johan und Joris Hand an und überholten den Zweizylinder. Dank einer Pazon-Zündung und einer Boyer-Brandsden-Powerbox verzichtet das Motorrad gleich ganz auf eine Batterie. Beim Auspuff schließlich waren beide überzeugt, dass es besser wäre, ihn selbst zu bauen: »Wir konnten einfach keinen finden, der perfekt zu einem flachen Chopper passt.

Ein Triumph-Frontfender wanderte ans Backend

Ab diesem Punkt besorgten wir uns einen Do-it-yourself-Kit von Biltwell und bastelten uns Dämpfer und Anschlussflansche, da der Rohrdruchmesser wesentlich größer ist als beim Serienauspuff.« Am Heck verwendeten sie einen Triumph-Frontfender und montierten ihn an eine selbstgebaute Mini-Sissybar.

Manchmal dauert alles etwas länger und Pläne bleiben nur Vorsätze. Dass Johan und Joris ihr Chopper-Projekt dennoch fertiggestellt haben, ist wohl einer Mischung aus Zufall und Beharrlichkeit zu verdanken. Doch wer fragt am Ende danach, wenn so ein Ergebnis dabei herauskommt? Die gelbe Perle wird jedenfalls weiterstrahlen und auf die Rückkehr der JT Brothers warten

Auch Fußrasten und Bremspedal entstanden in Eigenregie. Beim Hinterreifen fiel die Wahl auf einen NOS 16 Zoll Super Ballon von Englebert, der hervorragend zum Stil des Bikes passte. »Tatsächlich stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen Autoreifen im Stil der 1930er Jahre handelte«, stellte Joris mit einem breiten Grinsen fest. Der Öltank einer BSA B33 und ein Customsitz komplettierten die Triumph. 

»Die Lackierung sollte knallen, ohne übertrieben zu wirken«

Bei der Lackierung gab es für die Brüder mehrere Optionen. »Über die Jahre spielten wir immer wieder mit verschiedenen Ideen, bis sich am Ende dieses Design durchsetzte«, so Joris. »Es sollte knallen, ohne übertrieben zu wirken.«

Der Motor stammt von 1977 und wurde eigenhändig von Johan und Joris überholt. Er bekam eine Pazon-Zündung samt Boyer-Brandsden-Powerbox. Das machte eine Batterie überflüssig

Gleichzeitig sollte es aber auch schön und trotzdem einfach sein, mit einem gewissen Etwas. Das sorgte natürlich dafür, dass die Lackierung etwas länger dauerte als geplant. Und so standen beide an einem Samstagmorgen noch immer in der Werkstatt, obwohl sie längst auf einem Treffen sein wollten, bei dem sie anschließend direkt einen Preis abräumten. 

Nach etlichen Customprojekten ist erstmal Schluss

Die JT Brothers haben in den vergangen Jahre etliche Customprojekte gestemmt, doch »das wird voraussichtlich unser letztes gemeinsames Projekt sein«, wie Joris anmerkt. »Die Umstände machen es meinem Bruder nicht mehr möglich, so viel Zeit und Energie in unsere Projekte zu stecken.

Gelb-goldene Flames auf gold-gelbem Lack

Und ja, es gibt mehr im Leben, als im Keller zu schrauben. Wir brauchen wieder mehr Zeit fürs Racing und Fahren an sich. Außerdem habe ich immer noch einen regulären Job.« Ihren Blog mit Berichten über ihre Road Trips, die Rennen und Treffen, werden sie trotzdem weiterführen. Vorerst gibt es zwar kein »to be continued«, doch wer weiß …

Info |  jtbrothers-motorcycles.blogspot.com

 

Floris Velthuis