Straßenmoppeds zu Choppern umbauen kennen wir schon, bei dieser Suzuki LS 650 geht’s genau andersrum. Und weil ihr umgebaute Elsen augenscheinlich genauso mögt wie wir, gibt’s in den nächsten Tagen noch mehr …

Das Knallfahrrad, wie Jogi seine Else liebevoll nennt, ist nicht seine erste Savage. Er hat da noch eine, die chopperstylisch bereits 2001 zu fotografischen Ehren gelangte. Schon am Anfang dieses ersten Umbaus fing er an, sich alle möglichen Ersatzteile auf Halde zu legen. Ende der Neunziger war das Internet noch nicht der Verkaufsraum Nummer eins und man konnte vor Ort noch wirkliche Schnäppchen machen. Bei einem Roller-Händler in Duisburg etwa wollte er nur einen günstig angebotenen Motor abholen, zog dann aber noch einen 86er Rahmen mit Papieren für lau aus dem Schrott. Der Händler hatte die LS in Einzelteilen verkauft, für den Rahmen aber keinen Käufer gefunden.

Suzuki LS 650 – Vom Chopper zum Racer

Vor ein paar Jahren stolperte Jogi schließlich im Internet über einen Scrambler von Borile auf LS-Basis. »Interessant«, dachte er. »Dass man hochbeinige Motorräder als Chopper in die Knie zwingt ist bekannt, aber mal die ganz andere Richtung einzuschlagen hat auch seinen Reiz.« Kurz darauf präsentierte auch die amerikanische Firma RYCA ihre Umbausätze im Netz. Der Umbau als Cafe Racer erhielt dabei seine besondere Aufmerksamkeit und die Idee war geboren, so etwas in der Art in Deutschland TÜV-konform auf die Straße zu bringen. Es war auch eine ideale Möglichkeit, die Ersatzteilvorratskammer endlich mal zu verkleinern.

Dank des alten Baujahres darf die Savage wesentlich lauter knallen als neue Modelle

Vor dem ersten Handschlag musste aber das Gesamtkonzept stehen, weshalb noch eine gute Zeit des Denkens und Planens verging. Und dann ging es endlich los. Zunächst wurden die Räder in neue Dimensionen gebracht, da der hintere originale Ballonreifen so gar nicht mehr mit dem Gesamtplan harmonierte. Eine 18“-Alufelge wurde neu eingespeicht. Obwohl es vorne bei der Größe von 19 Zoll blieb, kam zu Gunsten der Optik der gleiche Typ Alufelge drauf wie hinten. Durch den größeren Gesamtdurchmesser des neuen Hinterrades zeigte sich die Schwinge nicht mehr aufnahmewillig. Anstelle einer Modifikation bestellte Jogi bei der Firma K&J ein neues Exemplar in Übergröße mit den entsprechenden Papieren für den angestrebten TÜV-Segen.

Der Tank stammt von einer 125er Suzi

Der Tank sollte optisch kleiner ausfallen, aber nicht unbedingt an Volumen einbüßen. Den Spritbehälter einer Suzuki GN125 zog er in die engere Wahl. Um das Ganze realistisch abzuchecken, wechselte zunächst ein verbeultes Exemplar für kleine Euros den Besitzer. Nachdem dieser sich bewiesen hatte, wurde ein intakter Behälter geordert. Natürlich stimmten die Halterungen nicht mit denen der eLSe überein. Im vorderen Rahmendreieck sind unter Blindstopfen diverse Bohrungen und Gewinde versteckt. Durch das obere Loch steckte Jogi eine Gewindestange und versah sie mit den Tankgummis. Hinten war es aufgrund des Eigenbauhecks einfacher, da dessen Grundplatte am originalen Halter befestigt ist und die entsprechenden Anschraubpunkte somit frei gewählt werden konnten.

»Der hintere Ballonreifen harmonierte so gar nicht mit dem Gesamtplan. Eine 18-Zoll-Alufelge musste her«

Die Batterie befindet sich neuerdings in einer Eigenbauhalterung unter der Schwinge. Wegen der geringen Platzreserven dort handelt es sich um eine Starterbatterie mit nur 7Ah, aber das reicht vollkommen. Oberhalb der Gabelbücken stammt nur noch der Lenker aus den Restbeständen. Da es sich hier um ein 22-mm-Rohr handelt, wurden alle anderen Komponenten entsprechend passend bei eBay ersteigert. So können sich beispielsweise der Gasgriff einer Yamaha oder die Bremsarmatur einer 125er-Aprilia einer neuen Lebensaufgabe erfreuen. Seit dem TÜV-Termin hat Jogi auch die offizielle Lizenz, sein Knallfahrrad auf der Straße zu bewegen und die anderen Motorrad-Fahrer damit zum Nachdenken über das mögliche Modell anzuregen, denn so sieht eine Savage normalerweise nicht aus.

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.