Im Prinzip dauert ein Umbau ja keine Ewigkeit. Anders bei der Suzuki LS 650 Savage unseres Mitarbeiters Lothar, denn da hat alles ein bisschen länger gebraucht.

Ende 2011 suchte ich nach einer LS 650 für meine Frau. Nach zwei Kindern und damit verbundener Abstinenz wollte sie nun doch wieder Mopped fahren, aber eben mit demselben Bike wie damals, einer Else. Im November war ich fündig geworden, für 1.150 Euro wechselte ein gut erhaltenes Exemplar, Baujahr 1997, den Besitzer. Im Prinzip war damit alles klar, wäre ich als treusorgender Ehemann nicht dem Customwahn verfallen. Das gute Stück konnte einfach nicht so bleiben, wie es war.

Suzuki LS 650 Savage im alten Stil

Die Eckpunkte des Umbaus waren schnell gesetzt, es sollte oldstylig werden. Also so, als wäre das Bike vor 50, 60 Jahren gebaut worden. Klar ging das nicht in allen Punkten, da die StVZO es schlicht nicht zulässt. Aber einige stilistische Mittel mussten passen. Da war die Farbgebung, glänzend einschichtig mit ein wenig Pinstriping sollte es sein, denn matt kannte damals noch keiner. Die nötige Technik, wie zum Beispiel Batterie oder Armaturen sollten bestmöglich versteckt werden. Auf der anderen Seite aber Parts, die normalerweise unsichtbar sind, öffentlich zur Schau gestellt werden.

Nicht gewöhnlich: Unmittelbar unter dem Sattel wurde die Blinkerhalterung platziert

Im Dezember war die Karre bereits in ihre Einzelteile zerlegt und im März ging es dann los. Der Rahmen wurde hinten gestutzt und die Federbeinaufnahme in den Rahmenoberzug versetzt, gleichzeitig kamen Aufnahmen für die Schwingsattelfedern an den Rahmen. Der Schwinge wurden ihre Rastenaufnahmen genommen und hinten Halter für den mitschwingenden Fender angeschweißt. Diese hatten Langlöcher, damit das Schutzblech zukünftig genau der Radstellung angepasst werden kann. Dann wurde die Karre bis auf den Motor zusammengesteckt und der Bau des Fenders begann.

Die Versorgung des Rücklichtes läuft auf dem Fender

Der Rohling wurde auf ein Zentimeter dicke Abstandshalter gelegt und bekam zunächst unten seinen Halter. Hinten stützt ihn ein aus einem Stück gebogenes 10-mm-Rohr ab. Wegen der minimalen Platzverhältnisse zum Rad beschloss ich, die Versorgung des Rücklichtes auf dem Fender laufen zu lassen. Um hinter dem Motor alles frei zu bekommen, entstand eine Batteriehalterung, die an den Auspuffhalter, also unter der Schwinge, geschraubt wird. Und dann … passierte erstmal gar nichts mehr.

Die eLSe ist das absolute Spaßgerät. Fährt wie ein Fahrrad, ist absolut agil und geht mit ihrem geringen Gewicht ab wie ein Zäpfchen. Nur der kleine Tank zwingt einen schon nach etwa 120 Kilomtern zum nächsten Tankstellenbesuch

Mitte 2013 trat mir meine Frau Astrid schließlich gehörig auf die Füße und siehe da, es ging weiter. Aber erstmal mit einem Rückschritt, die zunächst durchgeführte Rahmenänderung war nämlich nicht TÜV-tauglich. Und den behördlichen Segen sollte der Umbau in allen Belangen bekommen. Da kam ein 1989er-Rahmen für 120 Euro bei eBay gerade recht. Außerdem bot dieser zulassungsmäßig wesentlich mehr Möglichkeiten. Der Wunsch nach einem individuellen Auspuff und offenem Luftfilter wurde nun realisierbar.

Suzuki LS 650 Savage mit Sportster-Tank

Mittlerweile gefiel mir auch der originale Tank nicht mehr. Irgendwie sah er gegenüber dem Rest des Bikes viel zu groß aus. Der Spritbehälter einer alten Sportster bildete den idealen Ersatz. Dieser war nicht nur schlanker, sondern auch kürzer. Damit konnte der Schwingsattel gute vier Zentimeter weiter nach vorne rücken, was der Optik klar zugutekommt. Außerdem wollte Astrid den Lenker weiter hinten haben, wobei der Sitzversatz das Gleiche bewirkt. Nach langer Zeit des Überlegens war dann auch irgendwann klar, wo die ganzen Elektrikkomponenten hin kommen sollten. Nebenbei entstand ein moppedspezifischer Stromlaufplan.

Klassiker: Der Harley-Sportster-Tank hat schon so manchem Umbau seinen Stempel aufgedrückt

Nach Bau der entsprechenden Halter begann das Strippenziehen. Dann kam der Lenker an die Reihe. Wegen der minimalen Platzverhältnisse wurde die Tastersteuerung neben unsichtbaren Tastern in das Edelstahlrohr des Lenkers implantiert. Nachdem alles gepulvert und lackiert war, konnte das Custombike endlich zusammengebaut werden. Im August 2014 nahm es schließlich alle TÜV-Hürden. Aus einem effektiven Jahr sind fast drei geworden. Aber daran denkt jetzt keiner mehr, denn Astrid hat richtig Spaß an der Mopete und verbringt jede Menge Zeit auf ihrer Maschine.

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.