Von Hinkley nach Jakarta: Joshua lebt in Indonesien und hat sich von Kickass Choppers seine Triumph Bonneville T100 ganz nach seinen Vorstellungen bauen lassen.

Indonesien hat über 240 Millionen Einwohner und steht an Platz vier der bevölkerungsreichsten Staaten. Trotz dieser Dichte von Menschen zählt Indonesien zu den zweiradverrückten Ländern und lebt eine ganz eigene Zweiradkultur.

In Indonesien wird Masse verkauft, nicht unbedingt Hightech

Die Indonesier lieben alles, was zwei Räder hat, zudem sind Fahrräder und hubraumschwache Bikes die wichtigsten Fortbewegungsmittel, vor allem in den immer dichter werdenden Städten. Und der Markt für motorisierte Zweiräder wächst seit Jahren kontinuierlich – mit einer der Gründe für die millionenfachen Stückzahlen von Honda & Co. Hier wird Masse verkauft, nicht unbedingt Hightech.

Die Krümmer entstanden in einer ekstatischen Schweißorgie

Wenn wir über Custombikes reden, so hat auch Indonesien seit mehr als einem Jahrzehnt eine wachsende Szene, die sich mittlerweile auch dem Mainstream anpasst, der in den USA, Europa und vor allem auch in Japan inzwischen den Takt vorgibt.

Harleys und europäische Bikes suchte man vergeblich

Die ersten Motorrad-Events in Südostasien ähnelten zu Beginn denn auch mehr Spaßveranstaltungen, gepaart mit einem Hauch Exotik. Harleys und europäische Bikes suchte man vergeblich, denn in diesem Teil der Welt sind die finanziellen Mittel des Durchschnitts der Bevölkerung begrenzt.

Die Fuß­hebeleien sind von fabelhafter Einfachheit

Es dominieren hauptsächlich Roller, Japaneisen und hubraumschwache Kleinkrafträder. Der Mangel an Big Twins und »echten« Motorrädern wird durch viel Kreativität und eine teilweise absurd hohe Anzahl an Arbeitsstunden, die in ein Bike fließen, wieder wettgemacht.

Kickass Choppers hat schon so einige Eisen unters Volk gebracht

Joshua, dessen Triumph Bobber mittlerweile über die Straßen Jakartas flaniert, ist zwar kein Customizer, aber er hat Geschmack, den nötigen finanziellen Backround und zählt den lokalen Customizer zu seinen Freunden. Veroland von Kickass Choppers ist kein Unbekannter mehr.

Knackig, kurz und leicht. Da genügen zwei Trommeln, um den Bobber sicher einzubremsen

Seine Bikes waren schon in diversen Magazinen zu sehen und über die Jahre hat er so einige Eisen unters Volk gebracht. Ihn zeichnet die tiefe Bindung und Liebe zu amerikanischen Motorrädern aus, aber auch anderen Marken gegenüber ist er aufgeschlossen. Dazu zählen alte XS-Yamahas, BMWs und Triumphs aus der Meriden-Ära oder auch Moto Guzzis. 

Triumph Bonneville T100 – Nur der Motor bleibt übrig

Zusammen knöpfen sich die beiden also Joshuas Bonneville T100 vor. Vom ursprünglichen Bike, das auf den Namen »Limey« getauft wird, bleibt nur der 865 Kubikzentimeter große Paralleltwin übrig, um den Veroland einen Starrrahmen maßschneidert – Bobber-Rahmen von der Stange gibt es in Indonesien nicht.

Der knappe Heckfender besteht aus Aluminium und ist, ebenso wie die Sitzpfanne mit der minimalistischen Polsterung, schwarz lackiert

Die Abmessungen des Bikes hält Veroland so kurz wie möglich, auch um den Oldschool-Dragsterreifen, der im Heck dreht, optisch zu betonen. Der knappe Heckfender besteht aus Aluminium und ist, ebenso wie die Sitzpfanne mit der minimalistischen Polsterung, schwarz lackiert. 

Die Trommelbremsen stammen von SR 500 und VT 600

Am Frontend arbeitet eine selbstkonstruierte Springergabel, die gleichzeitig auch so etwas wie Dämpfungseigenschaften aufweist. Da bei einem Bobber naturgemäß Höchstgeschwindigkeiten eher eine untergeordnete Rolle spielen, entscheidet man sich bei Kickass Choppers für Trommelbremsen, um das leicht geratene Bike wieder einzufangen. Vorn versieht ein Teil aus einer Yamaha SR 500 den Dienst, hinten das einer Honda VT 600. 

Die Trommelbremse vorn stammt von einer Yamaha SR 500 und war schon damals kein Wirkungswunder …

Auf der Motorseite fallen die Änderungen marginal aus. Keihin-Racing-Vergaser sorgen in Verbindung mit offenen Trichtern für die richtige Gemischbereitstellung, eine Titanauspuffanlage für den Abtransport der verbrannten Gase. Ähnliche Teile kommen auch in der MotoGP zum Einsatz.

Triumph Bonneville T100 – Der Bobber geht wie die Pest

Wenn man sich die filigranen Schweißnähte aus der Nähe betrachtet, dann ist das schon ein bisschen »Weldporn«, wie Veroland lachend feststellt. Für letzten Feinschliff am Motor sorgt eine Dyna-Zündung. Dank der gelungenen Abstimmungen geht Joshuas Bobber wie die Pest.

… das gilt nun auch für den Ölkühler, der frei nach dem Motto »Lieber gut versteckt als gut gekühlt« unter dem Motor platziert wurde

Auch wenn es etwas Selbstmörderisches an sich hat, in Anbetracht der Verkehrsdichte von Indonesiens Hauptstadt Jakarta, aber »Limey« lässt sich sogar »wheelen« und auf dem Hinterrad durch die Straßen treiben.

Mehrere erfolglose Versuche mit Customtanks

Beim Tank schließlich kehrt Veroland nach mehreren erfolglosen Versuchen mit Customtanks doch wieder zum Original zurück, das entsprechend modifiziert wird. Zwei Einsparungen für die Knie geben dem Spritbehälter einen sportlichen Touch, zudem bleiben die originalen Triumph-Logos erhalten.

Die Lackierung fällt, wie fast alles an dem Bike, minimalistisch aus. Schlichtes Blau mit rostigen Ornamenten setzt einen farblichen Akzent und soll zugleich so etwas wie die nicht vorhandene Patina darstellen. 

Nun ist ein englischer Bobber mehr in Jakarta unterwegs

Für Joshua erfüllt das Bike die hohen Erwartungen in jeder Hinsicht. Schließlich ist nun ein englischer Bobber mehr in Jakarta unterwegs. Zwar kein Big Twin, aber immer noch mehr als zehn Mal größer und stärker als die unzähligen Mopeds, die sonst den Verkehr zum kollabieren bringen. Und wegen Mainstream und so, wen interessiert das schon. Hauptsache es gefällt und fühlt sich gut an. 

Info | facebook.com/kickasschoppers

 

Frédéric Bagur