Jeder fängt mal an – mit nur 23 Jahren baut sich Hannes eine Suzuki VS 1400 Intruder komplett neu auf.

16 Jahre, auf dieses Alter fiebern viele Jugendliche hin, um endlich 125er fahren zu können und mobil unabhängig von Bus und Bahn zu sein. Kaum einer denkt daran, was er denn zwei Jahre später zweiradmäßig mal  bewegen könnte, erst recht nicht in Richtung Customizing.

Die Suzuki VS 1400 rutscht in den Fokus

Anders war das bei Hannes, bereits früh ist ihm klar, dass er kein Moped von der Stange fahren will und dass es in Richtung Chopper gehen soll. Da eine Harley für dieses Unterfangen eindeutig zu teuer ist, rutscht die 1400er Suzuki Intruder in den Fokus des jungen Kerls, die lässt zumindest nötige Geldreserven für den Umbau übrig.

Optisch sind die zehn Millimeter Radaufstandsversatz durch die Rahmen- änderung angepasst, aber auch beim Fahren macht es sich nicht negativ bemerkbar. Durch den tiefen Schwerpunkt ist die Fuhre extrem wendig. Theoretisch wären durch den großen Tank lange Fahrten ohne Tankstopp möglich, aber durch den kleinen Sitz ist die mögliche Fahrzeit natürlich begrenzt

Bemerkenswert dabei ist, dass Hannes die Intruder bereits mit sechzehn Jahren anschafft, denn rechtzeitig zum großen Führerschein soll der Umbau fertig sein. Schützenhilfe bekommt er beim Umbau von seinem Großvater, einem Schrauber alter Schule, der früher an NSUs geschraubt hat und sogar Rennen damit fuhr.

Pünktlich zum Achtzehnten ist die Trude fertig

Die Schule des Opas ist hart, Hannes lernt viel. In der Lehre zum Industriemechaniker werden außerdem die ersten Schweißkenntnisse erworben, pünktlich zum Achtzehnten ist die Trude fertig, doch einmal ist keinmal. Ein paar Jahre später kommt die Trude nochmal auf die Werkbank – mit hohen Zielen.

Die Gabelbrücken konstruierte der JungCustomizer selbst

Schon länger steht eine eigene Gabel auf dem Wunschzettel. Zunächst zeigen händische Zeichnungen auf Papier, wohin die Reise gehen soll. Danach entstehen richtige Konstruktionszeichnungen am Zeichenbrett, völlig oldschool. Da die heutigen CNC-Fräsen so eine Zeichnung nicht mehr verstehen, müssen die Pläne digitalisiert werden.

Vierzehn Stunden braucht die Fünf-Achs-Fräse für die Gabelbrücke

Ein Kumpel, der Maschinenbau studiert, hilft dabei. Für die endgültige Fertigung kommen Hannes berufliche Kontakte zu einem Maschinenbauer zugute. Der fährt selbst eine Harley und hat vollstes Verständnis für den Wunsch. Allein vierzehn Stunden braucht die Fünf-Achs-Fräse für die obere Gabelbrücke.

Der Tank mit dem martialischen Schriftzug dominiert das Bike, das in seinem Layout doch stark an den Stil der 2000er Jahre erinnert. Eine Zeit, in der der Erbauber gerade erst geboren war

Auch der Aluminium-Tank ist ein Einzelstück, allerdings schweißt der Jung-Customizer hier nur den Tunnel eigenhändig. Er selbst besitzt kein Alu-Schweißgerät. »Für die paar Mal, wo man das braucht, ist die Anschaffung einfach zu teuer«, erklärt er. Mittels Dämmplatten und Pappe modelliert er deshalb lediglich die künftige Form seines Spritgefäßes und gibt den Bauauftrag in gewerbliche Hände.

Damals war die Suzuki VS 1400 eines der beliebtesten Basisbikes

Zwar geht Hannes bei seinem Umbau den Weg der alten Schule, orientiert sich designmäßig aber an den späten 90er frühen 2000er Jahren, als die Intruder gerade in Deutschland eines der beliebtesten Basisbikes für Custom-Umbauten war. Da verwundert es, dass der Youngster nicht auf einen 280er-Reifen im Heck setzt, wie es seinerzeit vorrangig üblich war.

Gerade kann jeder, Hannes geht beim Fenderhalter auch mal Umwege

Neben Kostengründen ist es aber genau das, was den Youngster abhält: »Abgesehen davon, dass mir ein 210er-Reifen am besten gefällt, wollte ich mich von den Extremumbauten mit breiter Pelle abheben.« Genauso verfährt er in Sachen Lackierung, statt Glitzerhype gibts mattgraue Hausmannskost. Schade, dass der Großvater nicht mehr erleben konnte, wie Hannes sich verbissen seine zweite Umbaustufe erkämpft. Aber eine Erinnerung bleibt, die NSU Fox des Opas stand bei allen Arbeiten mit in der Garage.

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.